Das scharfzüngige und feingeistige Multitalent Carolin Kebekus (42, «Carolin Kebekus Show», donnerstags, 22:50 Uhr, das Erste) aus Bergisch Gladbach wurde am Montag (24.20.) mit dem Hauptpreis des Bayerischen Kabarettpreises 2022 ausgezeichnet. Nach einer leidenschaftlichen und unterhaltsamen Laudatio von einer ihrer besten Freundinnen, Schauspielerin Jasmin Schwiers (40) - inklusive Aufzählung der drei Preise, die Kebekus noch nicht gewonnen hat -, betrat die Preisträgerin unter grossem Applaus die Bühne im Münchner Lustspielhaus und erzählte, warum ihr diese Auszeichnung so viel bedeutet.
Carolin Kebekus: «Ich habe drei Tage lang nicht gepennt und mein ganzes Leben hinterfragt»
«Es ist wirklich eine so grosse Ehre für mich, den Bayerischen Kabarettpreis zu bekommen, und vor allem hier im Lustspielhaus. Denn ich weiss noch ganz genau, wie ich hier zum ersten Mal mit meinem Solo gespielt habe,» begann sie und stellte klar: «Es war mein erstes Solo, es war mein erstes Mal in München. Und ich wusste: Lustspielhaus - das ist wichtig. Mir wurde gesagt: ‹Da muss man gut spielen, weil das setzt die Rampe für alle Shows jemals in Bayern›.»
Der Druck war also gross und das, obwohl sie damals ohnehin noch «vor jeder Show wahnsinnig aufgeregt» war. An besagtem Premierenabend flüsterte ihr vor dem Auftritt dann jemand zu: «Die Presse ist auch da...» - «Mir war kotzschlecht», doch sie habe gespielt.
Am nächsten Tag war die Kritik auch prompt schon erschienen. «Und diese Worte sind für mich bis heute tief in meinem Herzen verankert... weil die Kritik so beschissen war. Das war der schlimmste Verriss ever. Da standen Dinge... da hat wirklich jedes Wort mitten ins Herz getroffen. Ich habe drei Tage lang nicht gepennt und mein ganzes Leben hinterfragt», erzählte die Künstlerin ihrem mitleidenden Publikum.
Doch dann erhellten sich sämtliche Mienen wieder, als Kebekus versöhnlich sagte: «Und auch deswegen, für meine innere kleine Newcomerin, die damals auf der Bühne stand, finde ich es wirklich sehr schön.»
Absolute Frauenpower beim Kabarettpreis
In einem Statement, das noch vor der Preisverleihung veröffentlich wurde, spielte Kebekus bereits auf ein anderes Thema an, das sich dann tatsächlich auch durch den Abend zog: «Ich freue mich sehr, dass ich Preisträgerin dieser altehrwürdigen Auszeichnung bin. Ich hoffe, Luise Kinseher [53] sieht es mir nach, dass sie nun nicht mehr die einzige Gewinnerin des Hauptpreises ist in der 23-jährigen Historie. Immerhin: Dieses Jahr gibt es insgesamt erstmals mehr Gewinnerinnen als Gewinner.»
Und in der Tat: Der Musikpreis ging an die quirlige Berlinerin Miss Allie (32) - mit einem herrlichen Anti-Blondinen-Witz von Laudator und Musikkabarettist Bodo Wartke (45). Und die unfassbar bewegliche Kabarettistin Sissi Perlinger (58) machte ihrem Ehrenpreis ebenfalls alle Ehre.
Ausstrahlung mit Shitstorm-Warnung
Der Bayerische Rundfunk, der mit zwei riesigen Übertragungs-Trucks vor der Schwabinger Traditionslocation platziert war, zeigt die Preisverleihung am heutigen Donnerstagabend (27.10.) ab 21 Uhr in seinem Programm. Und alle Herren der, nennen wir es mal alten Schule, seien hiermit schon mal vorgewarnt: Dieser Abend gehört ganz klar den Frauen! Oder um es mit Kebekus' Worten zu sagen: «Ich hoffe mal, dass der BR sich schon auf den Shitstorm vorbereitet hat, der auf diesen Abend folgen wird, denn die Frauendichte unter den Preisträgerinnen ist wirklich bedenklich hoch. Da flippen Leute im Netz schon mal aus.»