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Roger Graf

Nachgefragt

Schauderhaft erfolgreich. Der Zürcher Schriftsteller Roger Graf, 52, erfand vor 21 Jahren die Hörspielfigur Philip Maloney. Jetzt geriet er ins Fadenkreuz der Radiostiftung.

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Roger Graf, Schriftsteller
Kurt Meier

Schweizer Illustrierte: Herr Graf, für Ihre Hörspielreihe «Die haarsträubenden Fälle des Philip Maloney» wurden Sie mit dem Zürcher Radiopreis ausgezeichnet – dotiert mit 25 000 Franken. Maloney würde davon Whisky kaufen …
Roger Graf: Von dem, was übrig bleibt, nachdem er längst fällige Rechnungen bezahlt hat.

Welches ist Ihr Lieblings-Whisky?
Neben schottischen Single Malts, mag ich auch die herben irischen und vor allem kernige Bourbons.

1989 löste Maloney seinen ersten Fall. Die Hörspiel-Verantwortlichen beim Schweizer Radio rümpften darüber damals die Nase.
Das ist vermutlich überall so, wenn ein Greenhorn es wagt, ungefragt einfach loszulegen. Maloney war für das Hörspiel wie Punk für die Rockmusik. Ich beherrschte nur ein paar Akkorde, aber ich schrieb und produzierte schnell, frech und direkt.

Ist der Preis eine verspätete Entschuldigung?
Eher eine Anerkennung. Dass da etwas Spezielles entstanden ist, hat man ja auch radiointern bemerkt. Hätte ich keine Rückendeckung gehabt, wäre Maloney aus dem Programm verschwunden.

Der Erfolg der Serie hängt auch mit der Stimme des Schauspielers Michael Schacht zusammen. Wie fanden Sie diese Idealbesetzung?
Es gab kein ausgearbeitetes Konzept und kein Casting. Ich arbeitete mit den Leuten, mit denen ich schon zuvor Radio-Sketche produziert hatte. Sowohl die Figuren als auch die Interpretationen entwickelten sich während der ersten zwanzig Folgen zu dem, was sie heute sind.

Ihre Berufskollegin Agatha Christie sagte: «I hate journalists» – und liess sie in ihren Büchern immer besonders brutal sterben. Welches sind Ihre bevorzugten Opfer?
Auch ich habe ein ambivalentes Verhältnis zu Journalisten. Ich gehe Ihnen oft aus dem Weg, dafür lasse ich sie am Leben.

Maloney lebt nicht extrem gesundheitsbewusst. Wie lange hält er noch durch?Solange ich mein Interesse an ihm nicht verliere. Er ist weniger vom Whisky als von seinem Autor abhängig. Aber verraten Sie ihm das nicht.

Von Thomas Renggli am 27. November 2010 - 14:19 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 20:06 Uhr