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Peter Bräuninger

Die Ästhetik der Nacht

Die Graphische Sammlung der ETH Zürich zeigt mit «Schattenreisen» eine repräsentative Schau des Druckgrafikers Peter Bräuninger.

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Peter Bräuninger zeigt Graphische Ausstellung an der ETH Zürich

Ungebrochenes Fernweh: Der Künstler und ehemalige Matrose Peter Bräuninger inmitten seiner aktuellen Ausstellung. 

Roger Hofstetter

Die ganze Vielfalt, der ganze Reiz, die ganze Schönheit des Lebens besteht aus Schatten und Licht.» Was Tolstoi im Roman «Anna Karenina» in Worte fasst, hält Peter Bräuninger, 65, in seinen faszinierenden Radierungen fest. Ob Hafenszenen, Hochseedampfer, Einblicke ins Rotlichtmilieu oder menschenleere Zimmer - alle Szenen sind in schummriges Zwielicht getaucht. Die Reduktion auf Schwarz und Weiss verstärkt noch die Magie der realistisch abgebildeten Szenen.

Der vielfach ausgezeichnete Zürcher Künstler hat sich in seinem Werk ganz der geheimnisvollen Schattenwelt rund um den Hafen verschrieben. Das kommt nicht von ungefähr. Schon als Jugendlicher fasziniert ihn die Welt der Schiffe, lockt die Weite des Meeres. Als gelernter Matrose reist er in die Welt, «bis es zu langweilig wurde». Er hängt den Beruf - nicht jedoch seine Schirmmütze - an den Nagel und verbindet das Fernweh mit seinem Zeichentalent.

Seit vierzig Jahren lebt Peter Bräuninger nun in Genua und Hamburg, hat in beiden Städten ein Atelier - natürlich in der Hafengegend. Während an der Elbe die Immobilienpreise explodieren, ist es im Hafen von Genua gefährlich: «Das ist keine Gegend für eine Sonntagsschule», sagt der Künstler lapidar, «dafür künstlerisch umso inspirierender.» Basierend auf Skizzen und Zeichnungen, die er bei nächtlichen Streifzügen durch seine Umgebung festhält, schafft Peter Bräuninger später im Atelier seine Arbeiten. Pro Werk gibt es höchstens 20 Abzüge, da er Radierplatten aus Zink, nicht aus dem haltbareren Kupfer verwendet. «Diese Technik zwingt mich zu Genauigkeit und Präzision.»

Der Künstler, der sich selbst als «Mann des 19. Jahrhunderts» beschreibt, erzählt in seinen Blättern kleine Geschichten. Rund 80 Werke aus dem stattlichen Archiv Peter Bräuningers sind nun in der Graphischen Sammlung der ETH zu sehen. Keine laute Kunst. Dafür in ihrer Feinheit grossartig.

Graphische Sammlung der ETH Zürich
21. August - 18. Oktober, Mo - Fr 10 - 17, Mi bis 19 Uhr
Tel. 044 632 40 46
Publikation CHF 48.–

Von Anina Rether am 19. August 2013 - 19:38 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 18:27 Uhr