«Ich besuchte dieses Jahr mehrere Heime und Krankenhäuser – wie hier die Intensivstation im Inselspital Bern. Momente, die sich einprägten bei mir. Zu sehen, wie jemand mit einer Maschine beatmet wird, hat Spuren hinterlassen. Viele Menschen starben in der Schweiz. Oft denke ich an sie und ihre Angehörigen. Wir dürfen nicht vergessen, dass diese Pandemie einige von uns in die schwierigsten Situationen bringt.»
Pascal Gugler«Im Januar war der 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau. Ich lud Holocaust-Überlebende zu einem Essen nach Bern ein. Das Leid, das ihnen zugefügt wurde, ist kaum in Worte zu fassen. Für die Reise an die Gedenkzeremonie in Auschwitz nahm ich Studierende mit. Denn in Auschwitz ist dokumentiert, was geschehen ist – und wieder geschehen kann. Wir müssen wachsam bleiben.»
keystone-sda.ch«Am WEF lernte ich Donald Trump kennen. Der physische Grössenunterschied ist unübersehbar. Das Gespräch aber führten wir auf Augenhöhe. Als Mensch war er zugänglich. In der Dreiviertelstunde, die wir hatten, redeten wir über ein mögliches Handelsabkommen und die Klimakrise. Ich sagte, dass ich bedauere, dass die USA aus dem Pariser Klimaabkommen ausgestiegen seien. Doch Joe Biden hat ja bereits angekündigt, das zu ändern. Good News!»
keystone-sda.ch«Zum Zeitpunkt des Weltwirtschaftsforums war die Welt eine andere! Aber keine ohne Krisen. Das grosse Thema in Davos war für mich der Klima-und Artenschutz. Prinz Charles engagiert sich sehr im Artenschutz und hatte Freude an dem Bienenbild im Hintergrund. Es ist eine Szene aus dem Film ‹More Than Honey› des Schweizers Markus Imhoof. Für Filme hatte ich dieses Jahr kaum Zeit. Auch ‹The Crown› sah ich nicht.»
keystone-sda.ch«Für die Eröffnung des Ceneri-Basistunnels war ein grosses Fest geplant, mit dem Tunnel ist die Neat vollendet, wir können stolz sein auf unser Jahrhundertwerk! Wegen Corona fand nur eine kleine Zeremonie statt. Trotzdem ein emotionaler Tag. Ich habe Tessiner Wurzeln und war in meiner Kindheit oft da. Zu wissen, dass das Tessin jetzt eine moderne S-Bahn bekommt und die Schweiz näher zusammenrückt, hat mich sehr berührt.»
keystone-sda.ch«Ich kenne Sebastian Kurz, seit er mit 27 Jahren Aussenminister Österreichs wurde. Er ist sehr unkompliziert. Im Januar war ich bei ihm in Wien, im September kam er in die Schweiz. Wir redeten unter anderem darüber, was die Pandemie für unseren Tourismus bedeutet. Der Terroranschlag in Wien war dramatisch für Österreich, ein Einschnitt. Als ich davon hörte, schrieb ich Sebastian Kurz und sprach ihm mein Beileid aus.»
keystone-sda.ch«Das ist ein Foto von der Uno-Vollversammlung in New York – ich war von Bern per Video zugeschaltet. Natürlich war es nicht anders möglich, besser wäre, sich in echt zu treffen. Es ist wichtig, einander zu spüren, miteinander unter vier Augen zu reden. Dieser Austausch fehlte. Aber wir haben auch gelernt, dass vieles virtuell möglich ist. Auch meine Mitarbeitenden und ich arbeiten von zu Hause aus.»
keystone-sda.ch«Beim Staatsbesuch in der Ukraine ging ich mit Präsident Volodymyr Zelenskyy zur Kontaktlinie. Ein symbolischer Ort. Auf der einen Seite wird gekämpft und getötet. Ich trug eine kugelsichere Weste, fühlte mich trotzdem verletzlich. Plötzlich hiess es: Stopp! Auf der anderen Seite sind Scharfschützen. Wir gingen weiter, liessen uns nicht drohen und unter Druck setzen. Später sagte der Präsident zu seinen Leuten: ‹She is a strong lady.›»
Alexander Russky/TASS«Als ich im August mit meinem Kollegen Alain über den Bundesplatz lief und diese Kinder sah, empfand ich ihre Unbeschwertheit als unglaublich schön. Der Bundesrat hatte in diesem Jahr so viele Sitzungen wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Wir waren unterwegs zu einer Pressekonferenz, und wie gerne hätte ich gesagt: Alles wird gut! Aber ich konnte nicht. Mir war immer wichtig, ehrlich zur Bevölkerung zu sein.»
Getty Images«Frauen leisten in der Krise Besonderes. Ein Jahr nach dem grossen Frauenstreik sprach ich mit einigen über ihre Erfahrungen. Nächstes Jahr feiern wir 50 Jahre Frauenstimmrecht. Vorher war die Schweiz noch keine echte Demokratie. Ich war elf Jahre alt, als meine Mutter zum ersten Mal mit meinem Vater ins Gemeindehaus reindurfte, um abzustimmen. Wir Kinder begleiteten unsere Eltern. Für mich war es ein unglaublicher Moment.»
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