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Interview zur Kampagne #OrteFürAlle

Jochen Schropp: «Darf ich das eigentlich noch sagen?»

Barrierefreiheit und Inklusion im Kulturbereich - viele Theater sind mit diesem Thema überfordert. Schauspieler Jochen Schropp spricht mit Betroffenen und will hier mehr Awareness schaffen.

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Jochen Schropp kämpft auf vielen Ebenen für Gleichberechtigung und Inklusion.
Jochen Schropp kämpft auf vielen Ebenen für Gleichberechtigung und Inklusion. imago/Sven Simon

Wie steht es um die Barrierefreiheit und Inklusion im Kulturbereich? Jochen Schropp (44) hat sich persönlich ein Bild davon gemacht. Der Moderator und Schauspieler engagiert sich im Rahmen der Kampagne #OrteFürAlle der Aktion Mensch für dieses wichtige Thema. Im Comedia-Theater in Köln hat er sich mit den Verantwortlichen des Kulturprojektes Un-Label getroffen.

«Ich war überrascht, wie viele Menschen alleine in der Unterhaltung mit Menschen mit Behinderung überfordert sind», erklärt Schropp im Interview. Dass viele Menschen Angst haben, etwas falsch zu machen, kenne er vor allem, «wenn es um Fragen rund um LGBTIQ*, Homosexualität in meinem Falle, und Wokeness im Generellen geht». «Darf ich das eigentlich noch sagen?» sei eine Frage, die er bis heute immer wieder höre.

Wie genau sieht Ihr Engagement bei der Aufklärungskampagne #OrteFürAlle aus?

Jochen Schropp: Als Schauspieler interessiert mich, wie es mit der Barrierefreiheit im Kulturbereich aussieht. Ich spreche mit Betroffenen darüber, was verbessert werden kann und muss. Deswegen habe ich mich mit Menschen des Vereins «Un-Label» im Comedia-Theater in Köln getroffen, um mich über Barrierefreiheit und Inklusion im Kulturbereich zu unterhalten.

Und wie steht es aktuell um die Barrierefreiheit und Inklusion im Kulturbereich?

Schropp: Ich habe erfahren, dass viele Theater mit diesem Thema überfordert sind. Wo fängt man an, woran muss man alles denken, und vor allem wie steht es um die Sensibilität der Nichtbetroffenen im Umgang mit diesem Thema? «Un-Label» schafft hier mit seinem Projekt Aufmerksamkeit und Qualifizierung, welches von der Aktion Mensch mit über 300.000 Euro gefördert wird.

War Ihnen vorher bewusst, mit welchen Barrieren Menschen mit Behinderung zu kämpfen haben?

Schropp: Manches wusste ich natürlich, aber andere Dinge waren für mich neu. Ich war überrascht, wie viele Menschen alleine in der Unterhaltung mit Menschen mit Behinderung überfordert sind, da ihnen die Sensibilisierung fehlt.

Viele Menschen haben einfach Angst, etwas falsch zu machen, wenn sie einen Menschen mit Behinderung treffen. Geht es Ihnen auch so?

Schropp: Ich persönlich weiss, dass viele Menschen Angst haben, etwas falsch zu machen, wenn es um Fragen rund um LGBTIQ*, Homosexualität in meinem Falle, und Wokeness im Generellen geht. «Darf ich das eigentlich noch sagen?» ist eine Frage, die ich immer wieder höre. Ich persönlich habe den Standpunkt, dass man mich alles fragen kann, wenn die Frage aus einer positiven Neugierde heraus gestellt wird. Es liegt an mir, dementsprechend zu antworten. Ich kenne aber auch viele Menschen, die müde sind, immer wieder die gleichen Fragen zu beantworten, weil sie voraussetzen, dass Menschen mittlerweile auch einen eigenen Teil zum Verständnis beitragen müssen. Auf viele Fragen bekommt man ja mittlerweile auch im Internet oder durch Fachliteratur Antworten.

Mit der Initiative #actout haben Sie sich 2021 bereits gemeinsam mit vielen anderen Schauspielern und Schauspielerinnen auch für mehr Diversität in Film und Fernsehen ausgesprochen. Was hat sich seither hier getan?

Schropp: Natürlich stehen wir noch ganz am Anfang, aber queere Schauspielerinnen und Schauspieler werden mittlerweile viel selbstverständlicher besetzt. Ob in queeren Rollen, die ein Selbstverständnis dafür voraussetzen, oder aber auch ganz selbstverständlich als heterosexuelle Figur. Queer zu sein, ist kein Grund mehr, nicht besetzt zu werden.

Sie gehen seit Jahren offen mit Ihrer Homosexualität um. Wie sehr müssen Sie auch heute noch gegen Vorurteile ankämpfen?

Schropp: Ich höre leider immer noch Sätze, die mich in ein Unwohlsein versetzen. Vorurteile, verletzende Worte und Stigmatisierung passieren häufiger als man denkt. Allerdings mache ich die Menschen mittlerweile darauf aufmerksam. Das ist das Schöne: Wenn man einmal den Mund aufgemacht hat, macht man es immer wieder!

Ihr 1. Hochzeitstag war am 18. März. Am 16. April jährt sich Ihre Traumhochzeit in Ihrer Wahlheimat Kapstadt zum ersten Mal. Wie haben Sie Ihren ersten Hochzeitstag verbracht?

Schropp: Mein Mann und ich waren mit unseren Trauzeuginnen in dem Restaurant Mittagessen, in dem wir auch unsere Hochzeit in Berlin gefeiert haben, sind danach noch ein wenig durch die Stadt spaziert und haben danach noch ein wenig die Sonne genossen. Abends sind wir nach sehr langer Zeit mal wieder tanzen gegangen. Unseren Winterurlaub haben wir ja in Kapstadt verbracht und haben dort viele Orte besucht, die wir auch unseren Hochzeitsgästen gezeigt haben. Wir haben also schon vor Monaten in Hochzeitserinnerungen geschwelgt.

Wie war rückblickend Ihr erstes Jahr als verheirateter Mann?

Schropp: Auch nicht anders als Nicht-Verheirateter - ausser, dass ich ab und zu panisch meinen Ring suche, weil ich ihn für Schauspielprojekte natürlich ablegen muss.

Von spot on news AG am 20. April 2023 - 10:18 Uhr