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  4. Thomas Kleiber bei «Hin und Weg»: SRF-Meteo-Moderator lebt in Kanada

Ex-SRF-Moderator lebt in Kanada

«Meteo»-Mann Kleiber: «Am Schluss überwog die Liebe»

«Meteo»-Mann Thomas Kleiber ist für seinen Mann David nach Kanada ausgewandert. Im Interview verrät der 48-Jährige, wie er und David das Leben zwischen zwei Nationen meistern.

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Thomas Kleiber und sein Mann David

Thomas Kleiber und sein Mann David stehen stolz vor ihrem Haus in Kanada

SRF

Thomas Kleiber, weshalb haben Sie sich entschieden, nach Kanada auszuwandern?
Es begann vor knapp zwei Jahren: In mir wuchs seit längerer Zeit der Wunsch, mich im Beruf weiter zu entwickeln. Da dies im SRF nicht möglich war, stand sowieso die Suche nach einem neuen Arbeitgeber und damit möglicherweise auch einen neuen Wohnort an. Gleichzeitig äusserte mein Mann David, der Kanadier ist, den Wunsch, zurück in seine Heimat zu ziehen.

«Mein Mann David, der Kanadier ist, äusserte den Wunsch, zurück in seine Heimat zu ziehen.»

Das beschäftigte mich dann gut ein halbes Jahr intensiv. Ich machte mir sehr viele Gedanken und es stresste mich ziemlich. Für die Auswanderung sprach, dass ich meinen Mann sehr liebe und ich ein neugieriger Mensch bin. Dagegen sprach, dass ich in der Schweiz eine super Familie und tolle Freunde habe, dass mir die Landschaft enorm gefällt und dass ich mich in meinem Leben ziemlich ideal für mich eingerichtet habe. Aber am Schluss überwogen Liebe und Neugierde.

Thomas Kleiber mit Ehemann David und Mona Vetsch

Moderatorin Mona Vetsch hat Thomas Kleiber und seinen Mann David in Kanada besucht.

SRF

Was hat David in der Schweiz gefehlt?
Eigentlich gefiel es ihm hier sehr gut. Er schätzte die Infrastruktur enorm und genoss die Schönheit der Natur. Ihm fehlten aber seine Freunde und Familie und ein wenig auch die Wärme der Menschen. Diese ist in Zürich weniger zu spüren als in Québec. Vor allem aber war uns beiden zu Beginn nicht bewusst, was Auswandern respektive Einwandern bedeutet.

«David fehlten seine Freunde und seine Familie»

Man ist als Immigrant entwurzelt. Es beginnt bei der menschlichen Umgebung und geht über die Sprache bis zu den vielen kleinen, lieb gewordenen Gepflogenheiten des Heimatlandes. Wir achteten uns zu wenig darauf, einiges von «seinem» Kanada in unser Schweizer Leben einzufügen. Dies wurde uns erst bewusst, als er fast schlagartig starkes Heimweh bekam. In Kanada geben wir uns nun sehr Mühe, dass wir einige «Schweizer Gewohnheiten» beibehalten.

Thomas Kleiber in Kanada

Der kanadische Winter machte dem Meteorologen anfangs Probleme.

Facebook/Thomas Kleiber

Wie haben Sie sich in den letzten Monaten in Kanada eingelebt?
Ehrlich gesagt, war der Winter nicht ganz einfach für mich. Weil ich kein Auto besitze, war ich recht immobil. Der ÖV ist eher spärlich hier und obwohl ich ein hartgesottener Velofahrer bin, hatte ich keine Lust auf Selbstmordfahrten auf total vereisten und dicht befahrenen Hauptstrassen.

«Jetzt, wo der Frühling endlich da ist, fühle ich mich wieder frei und beweglich»

Ganz allgemein kann man im Winter draussen deutlich weniger aktiv sein als in der Schweiz. Jetzt, wo der Frühling endlich da ist, fühle ich mich wieder frei und beweglich. Auch mit dem Französisch war es erwartungsgemäss am Anfang nicht einfach. Meine Sprachkenntnisse waren eher bescheiden und der hiesige Akzent ist nicht ganz einfach zu verstehen. Das erschwerte vieles. Inzwischen aber geht das alles schon viel besser, was meiner Integration natürlich hilft.

