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Nächste Woche wird der König von Thailand beerdigt

«Bhumibol war ein Waadtländer!»

Nächste Woche nimmt Thailand offiziell von seinem König Abschied. Dieser war mit der Schweiz eng verbunden: Bhumibol Adulyadej verbrachte seine Kindheit und Jugend in Lausanne. Sein ehemaliger Mitschüler Etienne Métraux erinnerte sich nach dem Tod des Königs an den einst jungen Monarchen.

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Bhumibol König Thailand Waadt Etienne Métraux

Thailands König Bhumibol Adulyadej ist vor einem Jahr verstorben. Nächste Woche wird er beerdigt.

Keystone

Etienne Métraux, 90, schreitet im aufrechten Gang über den Pausenplatz der École Nouvelle de la Suisse Romande in Lausanne: «Hier bin ich mit Bhumibol, dem König von Thailand, zur Schule gegangen!» Die beiden waren damals zwölf Jahre alt. Nächste Woche, ab dem 25. Oktober, wird Bhumibol Adulyadej, wie König Rama IX. mit bürgerlichem Namen hiess, genau ein Jahr nach seinem Tod in Thailand beigesetzt. «Ich mochte ihn wirklich sehr», sagt Métraux traurig.

Wir schreiben das Jahr 1933, als die gerade erst verwitwete Prinzessinmutter Srinagarindra mit ihren drei Kindern nach Lausanne zieht. Bhumibol, der Jüngste, ist erst fünf. Sein Bruder Ananda ist sieben und die grosse Schwester Galyani zehn. Die Prinzessinmutter schickt die beiden Söhne in die Privatschule École Nouvelle und die Tochter auf eine Mädchenschule. Sie ist überzeugt davon, dass ein König gebildet sein und selber arbeiten muss, bevor er regieren kann.

Etienne Metraux

Nostalgisch: Etienne Métraux vor der Schule in Lausanne, die er zusammen mit Bhumibol besuchte.

Kurt Reichenbach

Das Schulhaus im Lausanner Stadtteil Chailly sieht von aussen noch so aus wie damals. Doch die Klassenzimmer sind längst modernisiert. Etienne Métraux setzt sich an eine Schulbank und schwelgt in Erinnerungen: «Bhumibol sass direkt hinter mir.» Während dreier Jahre haben die beiden dieselbe Klasse besucht. «Er war ein Schüler wie jeder andere und erhielt von niemandem eine Sonderbehandlung.» Der Prinz sei sehr intelligent und anständig gewesen. Das liege wohl auch an seiner Herkunft, vermutet Métraux.

In der Schweiz verbringt der kleine Bhumibol eine unbeschwerte Kindheit. Auf dem Pausenplatz spielt er mit Etienne und anderen Freunden Fussball. In der Freizeit lädt er sie in die Villa der Familie in Pully VD ein. Métraux erinnert sich ganz besonders an einen Mittwochnachmittag, als er mit ein paar Kameraden zum Filmeschauen in die heute abgerissene Villa Vadhana durfte.

Dass Bhumibol seine Freunde schätzt, zeigt er nach einem Ferienaufenthalt in Thailand. Er bringt ihnen Geschenke mit in die Schule. Etienne Métraux bekommt einen dicken, schwarzen Fülli. «Der funktioniert immer noch!», sagt er stolz und holt ihn aus seiner Manteltasche. Es ist der einzige persönliche Gegenstand, der ihn noch an seinen einstigen Freund erinnert.

Zu jener Zeit ist noch nicht klar, dass Bhumibol schon bald den Thron besteigen würde. Erst als sein Bruder Ananda 1946 in seinem Schlafzimmer mit einer Kugel im Kopf vorgefunden wird, muss sich Bhumibol auf seine Zukunft als Monarch vorbereiten.

Bevor er 1951 den Thron in Bangkok definitiv besteigt, geht er jedoch zurück nach Lausanne, um sein Jura-Studium an der Universität zu beenden. In seiner Freizeit besucht er Jazzkonzerte in Paris, spielt selbst Saxofon und fotografiert viel. Zudem hat er ein Faible für schnelle Autos. Man munkelte, der König brettere gelegentlich mit 140 Stundenkilometern auf Strassen zwischen Lausanne und Genf. Bis er mit seinem Fiat Topolino in einen Lastwagen kracht. Dabei verliert er ein Auge und bleibt auf einer Gesichtsseite gelähmt.

Bhumibol König Thailand Waadt Etienne Métraux

Offiziere der thailändischen Armee üben die Zeremonie, mit welcher der verstorbene König nächste Woche beerdigt wird.

Keystone

Das Unglück führt ihn jedoch zu neuem Glück. Sirikit, eine thailändische Adelige und Botschaftertochter, leistet Bhumibol Gesellschaft am Krankenbett. Er kennt sie schon von seinen Besuchen in Paris. Die beiden werden ein Paar und verloben sich 1949.

18 Jahre verbringt der König in Lausanne. Auch später kehrt er mehrmals mit seiner Gattin und den vier Kindern in die frühere Heimat zurück, geht am Genfersee spazieren, fährt in den Alpen Ski. 1964 besucht er die Schweiz zum letzten Mal. Dass er Lausanne nicht vergessen hat, beweist er 2005, als er der Stadt einen Pavillon schenkt. Er steht heute im Denantou-Park.

Von Onur Ogul am 22. Oktober 2017 - 17:27 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 13:06 Uhr