Der «goldene Käfig» ist eine Metapher, die gerne bemüht wird, um das Leben in einem Palast zu beschreiben. Meghan Markles Aussagen im Interview mit Oprah Winfrey zahlen genau in dieses Bild ein. Sie sagte: «Als ich Teil dieser Familie wurde, das war das letzte Mal - bis wir hierherzogen (Anm. in die USA) - dass ich meinen Reisepass, meinen Fahrausweis und meine Schlüssel gesehen habe.»
Sie habe einen Teil ihrer Identität beim Einzug abgegeben. Das ist für eine Frau, die davor ein unabhängiges, eigenständiges und selbstverantwortetes Leben geführt hat, natürlich etwas seltsam. Das ist irgendwie nachvollziehbar. Für Meghan scheinen diese Dinge eine Art Symbol für Freiheit zu sein. Die Möglichkeit, einfach ins Auto zu springen, um kurz zum Supermarkt zu fahren, haben Royals natürlich nicht mehr im selben Ausmass wie Bürgerliche.
Das hat aber seine Gründe. Und ist vermutlich vom Palast-Establishment weniger böse gemeint, als es bei Markle augenscheinlich ankam. Die Pässe werden den königlichen Hoheiten üblicherweise nicht deshalb abgeknöpft, damit sie sich nicht frei bewegen können, sie kommen schlicht und simpel in einen Safe. Bedienstete kümmern sich darum, dass Meghan und ihre Ex-Familie auf ihren Reisen ihre Dokumente immer dabei haben. Das kann sich für einige beengend anfühlen, kann aber auch durchaus praktisch sein. Wer kennt den Moment nicht, kurz vor Ankunft beim Flughafen noch einmal kurz in Panik zu überprüfen, ob der Pass in der Tasche ist? Das kann den Royals nicht passieren.
Auch bei den Schlüsseln verhält es sich ähnlich. Die sind im Safe sicherer, als in einer heimischen Schublade. Schon kurz nachdem die Beziehung zwischen Harry und Meghan bekannt wurde, belagerten Fans und Paparazzi Meghans Bleibe in Toronto. Es soll auch versucht worden sein, in ihr Haus einzubrechen.
Beim Fahrausweis könnte man argumentieren, dass das tatsächlich eine gewisse Einschränkung mit sich bringt. Schnell zum Supermarkt düsen und die vergessene Butter nachkaufen? Das kann Meghan ohne ihr Billett nicht. Hier sei die Frage erlaubt: Wäre es sinnvoll, wenn sie das tun würde? Vermutlich nicht. Denn wie Meghan und Harry im Interview betonten, ist die Sorge um ihre Sicherheit ziemlich real. Die Senior Royals werden auf Schritt und Tritt von Security-Personal begleitet – das heisst: Jeder spontane Supermarktbesuch wäre damit eine logistische Meisterleistung.
Gefängnis? Oder «sicherheitsrelevant»?
Wie Meghan betonte, war ihr nicht klar, worauf sie sich bei der Hochzeit mit Prinz Harry einliess. Bei allem Verständnis: Das wirkt nun etwas naiv. Es scheint doch durchaus auf der Hand zu liegen, dass extrem berühmte Menschen (dazu zählen die britischen Royals definitiv) um ihre Sicherheit besorgt sein müssen und nicht mehr tun und lassen können, was sie wollen. Natürlich gibt es für Mitglieder des Königshauses noch andere Einschränkungen: So wird ihnen nahegelegt, nicht einfach ihre persönliche Meinung kundzutun und wie Meghan sagte, bekam sie, nachdem die britische Presse besonders schlimm über sie berichtet hatte, die Empfehlung, das Haus am besten gar nicht mehr zu verlassen (Oprah sagte sie, einmal hätte sie ganze vier Monate am Stück im Kensington Palast verbracht).
Damit wären wir wieder beim «goldenen Käfig». Den gibt es vermutlich wirklich – doch er ist nicht nur eine fiese List, um die Identität von Neuzugängen niederzuknüppeln, sondern durchaus auch sicherheitsrelevant.