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Erkrankung des Nervensystems

Neue Hoffnung im Kampf gegen multiple Sklerose

Neue Daten zur oralen Therapie, neue Studien zum Verlauf und neue Wirkstoffe erlauben eine individuelle Behandlung von multipler Sklerose. Wichtig: Je früher die Behandlung beginnt, desto besser die Lebensqualität.

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multiple Sklerose
iStock


Bei der Therapie der multiplen Sklerose hat eine neue Ära begonnen, die sehr viel Hoffnung weckt. Noch nie war die Aussicht, die Krankheit in einem frühen Stadium wirksam behandeln und Weichen stellen zu können, so gross wie heute. Neue, sehr positive Daten zur bestehenden oralen Therapie, kürzlich zugelassene neue Medikamente, bald zugelassene neuartige immunologische Therapien sowie eine Vielzahl neuer Wirkstoffe in fortgeschrittener klinischer Prüfung erlauben eine viel individuellere Behandlung von MS, als dies früher möglich war. Die neuen Therapieoptionen sollen nicht nur mehr Behandlungskomfort bringen, sondern auch mehr Wirksamkeit und mehr Sicherheit.
Eine frühzeitige effiziente Therapie verlangsamt das Fortschreiten von MS. Zudem scheint die Wirksamkeit der Medikamente in den ersten Jahren der Behandlung sogar noch besser, sodass viele Patienten für lange Zeit oder teilweise sogar lebenslang eine gute Lebensqualität erwarten können. Die MS-Spezialisten sind zuversichtlich, dass die Anzahl der MS-Betroffenen, die im privaten und beruflichen Leben Einschränkungen hinnehmen müssen, in Zukunft weiter abnimmt. Vielen Betroffenen geht es mit den modernen Medikamenten jahrzehntelang oder sogar dauerhaft so gut, dass sie ihren gewohnten Alltag leben können. Einige machen sogar Spitzensport.

«Zunehmend in den Fokus rückt bei der Behandlung der MS deren Auswirkungen auf das Gehirn», sagt Privatdozent Dr. Michael Linnebank, Leitender Arzt am Universitätsspital Zürich. «Bis vor wenigen Jahren stand die Reduktion der MS-typischen Schübe im Vordergrund von Therapie und Forschung. Durch die Schübe allein kann man jedoch das Fortschreiten der Behinderung nicht erklären. Bei der MS kommt es zusätzlich zur sogenannten Hirnatrophie, zu einem Absterben von Hirnzellen und damit zu Hirnschwund.» Die Hirnatrophie ist eigentlich eine normale Folge des Älterwerdens. So verliert jeder Mensch ab dem 20. Lebensjahr an Hirnmasse. Bei Menschen mit MS ist der Verlust jedoch gesteigert. Grund: Die durch die MS fehlgeleiteten Abwehrzellen des Körpers dringen über die Blut-Hirn-Schranke in das Gehirn ein und zerstören dort nicht nur die Ummantelungen der Nerven, sondern verursachen auch einen beschleunigten Hirnabbau. Anfangs vermag das Gehirn die Defizite noch auszugleichen. Geht jedoch eine kritische Masse an Nervenzellen verloren, macht sich der Hirnschwund bemerkbar, beispielsweise durch eingeschränkte Aufmerksamkeit oder Konzentrationsfähigkeit, Sprachstörungen oder Verlangsamung im Denken und im Erfassen von Informationen. Moderne Behandlungsoptionen sind heute in der Lage, das Hirngewebe vor Verlust von Nervengewebe teilweise zu schützen.

Der Fortschritt in der Behandlung von MS hat auch seinen Preis. Das zeigt sich nirgendwo deutlicher als bei einem Wirkstoff, der ursprünglich in einer Mischung verschiedener Substanzen zur Behandlung von Psoriasis eingesetzt wurde. Forscher entdeckten, dass er bei MS-Patienten die Anzahl der Schübe deutlich verringert. Seither stellten diverse Apotheker entsprechende Präparate her. Dieses Jahr hat ein Pharmaunternehmen den Wirkstoff als offiziell zugelassenes Medikament lanciert, nachdem es ein grosses klinisches Prüfprogramm mit über 3600 Patienten durchlaufen und so den Nachweis sowohl für Wirksamkeit als auch für Sicherheit für die Patienten erbracht hatte. Den deutlich höheren Preis könnte man versuchen zu unterlaufen, indem weiterhin die günstigeren Präparate eingesetzt werden. Privatdozent Dr. Michael Linnebank gibt jedoch zu bedenken, dass die Ersatzpräparate mit dem klinisch getesteten und zugelassenen Produkt nicht identisch sind. Dieses enthält Mikropellets für eine langsamere und konstantere Wirkstofffreisetzung.

MS: Betroffene Regionen, mögliche Symptome

Grosshirn
• kognitive Störungen
• psychische Störungen
• Müdigkeit

Sehnerv
• verschwommenes Sehen
• Blindheit

Kleinhirn und Hirnstamm
• Doppelbilder
• Störungen beim Sprechen, Schlucken
• Zittern, Bewegungsstörungen
• Koordinationsstörungen

Rückenmark
• Spastik, Lähmungen, Gangstörungen
• Blasen-/Darmstörungen
• sexuelle Funktions-- störungen

 
Von Dr. med. Samuel Stutz am 28. Oktober 2014 - 20:50 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 16:51 Uhr