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Viagra

Männer unter Druck: Wenn ohne Pille nichts geht

Je offener die Gesellschaft mit dem Thema Sex umgeht, desto mehr fühlen sich Männer gefordert. Helfen soll Viagra. Die Folgen: Immer mehr junge Männer werden abhängig von der blauen Wunderpille - und geraten in einen Teufelskreis aus Druck und Liebespech. SI online hat mit «Blick»-Sexberaterin Caroline Fux über das Thema gesprochen.

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Wenn ohne Viagra im Bett Flaute herrscht, wird Blau zur Farbe der Verzweiflung.
Getty Images

Eigentlich wäre das Potenzmittel Viagra ja für Männer mit Erektionsstörungen gedacht und würde, wenn nötig, vom Arzt verschrieben werden. Seit die blaue Pille aber Ende der 90er-Jahre auf den Markt gekommen ist, hat sie sich nahezu zur Alltagsdroge entwickelt. Kaum ein Mann hat sie noch nicht probiert - aus reiner Neugier natürlich. Wie schnell aus dieser Neugier Abhängigkeit werden kann, hat jetzt ein 32-jähriger Engländer gegenüber «DailyMail» verraten.

Wenn Daniel mit einer Frau schlafen will, dann wirft er vor dem Akt zwei Viagra ein, er kann nicht anders. Er kann ohne gar nicht mehr. Daniel gehört damit zu einer immer grösser werdenden Gruppe von jungen Männern, die in Zeiten von Internetpornos und sexuell aufgeschlossenen Frauen den Druck verspüren, eine Maschine im Bett sein zu müssen. Sextherapeut Raymond Francis kennt das Viagra-Problem: «Diese Männer haben keinerlei physischen Probleme, die eine Erektionsstörung verursachen könnten. Sie glauben vielmehr, es zu brauchen, weil sie zu hohe Ansprüche an sich selbst stellen. Und weil sie zu wissen glauben, was Frauen im Bett wollen.» Dies wiederum hängt, geht es nach Raymond, mit der sexuellen Emanzipation der Frau im Generellen zusammen. «Heute sind Frauen erfolgreich im Beruf und wollen die gleiche Freiheit und Stärke in ihrem Sexleben empfinden.» Immer mehr Männer gerieten so unter erheblichen Leistungsdruck.

Das ist gemäss «Blick»-Sexberaterin Caroline Fux in der Schweiz ebenso der Fall: «Der Leistungsdruck hat heute ganz klar die Sexualität erreicht. Pornos und generell die Medien zeichnen das Bild einer perfekten Sexualität. Für den Mann heisst das: Er kann jederzeit, Stunden lang und ist superhart dabei. Leider können sich immer weniger Männer dahingehend abgrenzen, dass die Realität eben anders aussieht», sagt sie zu SI online.

ANSPRÜCHE REALISTISCH HALTEN
In den letzten sechs Jahren verzeichnen Psychologen in Grossbritannien einen enormen Anstieg an Viagra-Abhängigen zwischen 22 und 35 Jahren. Die Website Viagraholics.com zeigt zudem, dass Männer, die der «blauen Fee» verfallen sind, ähnliche Züge wie beispielsweise ein Alkoholiker aufweisen und entsprechend ähnliche Hilfe benötigen - auch wenn die Abhängikeit psychisch und nicht physisch ist. Betroffene klagen über gescheiterte Beziehungen und häufig auch über Probleme im Berufsleben.

Könnten am Ende die Frauen dafür sorgen, dass sich die Männer wieder freier fühlen dürfen? «Die Sexualität zu pflegen ist zwar ganz klar eine Aufgabe beider Partner. Dazu gehört, dass man fair und realistisch ist mit seinen Ansprüchen den anderen gegenüber», sagt Expertin Fux, aber: «Es liegt primär in der Eigenverantwortung jedes Menschen, mit den eigenen Ressourcen vernünftig umzugehen.» Und statt sich dem Alltag und den Gründen, warum der Sexualität der Schnauf ausgeht zu stellen, sei die Versuchung eben oft grösser, zur «Zauberpille» zu greifen.

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Dass ein Mann im Zuge seiner sexuellen Entfaltung vielleicht aber auch mal Viagra ausprobiert, findet Fux nachvollziehbar, doch auch da appelliert sie an den Verstand eines jeden Mannes: «Man sollte sich auch offen und ehrlich fragen, warum einen so ein Experiment reizt. Ist es Neugier? Fühlt man sich vielleicht doch unzulänglich? Und wenn ja, wieso?»

Von Barbara Lanz am 13. Oktober 2012 - 10:22 Uhr, aktualisiert 21. Januar 2019 - 00:15 Uhr