Schweizer Illustrierte: Herr Steck, was tut Ihnen am meisten weh?
Ueli Steck: Ich bin mit blauen Flecken und Schürfungen an der Schulter und am Oberschenkel davongekommen. Aber so ein 25-Meter-Sturz ins Seil ist ja nichts Ungewöhnliches.
Das sagen Sie! Schweizer-Illustrierte-Outdoor-Fotograf Robert Bösch bezeichnet Ihren Sturz als «nahe am Bungee-Jumping»!
Beim Speedklettern nimmt man solche Stürze in Kauf und hat ein spezielles Sicherheitssystem, das, wie man sieht, bestens funktioniert. Ich bin nicht der Erste, der solch einen Abgang macht.
Zusammen mit dem US-Amerikaner Alex Honnold wollten Sie in der «Nose»-Route (1000 Meter) den Speedrekord brechen.
Moment, wir haben nie etwas von Rekord gesagt. Wir schauten einfach, wie schnell wir die «Nose» klettern können. Bereits beim dritten Versuch benötigten wir nur 3 Stunden 45 Minuten. Will man den Rekord, muss man viel mehr Zeit investieren.
Der Rekord liegt bei 2 Stunden 37 Minuten. Wie könnten Sie eine Stunde schneller klettern?
Wir müssten die Kletterpassagen, alle Griffe und Tritte auswendig lernen. Würde ich eine ganze Saison in den El Capitan investieren, käme ich dem Rekord wohl sehr nahe.
Nächstes Jahr also brechen Sie den Rekord?
Nein, das interessiert mich nicht. Ich kam hierher, um vom El-Capitan-Speedklettern zu lernen. Mein Ziel sind die grossen Wände im Himalaja. Hier in den USA habe ich Dinge gelernt, die ich dort brauchen kann.
Welchen 8000er peilen Sie denn an?
Es ist zu früh, um etwas zu sagen.
Haben Sie nie Lust auf Sandstrandferien?
Nein, das interessiert mich nicht. Ferien heisst für mich: Klettern an der Wärme.
Was sagt Ihre Frau Nicole zum 25-Meter-Sturz?
Natürlich ist es für sie nicht immer einfach, damit umzugehen. Wir haben aber ein System gefunden, das funktioniert.
Nämlich?
Das zu erklären, wäre zu kompliziert.