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Dieter Hall in Zürich

Die Essenz der Wirklichkeit

Dieter Hall ist ein Figurativer Maler, der fast drei Jahrzehnte in New York lebte. Nun zeigt er bemerkenswerte Porträts und Interieurs.

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Dieter Hall in Zürich

Noch ruht sich der Künstler nicht aus. Dieter Hall in den Räumlichkeiten der Stiftung Albert und Melanie Rüegg.

Raja Läubli

Stühle haben Dieter Hall, 59, immer fasziniert. Sie sind interessanter als Tische, gehören zu den wichtigsten Einrichtungsgegenständen der westlichen Welt und sind die häufigsten Motive in einem Stillleben. Schief, unproportioniert, mal drei-, mal vierbeinig tauchen sie in den Arbeiten von Dieter Hall auf. Protagonisten menschenleerer Räume. Ein Teddybär hier, eine rote Jacke dort (Bild oben rechts) deuten auf mögliche Mitbewohner. Dieter Hall, der 2011 – nach 30 Jahren Lower East Side, New York – wieder nach Zürich zurückgekehrt ist, malt mit Vorliebe Interieurs, Porträts und Landschaften. «Ich erfinde nichts», sagt der Maler. Mit Skizzenblock und Fotoapparat geht er auf Motivsuche. Nicht selten arrangiert der Zürcher Objekte zu einem Bild, die er dann mit der Kamera festhält. Sogar bei den Porträts – bis heute allesamt von Freunden – greift Dieter Hall zum Fotoapparat. «Beim Malen bin ich lieber allein, kann mich sonst schlecht konzentrieren und zu wenig distanzieren.» Er lächelt und fügt hinzu: «Ich will die Porträtierten neu erfinden, ihr Wesen erfassen.»

Unmittelbar nach Abschluss seines Studiums der Kunstgeschichte und der deutschen Literatur an der Universität Zürich ging Dieter Hall 1983 für ein halbes Jahr nach New York. Wie so viele vor ihm bleibt der junge Mann in der brodelnden Metropole hängen. Er malt und hält sich mit «odd jobs» (Gelegenheitsarbeiten) über Wasser. Stipendien und erste Verkäufe stellen sich ein. «Die 80er-Jahre in New York waren unglaublich kreativ!» Dieter Hall bleibt in seiner Arbeit stets figurativ. Sein Pinselstrich ist kräftig, manchmal pastös, die Bildausschnitte sind oft eigenwillig gewählt, die Formate teils schmal und hoch. In der aktuellen Ausstellung zeigt der Künstler Interieurs und Porträts aus den letzten 20 Jahren. Die stimmigen Landschaften und die bemerkenswerten Männerakte werden ein anderes Mal bestimmt wieder zum Zuge kommen. 

Stiftung Kunstsammlung
Albert und Melanie Rüegg Zürich
Bis 8. 11. Mi–Fr 12–18.30, Sa 11–17 Uhr
Tel. 043 818 54 06, www.kunstsammlung-ruegg.ch

Von Kati Moser am 16. September 2014 - 18:42 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 16:58 Uhr