Bunsenbrenner, Gasflaschen, Herdplatten, darauf grosse Kochtöpfe und in der Luft ein intensiver Geruch nach Wachs – Patrick Lo Giudices grosszügiges Atelier in Niederurnen GL gleicht einer Werkstatt. Der gebürtige Zürcher hat sich auf die Technik der Enkaustik spezialisiert. Bei dem uralten Verfahren werden die Farbpigmente durch heisses Wachs gebunden und wirken dadurch milchig, wie mit Pergamentpapier überzogen. Die Prozedur klingt einfacher, als sie ist. Die ideale Temperatur, die richtige Wachsmischung, die passende Unterlage musste der Künstler erst finden. Und dann die Haltbarkeit – das Wachs darf weder schmelzen noch rissig werden und sollte Temperaturschwankungen von 0 bis 90 Grad aushalten. «Das Rezept ist geheim. Ich habe dafür lange rumgepröbelt», sagt Patrick Lo Giudice. Dass dabei beinahe sein Holzhaus in Amden abgebrannt ist, hat ihn vor Jahren dazu bewogen, sein Atelier auszulagern.
Auch wenn er zwischendurch Farben und Pinsel zur Hand nimmt, die meisten seiner Werke basieren auf Fotografien, die er im Archiv befreundeter Sammler, in alten Bildbänden oder auf Flohmärkten findet. Grosse Aufmerksamkeit erhielten der Zyklus «Cosa Nostra» (2008), in dem der Künstler mit sizilianischen Wurzeln das Grauen der Mafiamorde thematisierte, sowie «Afrika» (2011), basierend auf Fotografien von Walter Othmar Schicker, der in den 1940er-Jahren rituelle Handlungen in Schwarzafrika festhielt.Still und nachdenklich kommen dagegen seine neusten Arbeiten daher: eine verlassene Parkbank, spielende Kinder, ein Fährmann. Poesie, in Wachs getaucht.