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Absurder gehts nicht

Meghans Anwälte räumen auf

Sie hat sich ziemlich lang zusammengerissen. Dank aktueller Gerichtsdokumente wird jetzt klar: Meghan Markle hat ziemlich viel geschluckt, bevor sie diverse britische Zeitungen verklagte. Ihr Anwalt räumt jetzt mit Gerüchten auf.

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LONDON, ENGLAND - NOVEMBER 10: Meghan, Duchess of Sussex attends the annual Remembrance Sunday memorial at The Cenotaph on November 10, 2019 in London, England.  (Photo by Samir Hussein/WireImage)

Meghan Markle besitzt keine teure Badewanne und hat auch kein Yoga-Studio daheim. Das sagen ihre Anwälte in aktuellen Gerichtsdokumenten. Im Oktober 2019 reichte die Herzogin gegen diverse britische Medien Klage ein. Zu viele Unwahrheiten wurden über sie verbreitet. Von dieser erfunden Realität möchte sie kein Teil mehr sein. Sie holt sich jetzt ihr Narrativ zurück. Guter (und ziemlich mutiger) Move. 

WireImage

Mobbing hat verschiedene Schattierungen. Einmal sind es Kinder, die auf dem Pausenplatz gemein zueinander sind, manchmal sind es Arbeitskollegen, die bewusst unsere Jobs sabotieren – und dann gibt es berühmte Menschen, die allerhand über sich lesen müssen. Vermutlich werden irgendwann ganz viele medienwissenschaftliche (oder soziologische) Seminar- oder Masterarbeiten über die Causa Markle geschrieben.

Wie die Herzogin von Sussex der Öffentlichkeit ausgeliefert ist, nun, das hat in der Tat eine noch nie da gewesene Dimension erreicht. Reality-Shows à la «GNTM» oder «Der Bachelor», die dank durchdachtem Scripting und geschicktem Schnitt allerhand Dramatisches ins TV zaubern, sind im Vergleich dazu ein lauwarmer Schluck Wasser. Dass Protagonistinnen und Protagonisten im Reality-TV eine bestimmte Rolle zugedacht bekommen (es gibt immer «die Bitch», «die Heulsuse», «die Toughe»...), erinnert nach Jahrzehnten maximal an billiges Laientheater. Es ist nicht real. Alle wissens, doch keiner gibts zu. 

Meghan Markles Leben ist wie perfektes Reality-TV

Stellen wir uns nun aber kurz mal vor, wenn diese hübsch zusammen montierte Fiktion plötzlich unser Leben ist. Dann sind wir in etwa bei Meghan Markle angekommen. Nur ist diese Reality-Show ihr echtes Leben. Wo genau der Duchess das Narrativ entglitt, lässt sich nicht ganz datieren. Irgendwo zwischen dem Märchen vom «normalen Mädchen», das sich einen Prinzen geangelt hat (diese Beschreibung einer modernen Liebesgeschichte ist ziemlich sexistisch) und der Klage gegen diverse britische Medien. Zu welch absurden Höhepunkten sich die Markle-Mobber (das nicht ok und auch nicht cool oder witzig ist) hochgeschraubt haben, wird jetzt anhand einer Stellungnahme ihrer Anwälte klar. Die rücken ein paar Dinge nun hochoffiziell zurecht. Die absurden Highlights in der Zusammenfassung:  

1. Die Avocado-Sünde
Avocado-Toast ist fein. Sehr, sehr viele Menschen essen Avocado-Toast. Und ja, manche von uns wissen, dass wir der Umwelt keinen Gefallen tun damit. Vielleicht schämen wir uns kurz – und schmieren uns weiterhin Guacamole auf den Toast (übrigens mit pochiertem Ei obendrauf schmeckt das auch gut). Nun hat also die Markle ebenfalls Avocado-Toast gegessen und den Snack sogar noch für einen Kumpel zubereitet. Der Unterschied zwischen Markle und uns? Ihr Avocado-Konsum macht sie laut britischen Medien gleich zur Unterstützerin von Mord und Menschenrechtsverletzungen. Wie ihr Anwalt in den von BylineInvestigates veröffentlichten Exzerpten schreibt, war dies für Meghan eine ganz besonders «vorsätzlich aufrührerische» Story.  

