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Fakten vs. Fiktion

Deepfakes: Warnung vor immer komplexeren Täuschungen

Dank Deepfakes erwachen die Mona Lisa oder Karl Marx zum Leben. Doch die digitalen Täuschungen können auch zur Gefahr werden. Was uns in Zukunft drohen könnte.

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Microsoft-Mitarbeiter Eric Horvitz warnt in einem Forschungspapier vor der Zukunft der Deepfakes.
Microsoft-Mitarbeiter Eric Horvitz warnt in einem Forschungspapier vor der Zukunft der Deepfakes. getty/[EXTRACTED]: ERIC PIERMONT / AFP

Vergangenen Sommer wurde die Gefahr von Deepfakes greifbar. Mehrere Bürgermeister europäischer Grossstädte, darunter Franziska Giffey (44) in Berlin und Michael Ludwig (61) in Wien, glaubten, mit Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko (51) telefoniert zu haben. In Wahrheit handelte es sich bei der Person auf dem Bildschirm um eine digitale Fälschung, nicht Klitschko, sondern ein russisches Komiker-Duo steckte hinter den Anrufen und steuerte das Konterfei des Ukrainers. Jetzt warnt ein hochrangiger Microsoft-Mitarbeiter vor den weiteren Gefahren dieser Entwicklung.

Eric Horvitz ist Chief Science Officer bei Microsoft. Als solcher beschäftigt er sich mit dem Potenzial und den Gefahren moderner Technologien. In einem jüngst von ihm veröffentlichten Forschungspapier mahnt er, dass die Möglichkeiten Künstlicher Intelligenz künftig derart potent sein könnten, dass «sich unsere Kinder und Enkelkinder in einer Welt vorfinden werden, in der es schwierig oder unmöglich ist, Fakten von Fiktion zu unterscheiden».

Besonders problematisch seien interaktive Deepfakes, wie die Klitschko-Fakes, die selbst von anderen Maschinen nur schwer als Täuschung auszumachen seien. Weil der Feinschliff dieser Technologien immer weiter voranschreitet und Deepfakes inzwischen Gesicht und Stimme in Echtzeit umwandeln können, warnt Horvitz vor potenziellen Schreckensszenarios. So könnten mehrere täuschend echte Deepfakes gleichzeitig zum Einsatz kommen könnten, um koordiniert ein bestimmtes Ereignis vorzutäuschen, das nie stattgefunden hat.

Was kann die Lösung im Kampf gegen Deepfakes sein?

Um den Gefahren der Deepfakes zu begegnen, fordert Horvitz ein Umdenken der Öffentlichkeit. Denn auch Informationskampagnen könnten mit den immer besseren technischen Möglichkeiten über einen längeren Zeitraum zielgerichtet ihr Publikum manipulieren. «Wir können mit dem Aufkommen neuer Formen von Deepfakes rechnen», warnt Horvitz in diesem Zusammenhang.

Um diesem Umstand zu begegnen, müssten sich nicht nur die breite Bevölkerung sowie die mediale Berichterstattung über die Gefahrenpotenziale klar sein und ihre Medienkompetenz steigern. Vielmehr würden die neuen technischen Möglichkeiten neue Wege erfordern, um die Authentizität digitaler Inhalte zu bestätigen und die Identität von Personen auf Bildschirmen zu verifizieren, glaubt Horvitz. Als mögliche Massnahme empfiehlt er das Scannen von Fingerabdrücken oder digitale Wasserzeichen sowie eine veränderte Gesetzgebung, die den Einsatz von Deepfakes zu Zwecken der Desinformation unter Strafe stellt.

Von spot on news AG am 9. Oktober 2022 - 18:00 Uhr