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Der Laureus-Schweiz-Stiftungspräsident im Interview

Christian Perschak: «Sport vermittelt wichtige Werte»

Als neuer Präsident der Laureus Stiftung Schweiz setzt er sich mit sozialen Sportprojekten für die Chancengleichheit von Kindern und Jugendlichen ein: Christian Perschak über seinen unkonventionellen Alltag, seine soziale Ader und Sport als Helfer für alle Lebenslagen.

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Christian Perschak, neuer Stiftungsratspräsident Laureus, auf dem Tennisplatz des TC Seeblick, Zürich Wollishofen

Neue Aufgabe: Christian Perschak ist der Nachfolger von Rolf Theiler als Stiftungsratspräsident von Laureus Schweiz.

Nik Hunger

Ein Herbstnachmittag wie aus dem Bilderbuch. Christian Perschak nutzt die Gelegenheit, kurz vor Saisonschluss noch einmal den Bällen im Zürcher Tennisclub Seeblick hinterherzujagen. Sport war für den 63-Jährigen aus Rüschlikon ZH schon immer ein wichtiger Ausgleich «zum Ernst des Lebens». Der Jurist und Ökonom ist ein Tausendsassa. Früher in Führungspositionen im Finanzbereich tätig, arbeitet er heute in der Immobilienbranche, betreut Start-ups, treibt regelmässig Sport und spielt Gitarre. Neu ist der verheiratete Vater von zwei erwachsenen Söhnen auch Stiftungsratspräsident von Laureus Schweiz.

Christian Perschak, wie bringen Sie alle Ihre Interessen und Engagements unter einen Hut? 
Ich habe mit 50 Jahren aufgehört, traditionell zu arbeiten. Geld und Macht waren mir nie wichtig. Meine Grosseltern, die aus Österreich-Ungarn stammen, hatten im Zweiten Weltkrieg alles verloren. Dennoch waren sie stets positiv. Das zeigte mir: Die Gesundheit und die Mitmenschen sind das Wertvollste im Leben. Nun lebe ich unkonventionell. Montags arbeite ich für mein Immobilienbusiness, dienstags mache ich Musik, früher flog ich mittwochs, donnerstags treibe ich Sport, und freitags helfe ich jungen Leuten, ihre Träume zu verwirklichen. Das soziale Engagement für die Stiftung geht also Hand in Hand mit meinem vielseitigen Leben.

Woher kommt Ihr Antrieb, Gutes zu tun? 
Von meinen Eltern. Meine Mutter war Präsidentin des lokalen Frauenvereins, mein Vater Präsident eines Kinderhilfswerks. Ich war Klassensprecher in der Schule, Skilagerleiter im Gymnasium, im Vorstand des Tennisclubs, Captain von Sportteams, Offizier im Militär, Mitglied einer politischen Partei und seit über 20 Jahren in einem Rotary Club. Da kommt mit Laureus eine weitere Perle ganz natürlich in die lange Kette!

Der Vergleich mit der Perle passt: Die Öffentlichkeit verbindet Laureus mit Glamour und Cüpli. 
Sie sprechen die Charity Night an. Ja, das ist Glanz und Gloria! Doch was ist daran negativ? Der Anlass ist für unser Fundraising existenziell. Gleichzeitig ist klar: Wir müssen künftig mehr über unsere Projekte kommunizieren und unser Kerngeschäft einem breiteren Publikum bekannt machen.

Laureus unterstützt Kinder und Jugendliche aus benachteiligten Verhältnissen mit sozialen Sportprojekten. Kritiker könnten sagen: Sport ist doch ein Luxusgut! 
Es geht eben nicht um den Sport an sich. Sport ist Mittel zum Zweck. Das berühmte Zitat «Sport hat die Kraft, die Welt zu verändern» von Nelson Mandela trifft es. Wir unterstützen nicht Luxus, sondern die Wirkung von sportlicher Aktivität wie Integration und Persönlichkeitsbildung sowie psychische und physische Gesundheit. Bei jungen Menschen setzen wir an, weil wissenschaftlich erwiesen ist, dass sich eine frühe Prägung sehr positiv auf das Leben auswirkt.

Christian Perschak, neuer Stiftungsratspräsident Laureus, auf dem Tennisplatz des TC Seeblick, Zürich Wollishofen

Action: Seit einem halben Jahrhundert ist Christian Perschak Mitglied des Tennisclubs Seeblick. Hier hat er auch seine Frau kennengelernt.

Nik Hunger

Wie beeinflussen Sport und Bewegung Ihren Alltag? 
Ich fahre Ski, spiele Golf, und nun bin ich nach 20 Jahren Pause am Wiedereinstieg ins Tennis. Der Sport vermittelt wichtige Werte. Bewegung bringt Spass, Selbstvertrauen, Fairplay, Durchhaltewillen, Teamgeist, Umgang mit Niederlagen, körperliche Gesundheit – und soziale Kontakte. Auch da bin ich ein gutes Beispiel: Im Tennisclub traf ich vor 44 Jahren meine heutige Frau! 

Was hat Sie sonst noch geprägt? 
Die liberale Erziehung durch meine Eltern. Als ich Teenager war, lebten wir drei Jahre in den USA. Ich lernte andere Sitten, eine andere Kultur, Weltoffenheit und die gesellschaftliche Bedeutung von Sport kennen.

Wie wichtig ist es für Sie nun, sich in der Schweiz zu engagieren? 
Es gibt genügend zu tun! Hierzulande sind über 1,2 Millionen Menschen armutsbetroffen oder gefährdet, davon über 250'000 Kinder. Durch unser hervorragendes Netzwerk in Gesellschaft und Wirtschaft und über unsere Botschafter können wir vor unserer Haustür am besten helfen.

Apropos Botschafter: Mit welcher Sportikone würden Sie gerne einmal trainieren? 
Mit Martina Navratilova. Ihr Angriffstennis hat mich stets begeistert. Und national wäre Edith Wolf-Hunkeler meine Favoritin. Nicht das Training stünde im Mittelpunkt, sondern das Ergründen ihrer unwiderstehlichen Ausstrahlung von Lebensfreude – vorbildlich und ansteckend!

Von Sarah van Berkel am 9. November 2019 - 07:44 Uhr