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Familiensache: Konzertreihe «Ohren auf!»

Kinder, spitzt die Ohren!

Konzerte für ein junges Publikum bedienen oft das gleiche Schema. Anders die Konzertreihe «Ohren auf!» Die Bands spielen ihr normales Repertoire. Die Kinder können mittanzen, mitsingen. Und verschiedene Musikstile hautnah erleben.

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An der Decke drehen die Disco-Kugeln ihre Runden, am Boden beobachten junge Musikfans gespannt das Treiben auf der Bühne. Einige haben sich bis ganz nach vorne gewagt, lehnen lässig an der Bühne. Weiter hinten atmet Alessia tief durch. In der linken Hand hält die Dreijährige einen Handschuh, gefüllt mit Popcorn. Die andere wird von ihrer Mutter Corinne Kellenberger, 42, fest umschlossen.

Sonntag, 15.15 Uhr. Vor den Türen des Zürcher Konzertlokals Stall 6 tanzen die ersten Schneeflocken. Drinnen, im ehemaligen Pferdestall, macht die Zürcher Band Los Dos den letzten kalten Zehen den Garaus. Sie spielen im Rahmen der Kinderkonzertreihe «Ohren auf!» ganz viel Boogie und Rock ’n’ Roll. Mitten im Gewusel: Corinne Kellenberger mit ihren Töchtern Alessia, Melina, 7, und Chiara, 11. Die alleinerziehende Mutter weiss nicht, was sie erwartet: «Wir haben uns mal ein Andrew-Bond-Konzert angesehen. Aber ich merke schon jetzt, dies lässt sich nicht vergleichen.»

Das Konzept der «Ohren auf!»-Kinderkonzerte im Stall 6 geht so: Die Bands spielen keine Kinderlieder, sondern ihre normalen Songs. Dabei wird die Lautstärke den kleinen Zuhörern angepasst, und die Musiker erzählen von ihren Erfahrungen auf Tour, den Geschichten hinter den Liedern oder der Herkunft ihrer Instrumente. Rund 300 junge Musikfans und ihre Eltern bekommen so die Möglichkeit, an ausgewählten Sonntagnachmittagen die verschiedensten musikalischen Stilrichtungen kennenzulernen. Von Jazz über Elektropop bis hin zu Rock ’n’ Roll.

Die manchmal ungewohnten Klänge sind für die kleinen Zuhörer kein Problem, wie die Organisatorin der Konzerte, Nadja Furrer, 30, erklärt. «Kinder haben noch keine Scheuklappen. Sie lieben es, Neues zu entdecken, und lassen sich unabhängig vom Musikstil gerne zum Mitsingen und Mittanzen animieren.» So stürmen die Kinder nach den Konzerten jeweils die Bühne, inspizieren die Instrumente und freuen sich über die Autogrammkarten.

Noch immer hält Alessia die Hand von ihrem Mami. Die beiden Voodoo-Totenköpfe, die Los Dos als Bühnendekoration dienen, findet sie ziemlich «gfürchig». Weiter vorne verfolgen aber ihre Schwestern das Konzert. Ein kleines Dilemma. Schliesslich getraut sich Alessia doch auch noch ganz nach vorne. Just in diesem Moment kündigt der Sänger von Los Dos - Han Sue Lee Tischhauser heisst er - das nächste Lied an: «De Blues sitzt zmitzt i mim Chnoche». (Originaltitel: «Blues in My Bones»). Die Kinder müssen kichern. «Kenned er das au?», fragt Tischhauser. «Wenn eim de Blues im Chnoche hocked? Wenn ja, bitte Händ ue!» Giggelnd strecken einige ihre Arme in die Luft.

Nach einigen Minuten mit ihren Schwestern vorne an der Bühne wirft Alessia ihre Bedenken über Bord. Zusammen mit Melina beginnt sie ausgelassen zu tanzen. Mal im Kreis zu zweit. Dann wieder hüpfend alleine. Überhaupt bleibt fast kein Kind sitzen - zu mitreissend und animierend spielen Los Dos. Da tanzen die Eltern mit ihren Kindern oder auch mal das Mami mit dem Papi. Nach einer Stunde ists aus mit Boogie und Rock ’n’ Roll. Die Kellenberger-Mädchen strahlen mit ihren roten Wangen um die Wette. Einen Nachmittag lang tanzen macht müde und glücklich. «Die Musiker haben sich richtig auf die Kinder eingelassen», freut sich Corinne Kellenberger. Und ihre Töchter sind sich einig: Zu dieser Musik muss man sich einfach bewegen. Und so hüpft dann Alessia bis zur Garderobe. Während die Disco-Kugeln weiter ihre Runden drehen.

Nächste Konzerte: 20. Dezember 2015: From Kid - 10. Januar 2016: True. Weitere Infos www.ohrenauf.ch

Von Manuela Enggist am 18. Dezember 2015 - 14:25 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 15:33 Uhr