Heilfasten

Reicher werden durch Verzicht!

Fasten geht bei Weitem über die Gewichtsreduktion hinaus. Das medizinische Fasten gilt als Jungbrunnen für den Körper, stärkt gesunde Zellen und soll sogar Tumorzellen schwächen. Der Wert des Heilfastens ist darum nicht nur einfach auf der Waage ablesbar.

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Fasten macht Spass. Spätestens am dritten Fastentag hebt sich die Stimmung.

Die Fastenzeit des römisch-katholischen Kalenders wird diesen Karsamstag offiziell beendet. Die Schoko-Osterhasen stehen schon zum Naschen bereit. Und im Check-up der Schweizer Illustrierten geht es wieder ums Fasten?! Jetzt, wo wir uns doch während ein paar Tagen dem Pralinengenuss hingeben möchten?

Das Fasten, um das es hier geht, hat weniger mit einem Verzicht auf Zucker, Kohlenhydrate oder vielleicht gar auch auf Alkohol und Zigaretten zu tun. Hier geht es um das sogenannte Heilfasten, eine ganzheitliche Methode. Am beliebtesten ist wohl das Konzept nach Buchinger. Andere bekannte Kuren sind etwa die F.-X.-Mayr-Kur, bei der im Wesentlichen eine Diät aus Milch und trockenen Semmeln im Mittelpunkt steht. Oder die Schrothkur, die vor allem aus einer Abfolge von Trink- und Trockentagen besteht.

Alle diese Methoden haben einen ganzheitlichen Ansatz, der über die medizinisch betreute Nahrungsreduktion hinausgeht und körperliche Bewegung sowie weitere Therapien mit einschliesst. Kein Wunder, lässt sich diese Art von Fasten nur in einer darauf spezialisierten Klinik durchführen.

Die bekanntesten Fastenkliniken sind die von Buchinger Wilhelmi. Der Arzt Dr. Otto Buchinger (1878–1966) gründete seine erste Fastenklinik 1953 in Überlingen am Bodensee. Heute leitet dessen Enkel Raimund Wilhelmi mit seiner Frau Dr. med. Françoise Wilhelmi de Toledo die Klinik in der dritten Generation. 1973 gründete Buchingers Tochter Maria ein zweites Standbein in Marbella in Südspanien. Die Clínica Buchinger ist die einzige Klinik für Heilfasten und integrative Medizin in ganz Südeuropa.

Beim Buchinger-Heilfasten geht es weniger darum, abzuspecken. Vielmehr bietet sie die Chance für körperliche und seelische Reinigung und Heilung. Die Heilfastenmethode beruht im Kern auf einem integrativen Konzept, das sich aus drei Bausteinen zusammensetzt: Ernährung, Bewegung und Entspannung. Die optimale Dauer der Fastentherapie beträgt unter ärztlicher Aufsicht drei Wochen. Es beginnt mit einem Vorbereitungstag, an dem die Entleerung des Darms – mittels Glaubersalz oder Kolon-Hydro-Therapie – im Vordergrund steht. In den folgenden zehn bis sechzehn Tagen werden nur noch Fruchtsaft, Kräutertee und Bouillon getrunken. Danach gibts mindestens drei Aufbautage, wo der Organismus mit Schonkost wieder an die normale Ernährung gewöhnt wird.

Empfohlen wird übrigens, dass die Kur alleine, ohne Partner, durchgeführt wird. Denn wer fastet, begibt sich auf eine Reise zu sich selbst. «Dadurch, dass der Körper nicht mehr mit Verdauen beschäftigt ist, werden Kräfte frei. Dinge kommen an die Oberfläche, die sonst geschluckt werden», sagt Gabriele Gross, Psychologin der Klinik in Marbella.

Im Visier hat die Kur aber vor allem auch den Körper. «Fasten ist nicht nur ein Urlaub für den Magen-Darm-Trakt», sagt Dr. med. Jose García, leitender Arzt in der Clínica Buchinger in Marbella, «wir können dank Fasten viele akute und chronische Beschwerden und Krankheiten positiv beeinflussen und so eine Harmonisierung gestörter Stoffwechselvorgänge bewirken».

In den ersten drei Tagen der Fastenkur schaltet der Körper auf psychischer, neurologischer und hormoneller Ebene um. Herz und Kreislauf werden entlastet. Die Fliesseigenschaften des Blutes verbessern sich und erleichtern so den Stoff- und Gasaustausch in den Kapillaren. Danach wird die Eiweissverbrennung sparsamer, zunehmend tritt an ihre Stelle die Verbrennung von Fettsäuren, Glycerin und Ketonkörpern. Dank dieser Fastenketose nehmen wir Hungergefühle nicht mehr wahr. Viele Fastende erleben in dieser Zeit ein regelrechtes Hochgefühl, verursacht durch die stimulierende Wirkung auf den Serotoninstoffwechsel.

Die Buchinger-Fastenkur soll Linderung bei Rheuma, Gicht, Hautkrankheiten, Migräne und Diabetes Typ 2 bringen. Und neueste Experimente des Biologen Valter Longo aus Los Angeles gehen sogar noch einen Schritt weiter: Medizinisches Fasten soll gesunde Zellen stärken und Tumorzellen schwächen. Salopp ausgedrückt ist Fasten also der Albtraum für jede Krebszelle. Noch lassen sich Longos Tierversuche aber nicht eins zu eins auf den Menschen übertragen.

CHECK
Das müssen Sie wissen

So fasten Sie richtig:

  • Am besten nehmen Sie sich eine Auszeit fürs Fasten – Ihr Körper braucht Ruhe.
  • Ohne ärztliche Aufsicht sollten Sie nicht länger als fünf Tage fasten.
  • Am besten eignen sich Molke-, Saft- oder Basenkuren.
  • Bereiten Sie Ihren Körper mit zwei Obst- oder Rohkosttagen aufs Fasten vor.
  • Das Fastenbrechen (Beenden des Fastens) sollten Sie nicht überstürzen, sondern dafür zwei bis vier Aufbautage einlegen.
Von Andrea Vogel am 30. März 2013 - 13:22 Uhr, aktualisiert 21. Januar 2019 - 00:10 Uhr