Wer sich diesem Bergdorf nähern will, muss erst die Haarnadelkurven im Val d’Anniviers hinter sich bringen, bis er auf 1934 Metern über Meer angekommen ist. Der Lohn: in Chandolin VS erwarten einen absolute Ruhe und eine idyllische Umgebung. Das entdeckt auch Ski-Cross-Fahrerin Fanny Smith, 27. Die Sportlerin wurde 2013 Weltmeisterin, holte 2018 Olympiabronze und ist ein echtes Energiebündel. Doch auf der Terrasse eines Chalets geniesst sie ganz entspannt einen Walliser Aprikosensaft.
Im kleinen Museum «Espace Ella Maillart» entdeckt Fanny Smith das wilde Leben einer Draufgängerin. Die Weltenbummlerin, Schriftstellerin und Fotografin Ella Maillart lebte in Chandolin – wenn sie nicht gerade ferne Länder erkundete. Fanny ist fasziniert: «Sie war so unabhängig, ein echtes Vorbild!»
Später bewundert Fanny Smith die Aussicht von der Terrasse des Grand Hôtel aus: Sechs Gipfel strecken sich 4000 Meter hoch dem entgegen. Ein letzter Spaziergang führt vorbei an einer der ältesten Lärchen Europas, 860 Jahre alt. Erholt verabschiedet sich Fanny Smith vom Bergdorf – und schwebt per Sessellift zurück ins Tal.
Grün und blau – die Reben und der See bestimmen hier die Farbpalette. In Epesses VD wird Fanny Smith von einer glühenden Sonne empfangen. Aber zu trinken gibt es hier ja genug. Zum Beispiel beim Winzer mit dem passenden Namen Philippe Rouge, dessen Familie schon seit 1553 Wein anbaut. Er serviert ihr – natürlich – einen Roten, dazu Käse und Brot.
Derart gestärkt kann Fanny Smith nichts mehr aufhalten: Sie fährt mit einer kleinen Monorail-Bahn durch die Reben. Eigentlich wird die Bahn für den Transport von Werkzeugen gebraucht, aber sie eignet sich auch für eine Spazierfahrt durch das Unesco-Weltkulturerbe.
Danach wechselt Smith den fahrbaren Untersatz und steigert das Tempo: Mit dem Tracasset, einem motorisierten Dreirad, düst sie durch die Hügel, angeleitet von Aurélie Badoux, Winzersfrau und mehrmaliger Gewinnerin der Tracasset-Weltmeisterschaft.
Zur Erholung gönnt Smith sich eine Forelle in der «Auberge du Vigneron», dem einzigen Restaurant in Epesses. Der Service ist herzlich, die Aussicht nimmt ihr den Atem. «Was für eine Pracht», sagt Smith, «aber genauso begeistert mich die Herzlichkeit der Bewohner und ihre Liebe zu ihrem Dorf».
Jetzt geht es weg vom Wein, hin zu Käse und Meringues. Gruyeres Schätze werden nicht nur von der Stadtmauer bewacht, sondern auch von den Bergen Dent de Broc und Moléson. Als Erstes zieht es Fanny Smith in die Schaukäserei, wo 7000 Greyerzer-Laibe vor sich hinreifen.
Danach nimmt Jean-Pierre Doutaz sie mit auf Entdeckungstour durch die Altstadt. Langsam flanieren die Touristen über das Kopfsteinpflaster, ganz verblüfft von so viel Schönheit.
Fast wähnt man sich in einem Freilichtmuseum – doch das Dorf lebt: Boutiquen, Galerien, Museen und Restaurants ziehen die Besucher an. Am schönsten ist Gruyeres allerdings dort, wo es plötzlich ganz ruhig wird, zum Beispiel am Grab von HR Giger, Oscarpreisträger, Alien-Vater und Gruyères-Bewohner. In seinem Museum bestaunt Fanny Smith die düsteren Kreaturen. «Das ist wirklich ein Dorf voller Geschichten.»
Zum Schluss gibt es dann noch den Klassiker: ein Fondue im Restaurant «Chalet de Gruyères » und zum Dessert einen Lolli aus der Schokoladenfabrik von Richard Uldry. Mit vollem Bauch und dem Kopf voller Eindrücke macht sich Fanny Smith auf den Heimweg.
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