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Cindy Sherman: Grosse Retrospektive in Zürich

Provokation ist ihr Stil

Cindy Sherman zählt zu den wichtigsten Vertreterinnen der inszenierten Fotografie. Zürich zeigt eine beeindruckende Retrospektive.

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Cindy Sherman

Zahlen, keine Titel Cindy Sherman gibt ihren Bildern keine Namen: Der Betrachter soll sich so seine eigene Story ausdenken können. 

SIK-ISEA Zürich

Eins ist sicher: Cindy Shermans Bilder lassen niemanden unberührt. Die amerikanische Fotografin und Videokünstlerin bedient sich bei Stilelementen aus der Werbung, des Kinos sowie der klassischen Malerei und schafft so eine klare und einprägsame Bildsprache. Was aber nicht heisst, dass ihre Werke leicht entzifferbar und stets auf Anhieb verständlich sind. Eine Konstante ist jedoch in Cindy Shermans Œuvre auszumachen: Die Künstlerin steht nicht nur hinter der Kamera, sondern meist auch davor.

Bereits Mitte der 70er-Jahre beginnt Cindy Sherman, 58, in ihrem Werk Fragen über Identität, (Geschlechter-)Rollen und Körperlichkeit zu stellen. Immer wieder schlüpft sie in andere Gestalten, verfremdet ihr Äusseres, umgibt sie mit einem Hauch von Horror oder zieht sie ins Groteske. Wie die schöne Muttergottes mit Kind (vermutlich nach einem Werk aus der Renaissance), die mit der zur Schau gestellten Brustprothese den Betrachter irritiert (o.). Auch der Titel hilft nicht weiter, denn Cindy Shermans Fotografien tragen keine Bezeichnung. «Der Betrachter soll die in den Bildern angelegten Geschichten selber entwickeln und sich einen Titel aussuchen.»

Mit «Untitled Horrors» zeigt das Kunsthaus Zürich zum ersten Mal eine umfassende Ausstellung von Cindy Sherman, die – nach Andy Warhol – wohl die bedeutendste Künstlerin der filmischen und fotografischen Selbsterforschung ist. Zu sehen sind über hundert Werke aus den verschiedenen Schaffensperioden wie die berühmte «Untitled Film Stills»-Serie aus der Frühphase, die an den amerikanischen Film noir erinnert, oder die «Sex Pictures»-Serie aus dem Jahre 1992. Sie alle thematisieren das, womit sich die Künstlerin in den letzten vier Jahrzehnten beschäftigt hat: den grundlegenden Fragen der menschlichen Existenz.

Die Hängung in der Schau verläuft nicht chronologisch. Durch unerwartete Kombinationen öffnet sich ein frischer Blick auf die Arbeiten der New Yorkerin. 

Kunsthaus Zürich Ab 6. 6. bis 14. 9.
Di/Fr/Sa/So 10–18, Mi/Do 10–20 Uhr
Tel. 044 253 84 84, www.kunsthaus.ch
Publikation CHF 49.–

Von Kati Moser am 4. August 2014 - 18:28 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 17:21 Uhr