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Agnès Wyler

Ein Spiegel des Lebens

Für Agnès Wyler ist Malen eine intensive Erfahrung, eine innere Reise, auf die sich die Künstlerin vor 20 Jahren begeben hat. In Davos zeigt die Westschweizerin ihre jüngsten Werke.

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Die Welt der Lausanner Künstlerin ist tiefgründig und farbenfroh.

Sie zögert nur kurz. Dann setzt sich Agnès Wyler, 48, für den Fotografen zwischen die in Reih und Glied aufgestellten Farbtöpfe, die entfernt an die Terracotta-Armee von Xian erinnern. In der rechten Hand hält sie einen Trichter, pardon, einen Pinocchio-Kopf. In der linken eines ihrer Gemälde mit dem Titel «Glück im Winkel».

Die Westschweizerin, die an der renommierten School of the Museum of Fine Arts in Boston ausgebildet wurde, drückt sich gerne in Wort und Bild aus. Worte sind manchmal Teil eines Bildes oder avancieren gar zu dessen Inhalt. Mit Worten bildet die Malerin, die mehrere Sprachen fliessend spricht, aber auch kryptische Titel wie «Der Mafiaboss hat auch einen Gärtner» oder «Ton odeur de rose».

Agnès Wylers Arbeiten - in den letzten Jahren meist mehrteilig - regen die Fantasie an. Der Blick wandert hin und her von den teils geometrischen zu den figurativen oder monochromatischen Werken. Sie malt Bilder, die wie ein Spiegel des Lebens erscheinen, und führt Elemente zusammen, die scheinbar nicht zusammengehören. «Wie Kopf und Herz», sagt Wyler in sanftem Ton und ausgeprägtem französischem Akzent. Ihre rehbraunen Augen wirken jetzt dunkler, ihre Gedanken scheinen bereits woanders zu sein.

Die Mutter eines 18-jährigen Sohnes lebt seit 20 Jahren von und für die Malerei. Mit dem Umschlang des SBB-Kursbuches 2001 wurde ihre Kunst einem breiten Publikum bekannt. Agnès Wyler sucht jeden Tag ihr geräumiges Atelier in Zürich auf. Selbst wenn sie nicht malt, beschäftigt sie sich mit Kunst. Auch Musik ist für sie enorm wichtig. «Musik ist wie Bilder hören - und Malen wie Musik machen. Beide gehören zusammen.» CDs, meistens Klassik, stapeln sich denn auch im Raum.

Agnès Wyler ist vor allem Malerin. Doch in ihren Schubladen lagern auch Zeichnungen, «noch nicht reif für das Publikum». A4-Blätter in Sichtmappen füllen zahlreiche Dossiers. Es sind Tagebuchseiten, auf denen intime Erinnerungen, flüchtige Begegnungen, Wortfetzen festgehalten sind. Gekritzelt, geklebt, gemalt. Ein unermesslicher Schatz, bereit, um als Wandinstallation ans Licht zu kommen.


Galerie Rätus Casty Davos GR
Bis 8. August, Dienstag bis Freitag 10 bis 12 Uhr und 14 bis 18.30 Uhr,
Samstag 11 bis 16 Uhr

am 8. Juli 2009 - 14:36 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 19:05 Uhr