1. Home
  2. People
  3. Fabian Unteregger

Fabian Unteregger

Die Lach-Maschine

«Guets Mörgeli!», wer sitzt denn da? Bekannt wurde Komiker Fabian Unteregger als Parodist von Christoph Mörgeli. Gekonnt imitiert er auch Bundesräte oder Fussballexperten. Und studiert nebenbei Medizin. Ganz ernst!

Artikel teilen

Wäsche sortieren? Zu aufwendig! Fabian Unteregger stopft munter schwarze und weisse T-Shirts in die Trommel. Drückt «Buntwäsche 40 Grad». Fertig! Wenn auf dem Waschplan «Unteregger» steht, geht es fix. Seit der 31-Jährige bei «Giacobbo/Müller» auf SF 1 als Christoph Mörgeli auftrat, hat der Komiker kaum mehr freie Tage.

Er imitiert im Lokalradio Elmar Ledergerber oder Barack Obama, tourt mit «Das Zelt» und präsentiert am 21. April sein erstes abendfüllendes Soloprogramm im Casinotheater Winterthur.

Längst ist das ehemalige Hobby zum Job geworden. «Seit bald zwei Jahren bin ich Berufskomödiant», erzählt er. Daneben studiert Fabian im zweiten Semester Medizin an der Universität Zürich. «Aus tiefstem Interesse», wie er sagt, paukt der studierte Lebensmittelingenieur Anatomie und Zellbiologie. «Ich kann mir gut vorstellen, danach auch als Arzt zu arbeiten.»

Dass er dafür geeignet ist, hat er bereits getestet. «Ich ging in einen Spital und schaute, was dort so abgeht. Habe mit Ärzten gesprochen und war bereits bei einer Operation dabei.» Zurzeit drückt Unteregger noch im Hörsaal die Bank – und versucht, sich bei den Vorlesungen den Stoff gleich einzuprägen.

Am Nachmittag pröbelt er an seinen Nummern, und abends steht er irgendwo in der Schweiz auf der Bühne. Eine gute Mischung, findet Fabian: «Die Medizin zwingt mich, diszipliniert an der Comedy zu arbeiten. Ich bin nicht einer, der sich gerne hinsetzt und Texte lernt.» Sein Arbeitspensum gleiche phasenweise bereits dem eines Assistenzarztes, witzelt er. «18-Stunden-Tage sind keine Seltenheit.»

Dafür, dass Unteregger bei diesem Programm morgens leicht aus den Federn kommt, sorgt der Schlafphasenwecker neben seinem Bett. Eine halbe Stunde vor dem Aufstehen misst er Fabians Bewegungen und weckt ihn dann, wenn er nicht mehr im Tiefschlaf ist. «Genial», schwärmt Fabian. Das Gerät begeistert den Naturwissenschafts-Fan total.

Faszinieren tun ihn auch People-Magazine. Diese studiert er regelmässig zur Inspiration. «Was die VIPs anziehen, welches Hündchen sie haben, wer mit wem – ich gebe mich sehr gern mit Klatsch und Tratsch ab.» Wenn es hingegen um sein eigenes Liebesleben geht, wird der sonst so gesprächige Komiker wortkarg.

«Ich bin ein ganz normaler Mensch, und den Rest kann man sich denken.» Fabian Unteregger lebt mitten in Zürich. Seit er wieder studiert und von seinen Gagen leben muss, kurvt er mit dem Velo durch die Stadt. Die Wohnung teilt er vorerst noch mit einer Kollegin.

Fabian wirkt aufgedreht – aber sympathisch. Wenn der schlaksige Typ von seinen Professoren an der Uni erzählt, kann er es sich nicht verkneifen, diese nachzuahmen, um zu zeigen, wie sie sich vor den Studenten geben. Bereits in der Primarschule parodierte der gisplige Bub seine Lehrer, gab Sketches von «Cabaret Götterspass» zum Besten und klimperte auf dem Klavier im Schulzimmer Jerry Lee Lewis.

