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Zwei Medaillen für das Ski-Pärchen

Michelle und Lucas WM-Traum

Emotionen, Ausfälle, Aufregung um einen Heiratsantrag – aber vor allem zwei WM-Medaillen: Unser Ski-Pärchen Michelle Gisin und Luca De Aliprandini verlässt Cortina d’Ampezzo zufrieden und gemeinsam strahlend.

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Michelle Gisin und Luca De Aliprandini, SKI WM 2021 Cortina d Ampezzo, SI 08/2021

Bereit zum Aufbruch: Michelle Gisin und Luca De Aliprandini verbringen nach der WM zwei Tage zu Hause am Gardasee.

Valeriano Di Domenico

Es ist kurz nach der Siegerehrung des Riesenslaloms, als die österreichische «Kronen Zeitung» online schreibt, Michelle Gisin habe einen Heiratsantrag bekommen. Nun, sie selber weiss davon nichts. Und auch der potenzielle Antragsteller nicht, ihr Freund Luca De Aliprandini. Den Heiratsantrag gabs im Zielraum tatsächlich, aber «ich kenne das Paar nicht, wünsche den beiden jedoch alles Gute», sagt Gisin, 27, lachend. 

Sie und De Aliprandini haben auch ohne Verlobungsring genug zu feiern. Gerade machen sie sich auf, Cortina d’Ampezzo in Richtung ihres Hauses am Gardasee zu verlassen – beide mit einer Medaille um den Hals. «Deine hat ziemlich gelitten», stellt Gisin fest, als sie die beiden weissen Bändel vergleicht. Klar: Während Edelmetall von Gisin schon fast erwartet wurde und sie nach ihrer Kombi-Bronze noch mehr Chancen hatte, war De Aliprandinis Silber im Riesenslalom eine Sensation: Nie zuvor stand der 30-Jährige auf einem Weltcup-Podest – und das musste gefeiert werden. Dass es ausgerechnet an der Heim-WM mit einer Medaille klappt, war für ihn «ein Traum und unbeschreiblich». Gisin findet Worte: «Ich bin gerade das glücklichste Mädchen der Welt», sagt sie, als sie den zweiten Lauf mit «supramaximalem Puls» im Zielraum verfolgt. «Für mich ist es genial, dass ich bei diesem Moment dabei sein kann.» 

 

Michelle Gisin und Luca De Aliprandini, SKI WM 2021 Cortina d Ampezzo, SI 08/2021

Seit sechs Jahren ein Paar. Nun hat Michelle Gisin in Cortina Bronze, Luca De Aliprandini Silber gewonnen. 

Valeriano Di Domenico

Als sie vor sechseinhalb Jahren ein Paar wurden, standen beide ganz am Anfang ihrer Karriere. In den vergangenen Jahren aber war es De Aliprandini, der seiner Freundin zu Erfolgen gratulieren durfte. Für Gisin war das nicht nur einfach, sieht sie doch tagtäglich, wie hart ihr Partner für seine Skikarriere arbeitet. Und wie wenig oft fehlte für die absolute Weltspitze.

Mit seinem grössten Erfolg hat De Aliprandini nun nicht nur sich selbst eine Medaille geschenkt, sondern gleich ganz Italien – es war in Cortina nämlich erst die zweite für das Gastgeberland. Der begeisterte Motocrossfahrer aus dem Val di Non braust damit endlich ins Rampenlicht. Und schreibt sein ganz eigenes Märchen. Denn dass «Finferlo» – Pfifferling, ein alter Spitzname wegen seiner Grösse von 1,70 Metern – eine Skikarriere machen würde, war wirklich nirgends vorgezeichnet. Seine Familie besitzt Apfelplantagen, die skifahrerischen Kenntnisse «hören etwa beim Schneepflug auf». 

Michelle Gisin, SKI WM Cortina D Ampezzo, Schweizer Festspiele in SI 07/2021

Gisin hat in Cortina in der Alpinen Kombination die Bronzemedaille gewonnen. In dieser Disziplin war sie 2018 Olympiasiegerin.

Valeriano Di Domenico

In den Kadern musste er sich stets gegen die Kollegen aus den grossen Skiklubs behaupten, doch das hat ihn zäh gemacht. Von seinem Potenzial als Fanliebling ganz begeistert, schreibt die italienische Ausgabe der Frauenzeitschrift «Elle» vor den Olympischen Spielen 2018, er könne das Sexsymbol der italienischen Mannschaft werden, «ein Alberto Tomba 2.0». 

Schwer vorstellbar, dass De Aliprandini so etwas anstrebt. Seinen Charme haben inzwischen aber auch die Schweizer kennengelernt: Auf SRF hat er den Zuschauern vor der WM ein paar italienische Begriffe beigebracht und dort mit seiner einnehmenden Art gepunktet. Ein Begriff war «das Podium». Er verpackte das Wort gleich in einen Satz, in dem er prophetisch seinen eigenen Podestplatz bejubelt. 

Die Enttäuschung hält sich in Grenzen

Viel Zeit haben die beiden nicht, um das Heimkommen am Gardasee zu geniessen: Der Weltcup ruft. Doch die Zufriedenheit wird noch eine Weile anhalten im Hause Gisin/De Aliprandini. Auch Michelles Enttäuschung über das Ausscheiden in Riesenslalom und Slalom hält sich in der Endabrechnung in Grenzen. «Manchmal ist es ein Tag für dich, manchmal nicht. Ich konnte schon solche enormen Momente in meiner Karriere erleben, und ich bin glücklich, dass das nun ein Tag für Luca ist.»

Von Eva Breitenstein am 26. Februar 2021 - 12:00 Uhr