2. Die Kupferwanne 
Da renovierten der Harry und die Meghan ihr Frogmore Cottage. Der Skandal? Meghan Markle soll für die Badewanne ihrer Träume «besonders tief in die Tasche gegriffen» haben. Ganze 6500 Franken soll sie in einen Schwimmtrog aus Kupfer investiert haben. Sie sagt jetzt via Anwalt: Dieses Corpus Delicti, diese Badewanne, existiert nicht. Lehnen wir uns gemeinsam nun einen kurzen Moment zurück: 1. Wäre das denn so schlimm, wenn sie eine Badewanne hätte, für die sie ganz problemlos selbst bezahlen kann? Der Vorwurf, sie habe aussschliesslich Steuergelder investiert, lässt sich eh auch nicht halten. 2. Wo schwimmt sie denn jetzt? Baden mit Epson-Salzen ist ja nach dem Sport ziemlich gut, somit schreiten wir zu 3. und dem... 

3. ... erfundenen Yoga-Studio 
Passt eigentlich ziemlich gut ins Narrativ. Wenn die Markle schon eine erfundene Badewanne hat, warum nicht auch gleich ein ganzes erfundenes Yoga-Studio obendrauf. Auch hier sind die Anwälte sonnenklar: Nö, Yoga-Studio gibts nicht.  

4. Der Gästeflügel 
Hier geht es selbstverständlich nicht um ein Klavier zwecks musikalischer Untermahlung inspirierender Soirées. Laut britischen Medien habe die Meghan auf dem Anbau eines kompletten Gästetrakts für ihre Mutter bestanden. Nun, wir ahnen es alle (das wird hier langsam zu einer Art Bullshit-Bingo) – auch der Gästeflügel soll frei erfunden worden sein.  

5. Der Brief 
Gerne beklagen wir die Entpersonalisierung zwischenmenschlicher Kommunikation als Folge von prothetischen Apparaturen wie Handys. Und dann setzt sich die Meghan hin und schreibt einen Brief. Einen langen Brief an ihren Vater. Der landet in den Medien – aber nur teilweise. Erinnern wir uns kurz an die konstruierten Realitäten in TV-Shows. Man zeigt einfach nur das, was in die Storyline passt. So erging es offenbar Meghan Markle. Irgendjemand dachte sich, komm, die Meghan, die finden wir doof, drum zitieren wir nur Teile aus dem Brief. Und huschikowski, alle Welt glaubt, die Markle hat kein Herz. Laut den Anwälten habe sie das besonders verletzt. Denn entgegen der öffentlichen Meinung, sie habe ihren Vater kaltherzig im Stich gelassen, habe sie sich sehr wohl und intensiv um einen ihren nächsten Verwandten gekümmert. 

6. Ähm, ja
Übrigens: Es gibt laut Meghan Markles Anwälten auch keine Orangerie. Auch eine angeblich rund 650'000 Franken teuere Schalldämpfung sei nie eingebaut worden. 

Meghan ist keine Rapperin

Allerhand mehr ist da noch zu lesen. Von Schlagzeilen, sie komme «straight outta Compton» (klingt nach Rapperin). Oft schimmert bei den Behauptungen ziemlich viel Rassismus durch. Und ganz viel Neid. Denn was hat Meghan Markle im Kern eigentlich «verbrochen»? Nun, sie hat sich in einen Prinzen verliebt. Und ein viel zitiertes Märchen (Beweisführung: Schneewittchen, Cinderella, Rapunzel, jeder zweite Netflix-Weihnachtsfilm...) wahr gemacht. Muss man deshalb für immer auf ihr rumhacken?

Nein. Denn Mobbing wird nicht cooler, nur weil es gegen eine der berühmtesten Frauen der Welt geht. Oder wie es Julia Roberts als Filmstar Anna Scott in «Notting Hill» (1999) einst formulierte: «Ich bin auch nur ein Mädchen, das vor einem Jungen steht und bittet, es zu lieben.» In diesem Sinne: Auch Meghan «Duchess of Sussex» ist ein Mädchen, das Gefühle hat. Dummerweise steht sie nicht nur vor einem Jungen. Sondern vor der ganzen Welt, deren Hälfte entschieden hat, sie blöd zu finden. Das können wir besser.

Von Bettina Bendiner am 19. November 2019 - 12:16 Uhr