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Mentale Gesundheit ist wichtiger als die Pflicht

Meghan braucht jetzt die Unterstützung der Familie

William, Kate und Harry gründeten einst eine Stiftung, die den offenen Umgang mit psychischen Problemen proklamiert. Nun, so scheint es, ist eine von ihnen, eine Royal, in Not. Herzogin Meghan verlässt England, um in Kanada wieder glücklich zu sein. Fehlt Kate und William das Verständnis für das, was Meghan gerade durchmacht?

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LONDON, ENGLAND - NOVEMBER 10: Meghan, Duchess of Sussex attends the annual Remembrance Sunday memorial at The Cenotaph on November 10, 2019 in London, England.  (Photo by Chris Jackson/Getty Images)

Die Herzogin wirkte vor dem Megxit vermehrt traurig und angespannt.

Getty Images
Berit-Silja Gründlers
Berit-Silja Gründlers

Der Megxit. Das scheinbar grösste Drama, dass das englische Königshaus in der nahen Vergangenheit erlebte. (On another note: Prinz Andrew, 59, der mit einem verurteilten Sexualstraftäter rumhing, finde ich jetzt skandalöser, aber anyway.) 

Harry, 34, und Meghan, 38, möchten ihre Koffer packen, die royalen Pflichten an den Nagel hängen und ein Leben abseits Englands und des Palastes führen. Die Herzogin hat schon einmal den ersten Schritt gemacht und ist für unbestimmte Zeit nach Kanada gezogen. Es ist anzunehmen, dass Harry ihr folgen wird. Erste Bilder von Meghan seit dem grossen «Harry Vederci» zeigen eine entspannte, natürliche und glücklich lächelnde Frau. Meghan, wie sie sich in den ersten Monaten als Royal zeigte. Sie hat Strumpfhose und Kostüm gegen Jeans und Wollpulli eingetauscht.

Meghan und Harry haben verstanden, was zu tun ist

Mir scheint es, dass die ehemalige Schauspielerin die Reissleine ziehen musste. Für sich, ihre Ehe und ihr Kind. Schaut man Bilder und Videos der letzten Monate von Meghan an, ist ihr echtes natürliches Lachen einem aufgesetztem Grinsen gewichen. Der Glanz und die Offenheit, die Meghan ausmachten, waren verloren. 

Meghan und Harry beweisen mit ihrem Schritt, dass sie verstanden haben, was zu tun ist, wenn das Fass im Kopf voll ist. Wenn trotz allem Trubel die Leere zu erdrückend ist. Und es ist nicht verwunderlich, dass sie wissen, wie sie sich nun helfen müssen.

Gemeinsam mit seinem Bruder William, 38, und Schwägerin Kate, 38, gründete Harry die Stiftung «Heads Together», die den Weg für eine offene Kommunikation über psychische Erkrankungen ebnen will. Meghan trat nach ihrer Heirat ebenfalls bei. Herzogin Kate gründete später ihren eigenen Zweig, in dem es um die mentale Gesundheit während und nach der Schwangerschaft geht.

«Man ist hilflos»

In einem Video aus dem Jahr 2017 diskutieren das Ehepaar von Cambridge und Harry darüber, wie wichtig es ist, früh genug und ausführlich über psychische Probleme zu sprechen. «Mentale Gesundheit steht im Zentrum von allem», sagt Harry. «Denn nicht nur der Betroffene leidet, es geht auch all die Menschen um ihn herum etwas an.» 

Kate bejaht und erzählt ihrerseits, wie aufreibend die Zeit als junge Mutter mit Baby George war. «Man ist hilflos und weiss überhaupt nicht, was man tut. Bücher können dich nicht darauf vorbereiten, was psychisch auf dich zukommt.» Ihre Schwägerin Meghan sollte zwei Jahre später in einer Dokumentation gestehen, wie allein und verwirrt sie war, als Klein-Archie auf die Welt kam und sie mit den Angriffen der Medien leben musste.

Ein krasser Schritt für die stoischen Royals

Harry und William erzählen anschliessend davon, dass auch sie, besonders nach dem Tod von Prinzessin Diana, mit depressiven Episoden zu kämpfen hatten und viel zu wenig über den frühen Verlust ihrer Mutter sprachen. Ein wirklich krasser und wichtiger Schritt für die sonst so stoischen Royals. 

Ich spekuliere, wenn ich behaupte, dass es für die jungen Royals nun an der Zeit ist, auf ihre Worte Taten folgen zu lassen. Denn nun, so scheint es, ist eine von ihnen akut betroffen. Dass Meghan unter die Hetzjagd auf sie seit ihrer Hochzeit litt, ist nicht zu bestreiten. Ob ihre Psyche erkrankte, ist nicht bekannt, wäre aber nicht verwunderlich. Ich habe jedenfalls grössten Respekt vor Meghan und Harry, dass sie Glück und Gesundheit vor ihre royalen Pflichten stellten. 

Ist eine Royal betroffen, fehlt die Akzeptanz

Das Verhältnis zwischen Harry, Meghan, William und Kate, habe unter den Geschehnissen der letzten Monate gelitten, so heisst es. Harry selber tönte an: «Wir sind Brüder und das werden wir immer sein, aber es gibt Momente da geht man auf unterschiedlichen Pfaden und entfernt sich voneinander.»

Stimmen die Vermutungen, dann würde das ja bedeuten, dass William und Kate genau die Werte, die sie mit ihrer Stiftung predigen, nicht im gleichen Masse auf die eigenen Verwandten anwenden. Und das macht mich sauer.

Platz für einen anderen Umgang

Was ihnen und ihrer kleinen Familie Entlastung bringt, entscheiden Harry und seine Frau ganz alleine. Klar kann das Grosi (in dem Fall die Queen) wünschen, dass die Familie nicht tausende Kilometer weit weg wohnt. Doch ihr Statement «Ich hätte mir gewünscht, dass Harry und Meghan ihre Rollen als hochrangige Royals weiter ausgefüllt hätten», klingt in meinen Ohren auch mit dem vorgeschobenen «ich habe vollstes Verständnis für ihren Entscheid» nicht gerade taktvoll. 

Dass der Bruder, der den Laden führt, nicht total begeistert davon ist, wenn der Jüngste sich vom Acker macht, ist verständlich. Doch glaubt man den Gundsätzen ihrer «Heads together»-Initiative, ist das alles zweitrangig. Kate und William machen nach dem Ausstieg der Verwandtschaft stoisch weiter. Lächeln, erfüllen ihre Pflicht. Das ist toll von ihnen und auch echt bewundernswert. Aber es muss auch Platz sein für einen anderen Umgang mit Situationen wie dieser. Für Meghans und Harrys Umgang.

Hoffentlich lief alles ganz anders ab

Bleibt die Hoffnung, dass alles, was wir von Zerwürfnissen, Dramen und Familienstreitereien lesen, kalter Kaffee ist. Dass die von Cambridges und die von Sussexes gemeinsam im Wohnzimmer sassen, Meghan sich aussprechen konnte und mit einer Umarmung und vollster Unterstützung ihrer Familie einen neuen Lebensweg einschlagen konnte. Ganz nach den Empfehlungen, die William, Harry und Kate einst selber machte.

 

Von Berit-Silja Gründlers am 17. Januar 2020 - 21:31 Uhr