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  4. Morddrohungen: Jonny Fischer leidet unter brutalem Internet-Hass

So sehr setzen Jonny Fischer Hater zu

«Es gab Morddrohungen gegen meinen Mann»

Wie ist es, wenn nur noch Hass auf einen einprasselt? Viele Prominente sind mit ihrem öffentlichen Leben so etwas wie Freiwild für die Schreiber von Hasskommentaren. So auch «Divertimento»-Komiker Jonny Fischer. Er erzählt, wie er sogar um das Leben seiner Liebsten fürchten musste.

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Jonny Fischer, Michi Angehrn, Kulm Hotel Arosa

Jonny Fischer hat sein Facebookprofil wegen der Hasskommentare gelöscht.

Geri Born

Unterhält man sich mit «Divertimento»-Komiker Jonny Fischer, 41, spricht man mit einem feinfühligen, sehr freundlichen und überlegten Mann. Einer, der sensibel, fröhlich, aufgeweckt aber sehr professionell ist. Sieht man Fischer mit seinem Partner Manu Burkhart auf der Bühne, ist er ein wahres Energiebündel. Einer, der die Menschen mitreisst.

Doch auch einem Komiker vergeht mal das Lachen, auch er fällt mal in ein Loch. Vor allem dann, wenn ihm Hass gegen seine Lebensform, seine Liebsten und seine Arbeit entgegenschlägt. Mit schweizer-illustrierte.ch spricht der Komiker darüber, wie sehr er unter Hasskommentaren auf seinen Social-Media-Profilen leidet – und welche Massnahmen er gegen die Verbreitung von solchen Kommentaren ergreift.

Jonny Fischer, was sind deine Erfahrungen mit Kommentaren auf Social Media?
Ich beobachte, dass die beleidigenden Kommentare in den letzten zehn Jahren massiv zugenommen haben. Die Leute werden immer feiger und verstecken sich hinter einem Social-Media-Profil. Ich kann damit umgehen, wenn mir jemand ins Gesicht sagt, dass ich ein paar Kilo zugenommen habe. Oder dass er Manu lustiger findet. Und auch wenn online konstruktive Kritik geäussert wird, kann ich das annehmen. Viele Online-Kommentare sind aber total undifferenziert und zielen nur darauf ab, zu vernichten. Damit habe ich grosse Mühe.

Warum glaubst du, dass manch einer online ohne Rücksicht kommentiert?
Ich bin davon überzeugt, dass das etwas mit den Menschen selber zu tun hat. Sprich: Dass in ihrem Leben etwas nicht stimmt. Das kenne ich ja irgendwie auch. Wenn etwas schiefläuft, wird man manchmal unfair. Ich lasse es aber nicht anonym im Internet raus. Wahrscheinlich hat so ein Verhalten auch viel mit Missgunst und Neid zu tun. Es fällt diesen Menschen schwer, sich mit anderen zu freuen. Ausserdem braucht alles Andersartige Toleranz.

Was meinst du damit?
Ich möchte mich auf Social Media so authentisch wie möglich zeigen. Ich lebe mit meinem Mann zusammen, trinke gern mal ein Glas Wein und rauche eine Zigarre. Ausserdem bin ich nicht perfekt. Und das zeige ich auch so auf Social Media. Es ist mir eigentlich scheissegal, was Follower, die so schreckliche Kommentare schreiben, über mein Leben denken. Darum werde ich nichts beschönigen.

Glaubst du, dass dein «Divertimento»-Kollege, Manu Burkhard, weniger Angriffen ausgesetzt ist als du?
Ja, auf jeden Fall. Wir haben da auch schon oft drüber gesprochen. Er ist mit einer Frau verheiratet, hat drei Kinder – das polarisiert weniger. Aber auch er wird angegriffen. Wenn er einen lustigen Post mit seinen Kids macht, kommt die Eltern-Fraktion und verteilt fleissig Kritik.

Wo bekommst du den meisten Online-Hass zu spüren?
Ich habe mich mit meinem persönlichen Profil von Facebook abgemeldet. Ich wollte nicht mehr als eine Plattform bespassen. Ausserdem waren mir die Kommentare dort irgendwann echt zu heftig. Wir haben zwar noch das gemeinsame Profil von «Divertimento», aber das wird professionell betreut.

Was meinst du mit «die Kommentare waren zu heftig»?
Das war ehrlich gesagt der Hauptgrund, dass ich mich abgemeldet habe. Es war schon ziemlich schlimm. Morddrohungen, Beleidigungen der übelsten Art. Manchmal kamen um drei Uhr morgens Sprachnachrichten von Besoffenen. Das konnte ich mir nicht mehr antun. 

Wie bist du damit umgegangen?
Für mich ist das generell sehr schwierig. Ich bin niemand, der einfach sagen kann: «Ich ignoriere das.» Ich lese solche Beiträge alle und nehme mir vieles zu Herzen. Die schlimmen Kommentare verletzen mich genauso sehr, wie mich die positiven berühren. Es ist nur wirklich leider so, dass ein Hasskommentar 400 positive Meldungen übertönen kann. Das ärgert mich, aber so funktioniere ich nun mal.

Moderierst du die Kommentare auf deinen Kanälen selber, oder macht das jemand für dich?
Ich mache auf Instagram alles selber. Wenn jemand konstruktive Kritik anbringt, dann lasse ich das natürlich stehen. Eine Frau schrieb letztens: «So, wie du dich verhältst, kann ich dich als Fan nicht mehr ernst nehmen.» Das ist völlig okay und bleibt auch stehen. Undifferenzierte Beleidigungen lösche ich. Ganz selten ergreife ich Massnahmen. 

Gibt es ein Beispiel?
Ja, als Michi und ich bekannt gaben, dass wir heiraten, schrieb ein User auf Facebook, dass er meinen Mann umbringen will. Er wisse, wo er in den Zug einsteige und drohte, ihn auf das Gleis zu stossen. Wir haben uns dann mit unserer Social-Media-Managerin von «Divertimento» zusammengesetzt. Sie empfahl, einen Screenshot der Hasskommentare an den Arbeitgeber des Mannes zu schicken. Das haben wir getan. Der Chef hat sich bei uns gemeldet, sich entschuldigt und dem Mitarbeiter gekündigt. Das hat mich wirklich nachhaltig schockiert.

Was möchtest du Schreibern von Hasskommentaren gern sagen?
Ich bitte alle Hater um ein bisschen Empathie: Wie würdest du dich fühlen, wenn du solche Zeilen über dich liest? Wenn du weisst, dass es viele andere Menschen auch lesen können? Und du dich nicht wehren, keine Stellung nehmen kannst? Bitte überlege dies bei jedem Satz, den du verfasst. 

Von Berit-Silja Gründlers am 21. Februar 2020 - 11:55 Uhr