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Familiensache: in der Parkhütte Varusch

Auf der Pirsch nach Has und Hirsch

Sie liegt am Tor zum Schweizerischen Nationalpark im Engadin und ist allein schon einen Ausflug wert: die Parkhütte Varusch. Familie Gemperli will hier Tiere beobachten - und schläft mit dem Bären unter einer Decke.

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Für viele Ausflügler ist die Parkhütte Varusch, die man von S-chanf GR aus durch das Val Trupchun erreicht, der Startpunkt für eine Wanderung in den Schweizerischen Nationalpark. Für Familie Gemperli hingegen ist die heimelige Hütte das eigentliche Ziel. Und für Aaliyah, 7, ist es sogar schon der Weg dorthin. Und weil neben ihrem Bruder Levi, 4, auch die Kleinste der Familie, die einjährige Amalia, mit dabei ist, gehen die Gemperlis den Weg nicht zu Fuss. Sondern fahren mit der Kutsche. «Pferde sind meine Lieblingstiere», erzählt Zweitklässlerin Aaliyah auf der Fahrt dem Trupchun-Bach entlang zur Varusch-Hütte. «Und Delfine.»

Schon richtig viele Wanderer sind an diesem Vormittag unterwegs zum Schweizerischen Nationalpark, denn im September und Oktober ist Hirschbrunftzeit - und damit Hochsaison. Beim Informationsstand auf halbem Weg zur Varusch-Hütte beschreibt eine Passantin, die vom Park kommt, das eindrückliche Erlebnis: «Es hört sich an, als ob man durch einen grossen, knurrenden Magen wandern würde.»

Einen wilden Hirsch würde auch Levi gern sehen. Aber für ihn wäre die Wanderung noch zu anstrengend. Als die Familie aber bei der Varusch-Hütte ankommt, weiss der Bub schnell eine Lösung: Er springt zum Fernrohr, das vor der Hütte auf einer Stange befestigt ist. Geduldig sucht er den gegenüberliegenden bewaldeten Hang ab. «Du musst das Fernrohr weiter nach unten halten», empfiehlt eine Passantin, «dann siehst du wenigstens einen Hasen.» Den sieht Levi aber auch ohne Fernrohr, der Hase hoppelt nämlich durch sein Gehege auf dem Spielplatz der Varusch-Hütte. Hier gibts auch einen Sandkasten, eine Rutschbahn und eine Spielhütte, in der Levi und Aaliyah ruck, zuck verschwinden.

Mama Markéta, 38, und Papa Dominik, 44, reservieren schon mal einen Tisch und bestellen eine Grillplatte, denn wie man ihnen gesagt hat, wird die Terrasse am Mittag gut besucht sein. Vorher wollen sie aber noch hinunter zum Bach. Dort angekommen, springen Levi und Aaliyah zum Wasser und werfen Steine hinein. «Komm, wir klettern auf den Felsen dort hinten», ruft Aaliyah und rennt los. Levi springt sofort hinterher, stolpert aber und schlägt mit dem Kopf gegen einen Felsbrocken. Die Tränen fliessen - da helfen fürs Erste nur Mamas Notfalltropfen und Arnikakügeli.

Spätestens in der gemütlichen «Stüva», dem Varusch-Stübli, als Levi vor der riesigen Grillplatte sitzt, mag er wieder fröhlich lachen. Sogar die kleine Amalia greift schon gerne zu, vor allem bei den Wursträdli. Zum Dessert gibts Glace, danach dürfen die Kinder wieder auf den Spielplatz. Und wer weiss, vielleicht erhaschen sie am Nachmittag noch einen Blick auf einen Hirsch. Ansonsten holen sie das beim nächsten Besuch nach, wenn alle genug gross sind für eine Wanderung durch den Nationalpark. Da kann man von den Fusswegen aus mit etwas Glück Rothirsche, Gämsen, Murmeltiere und Steinböcke aus nächster Nähe beobachten. Und vielleicht sogar einen Braunbären. Heute Nacht jedoch macht der Teddybär unter der rot-weiss karierten Decke in der Varusch-Hütte die kleine Amalia restlos glücklich.

Von Christa Hürlimann am 30. Oktober 2015 - 14:06 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 15:45 Uhr