Es scheint aktuell zwei Sorten Menschen zu geben: Die, die Meghan «Duchess of Sussex» Markle doof finden und die, die sich auf ihre Seite schlagen. Die gute Nachricht: Die Fronten scheinen klar getrennt – durch dieses grosse Gewässer namens Atlantik. Und über Nacht ging die öffentliche Debatte in der Causa Markle in eine neue Runde.
Die Times (die britische) hat einen Artikel publiziert, in dem ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Herzogspaars behaupten, Meghan sei nicht sehr nett zu ihnen gewesen Sogar von Mobbing ist die Rede. Es wird behauptet, die Herzogin habe einzelne Staff-Mitglieder regelrecht «schikaniert».
Immerhin – in den neuen Anschuldigungen kommt auch Meghan via eines Statements ihrer Anwälte zu Wort. Die verurteilen diese Anschuldigungen aufs Schärfste und erheben ihrerseits Vorwürfe. Das sei nichts weiter, als eine «kalkulierte Schmierkampagne» des Buckingham Palace, um weiterhin ein «falsches Narrativ zu kolportieren» bevor das Oprah-Winfrey-Tell-All-Interview im TV läuft.
«Wir sind enttäuscht, dass dieses verleumderische Portrait der Herzogin von Sussex von Medien überhaupt Glauben geschenkt wird. Es ist kein Zufall, dass diese verzerrten, mehrere Jahre alten Vorwürfe kurz bevor die Herzogin und der Herzog offen und ehrlich von ihren Erfahrungen in den letzten Jahren berichten, an britische Medien gehen», heisst es weiter im Statement.
Dieses Narrativ kennen wir zur Genüge – in kurz: Meghan ist die Böse und trägt die Schuld an allem. Das – seien wir ehrlich – haben wir nun ausreichend gehört. Übrigens: Der Palast, so suggeriert der Times-Artikel, weist jegliche Involvierung in diese neue Storyline zurück.
Im Prinzip steht hier Aussage gegen Aussage. Das Timing für diesen Artikel ist dennoch interessant – denn in der Tat beschäftigen sich Royal-Interessierte seit einigen Tagen mit dem heiss erwarteten Oprah-Interview. Ein Teaser-Video, dass der Sender veröffentlichte, legt nahe, dass das Herzogspaar so einiges adressieren wird im 90-Minuten-Interview.
Ob der Palast im fernen London deshalb in Panik ausbricht und gleich eine «Schmierkampagne» lanciert? Hm. Wirkt etwas arg verspannt. Aber auch hier gilt: Werden wir die Wahrheit jemals erfahren? Vermutlich nicht. Irgendwie hat die Welt aktuell doch auch noch ein paar andere Probleme zu lösen.
Seien wir deshalb kurz einen Moment mutig und befreien uns von den sogenannten Narrativen, die uns in dieser Angelegenheit untergejubelt werden sollen: Was wäre, wenn Harry und Meghan nicht berühmt und reich und royal wären? Dann dürften sie zum Wohl ihrer eigenen psychischen Gesundheit und ihrer Familie ganz problemlos einen Job an den Nagel hängen und umziehen. Man würde sie zur mutigen Entscheidung vielleicht sogar noch beglückwünschen.
Dass die beiden unter dem, was insbesondere die britische Presse über sie geschrieben hat, gelitten haben, ist nun hinreichend bekannt. Das ist ein bisschen wie auf dem Schulhof – es gibt die Leute, über die andere schimpfen. Manchmal gibt es echte Gründe (was Mobbing übrigens trotzdem nie entschuldigt), oft verselbstständigen sich Gerüchte oder Annahmen. Oder man hat simpel und schlicht das Heu nicht ganz auf derselben Bühne und motzt rum.
Der Schulhof ist immerhin noch ein einigermassen begrenzter Rahmen (dank Social Media ein bisschen weniger als früher). Meghans Schulhof ist im Prinzip die ganze Welt. Das ist – gelinde gesagt – im besten Fall ziemlich anstrengend, im schlechtesten extrem belastend. Man möchte nicht mit ihr tauschen. Dass es im Oprah-Interview deshalb Pressekritik hageln wird, liegt irgendwie auf der Hand. Ob der aktuelle Times-Artikel nun einzig darauf abzielt, die Sussexes vor diesem Interview zu diskreditieren bzw. – wie es immer so schön heisst – ein alternatives Narrativ zur Verfügung zu stellen, ist im Kern nur eine These.
Eine These, die (mal wieder) darauf einzahlt, dass Meghan «die Böse» sein soll. Und hier sind wir wieder an dem Punkt, an dem wir vor vielen Monaten bereits waren: Nur weil es alle tun, ist es immer noch nicht ok, Meghan-Mobbing und Mobbing im Generellen sind immer noch uncool.