Es war ein historischer Tag gestern für den US-amerikanischen Frauenfussball. Ein langersehntes und hart erkämpftes Ziel wurde mit der Einführung von «Equal Pay» endlich zur Wirklichkeit. Damit konnte auch ein seit 2019 herrschender Streit zwischen den US-Frauen und dem Verband endlich auf Eis gelegt werden. Ein offizielles Statement des amerikanischen Fussballverbandes US Soccer macht die Tatsache offiziell:
«Diesen Tag zu erreichen, war nicht einfach. Wir erkennen das Erbe jener Frauen an, die dafür gekämpft haben, und widmen ihnen diesen Moment», heisst es im Statement. Denn gerade für Fussballerinnen wie Megan Rapinoe (36) oder Alex Morgan (32) – die an vorderster Front für die Gleichberechtigung im Fussball gekämpft hatten – aber auch für die gesamte US-Frauen-Nationalmannschaft ist die Einigung ein riesiger Erfolg.
«Es ist ein historischer Tag für uns! Jahre um Jahre kämpfte man für Gleichheit in unserem Sport. Heute konnten wir das mit US Soccer erreichen!»
Alex Morgan
Was war passiert? Mit der Einführung von «Equal Pay» sollen die Frauen und Männer der A-Nationalteams in Amerika künftig gleich vom Verband bezahlt werden. Die Einnahmelücke zwischen Spielerinnen und Spieler ist somit geschlossen.
Für diese Angleichung der Prämien werden vom amerikanischen Fussballverband 24 Millionen US-Dollar (rund 22 Millionen Schweizer Franken) ausgegeben, wie der «Spiegel» berichtet. Davon sind 22 Millionen Dollar für die Spielerinnen gedacht, der Rest gelangt in einen Fonds, welcher die Sportlerinnen nach ihrer Karriere unterstützen und gleichzeitig auch den Frauen- und Mädchenfussball fördern soll.
Weiter werden Turnierprämien, wie beispielsweise anWeltmeisterschaften, angeglichen werden, was zu einem früheren Zeitpunkt im Streit zwischen den US-Frauen und dem Verband als unerfüllbare Bedingung angesehen wurde. Die Übereinkunft muss jedoch noch endgültig unterzeichnet und von einem Gericht abgesegnet werden, wie «Watson» schreibt.
Und der aufreibende Kampf war für die Akteurinnen alles andere als einfach. Für Superstars wie Rapinoe oder Morgan, welche mit der amerikanischen Fussballnationalmannschaft bereits zweimal den Weltmeistertitel und einmal den Olympiatitel holten, ist dies das Ende einer langen Reise. Bereits seit 2019 kämpfen die US-Frauen – mit Rapinoe an der Spitze – für gleiche Bezahlung an die Spielerinnen und Spieler der amerikanischen Nationalmannschaften.
28 Nationalspielerinnen der USA reichten 2019 eine Klage wegen Diskriminierung aufgrund ihres Geschlechts gegen den US-amerikanischen Fussballverband ein – dies war damals der Startschuss für die Forderung nach mehr Gerechtigkeit.
Obwohl die Frauen-Nationalmannschaft der USA um einiges erfolgreicher ist als das Team der männlichen Kollegen, waren sie andauern unterbezahlt. Schliesslich konnten die Frauen der USA 2019 ihren Weltmeistertitel verteidigen, wohingegen die Männer den Einzug in die Weltmeisterschaft von 2018 verpassten. Dennoch wurden den Frauen die gleichen Trainings-, Reise- und Spielbedingungen verweigert.
Nach dem Einreichen der Klage drückte auch die Gewerkschaft des US-Männerteams ihre Unterstützung für die Frauen aus: «Die Spielerinnen des US-Frauenteams verdienen gleiche Bezahlung und sind im Recht, diese Forderung in einem Gerichtsverfahren auch durchzusetzen», hiess es damals.
«Wenn wir gewinnen, gewinnen alle!»
Megan Rapinoe
Im Mai 2020 erlitten die US-Frauen dann aber einen Rückschlag. Das Gericht warf die Vorwürfe bezüglich der Diskriminierung regelrecht zurück. Rapinoe und Co. liessen sich hiervon aber nicht abschrecken.
Und vor knapp einem Jahr betonte die zweifache Weltmeisterin bei einem Besuch bei US-Präsident Joe Biden (79) im Weissen Haus erneut ausdrücklich, dass man auf «Equal Pay» beharre: «Ich weiss, dass es Millionen von Menschen auf der Welt gibt, die aufgrund ihres Geschlechts an den Rand gedrängt werden und in ihren Jobs das Gleiche erleben und ich und meine Teamkolleginnen sind für sie da.»
Wie sich heute zeigt, zahlte sich die Hartnäckigkeit und der Wille von damals aus. Als Gegenleistung stimmten de Spielerinnen laut «Spiegel» schliesslich zu, den Verband von den Ansprüchen der Klage von 2019 freizustellen. Denn in Zukunft können Megan Rapinoe und ihre Mitstreiterinnen immer mit einem positiven Auge auf diesen historischen Tag zurückblicken, wie Megan auch in der TV-Show «Good Morning America» erläuterte.