Thomas Kleiber bei «Hin und weg» auf SRF 1

Wie sich Thomas Kleiber während der ersten Wochen in der Heimat seines Mannes David geschlagen hat, seht ihr ab Freitag, 24. Mai 2019 um 21.00 Uhr auf SRF 1. In der Sendung «SRF DOK - Hin und weg» besucht Moderatorin Mona Vetsch Schweizer, die für die Liebe ausgewandert sind. 

Wie hat sich Ihre Beziehung verändert, seit Sie ausgewandert sind?
Eigentlich nicht gross, sie hat sich einfach noch mehr vertieft. Die Situation bleibt aber wie gehabt: Einer ist der Einheimische, der andere der Eingewanderte.

Über was streiten Sie und Ihr Mann?
Streiten tun wir uns selten. Und wenn, dann immer über völlig blöde Details, weil einfach beide Recht behalten wollen. Aber wir beide sind sehr selbstkritisch. Nach dem Streit merkt jeder rasch selber, wo er zu weit gegangen sind. Und schon entschuldigen wir uns und lachen über unsere Stierengrinder.

Thomas Kleiber verabschiedet sich von seinen Eltern

Familie und Freunde fehlen Thomas Kleiber in Kanada. Vor seinem Abflug nach Québec verabschiedet er sich von seinen Eltern.

Screenshot SRF

Denken Sie darüber nach, nochmals in die Schweiz zurückzukehren?
Ja. Es war von Anfang an klar: Ich gebe mir mal zwei Jahre in Kanada und dann schauen wir, wie es geht.

Was vermissen Sie am meisten?
Ganz klar meine Familie und meine Freunde. Aber auch meinen Garten, die Berge und die Kleinräumigkeit unserer Landschaft. Und den sensationellen ÖV der Schweiz.

Wie hat Ihre Familie auf Ihren Entscheid reagiert, auszuwandern?
Sie waren froh, dass ich endlich abzische (lacht). Nein, Quatsch: Sie bedauerten es sehr. Aber sie akzeptierten unseren Entscheid und unterstützen uns. Ich bin für dieses Verständnis und die Unterstützung enorm dankbar. Grundsätzlich sind mein Mann und ich uns bewusst, wie privilegiert wir sind: Wir beide haben zwei grossartige Familien, mit denen es einfach super ist.

Was unterscheidet aus Ihrer Sicht Schweizer und Kanadier?
So wie in der Schweiz die Mentalität je nach Region verschieden ist, so ist das auch hier. Ich kenne vor allem Quebecer. Diese sind lockerer und entspannter als die Schweizer. Das hat zur Folge, dass zwar nicht immer alles so perfekt und effizient ist wie in der Schweiz, dafür findet man weniger grummelige oder gestresste Leute. Immer wieder kommt es zu netten Gesprächen und kleinen Witzeleien mit Wildfremden, was ich total mag.

«Im Gegensatz zur Schweiz bin ich in Kanada als Homosexueller in rechtlichen Belangen den Heterosexuellen völlig gleichgestellt»

Und was verbindet die beiden Nationen?
Wir suchen friedliche Lösungen, sind mehrsprachig, haben eine tiefe Kriminalitätsrate und unsere traditionellen Gerichte sind einfache, aber schmackhafte «Arbeiteressen». Laute und dominante Menschen mögen wir weniger und es scheint, als ob beide Nationen ziemlich glücklich sind.

Wie fühlen Sie sich als homosexuelles Paar angenommen in Kanada?
Bezüglich den Rechten von Frauen, Ausländern oder Randgruppen sind die Kanadier fortschrittlicher. Im Gegensatz zur Schweiz bin ich hier z.B. als Homosexueller in rechtlichen Belangen den Heterosexuellen völlig gleichgestellt. Dafür hinken die Quebecer im Umweltschutz hinterher.

Von Berit-Silja Gründlers am 24. Mai 2019 - 11:52 Uhr