«Später in der Kantonsschule verbrachte ich dann viel Zeit vor der Türe. Oder ich musste in der vordersten Pultreihe, nahe beim Lehrer sitzen.» Was ihn aber nicht davon abhielt, im Spanischkurs einem Kollegen Stinkkäse in die Schultasche zu schmuggeln. «Ich liebe Streiche», gibt Unteregger zu.

Was man beim Anblick seines frechen Bubengesichts sofort glaubt. Während der Rekrutenschule – «eine total wunderbare Zeit» – unterhielt er seine Kollegen, indem er seinen Vorgesetzten, Hauptmann Bürgi, nachmachte und Funksprüche in dessen Namen über den Bordfunk absetzte.

Dass der Spass zu einem ernsthaften Job werden könnte, dachte damals niemand. Komiker gibt es in der Familie Unteregger keine. «Mein Vater hat zwar den Schalk im Nacken. Aber mein Mami ist viel zu anständig dafür.» Bei Untereggers wurde vor allem diskutiert. Fabians Vater ist Ökonom, seine Mutter Soziologin. 

«Komik verlangt diszipliniertes Arbeiten. 18-Stunden-Tage sind bei mir keine Seltenheit»

Statt an die Adria, wie andere Familien, reiste er mit seinen Eltern und der sechs Jahre älteren Schwester in den Schulferien nach Brasilien. Und alle fuhren sie per Bus in die Favelas, die Armenviertel. «Jeder sagte: Ihr spinnt! Aber dort spielt sich doch das wirkliche Leben ab. Das hat mir extrem die Augen geöffnet.»

Mit offenem Blick geht Unteregger durchs Leben. Er beobachtet gerne, nimmt wahr, was um ihn herum passiert. «Ich präge mir Körpersprache, Gesicht und Haltung von anderen Menschen sofort ein. Früher war mir dies gar nicht bewusst.» Besonders verlässlich ist dabei sein Gehör.

«Ich speichere mir Stimmen und kann sie mir innerlich wieder abspielen», erklärt er. Diese später nachzuahmen, fällt ihm leicht. «Ich kann innert Sekunden zig Personen durchtätschen.» Sagts und fällt vom Zürcher in den Walliser Dialekt, wechselt ins Bündnerdeutsch und imitiert sogleich Ex-Mister-Schweiz Renzo Blumenthal.

«Fabian ist der beste Parodist, den ich kenne», sagt Kabarettist und Satiriker Andreas Thiel. «Er agiert auf der Bühne total souverän, kann schnell auf das Publikum eingehen und improvisieren. Zudem hat er eine hervorragende Allgemeinbildung und eine rasche Auffassungsgabe.»

Thiel engagierte Unteregger einst für eine Radiosendung und empfahl ihn danach Viktor Giacobbo, als der seine neue Satire-Sendung vorbereitete. «Als ich seine Mörgeli-Parodie hörte, war er praktisch engagiert», sagt Giacobbo.

Ganz ohne Erfahrung war Fabian nicht aufgetaucht. Vor ein paar Jahren, nach seinem Studium an der ETH, schleppte ihn ein Kollege an eine Theatersport-Probe mit. «Zuerst war ich skeptisch. Dachte, das ist so Kupferwolle-Bast-mässig. Doch dann war es super!» Beim Theatersport stehen sich zwei Teams gegenüber und improvisieren.

Die Zuschauer entscheiden, was gespielt werden soll, und bewerten anschliessend mit Klatschen oder gnadenlosen Buhrufen! «Damit kriegst du eine perfekte Ausbildung», erzählt Unteregger. Eine Schauspielschule hat er nie besucht. «Himmelherrgott nein!», sagt er laut und scherzt: «Das wäre der sicherste Weg in die Arbeitslosigkeit.»

am 12. April 2009 - 20:52 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 23:52 Uhr