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«Er nannte sie Sklavin, sie ihn Maestro»

Natascha Kampuschs Entführer filmte ihr Martyrium

Zehn Jahre nachdem Natascha Kampusch ihrem Entführer entkommen ist, enthüllt ein neues Buch weitere grausame Details. Wolfgang Priklopil hat das Leben seiner Geisel ausführlich dokumentiert - per Video.

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Natascha Kampuschs Aussagen über ihre Gefangenschaft wurden oft hinterfragt. Jetzt ist klar: Sie hat die Wahrheit gesagt.

schweizer-illustrierte.ch

3096 Tage lebte Natascha Kampusch, 28, in Gefangenschaft. 1998 entführte Wolfang Priklopil das damals 10-jährige Mädchen und hielt es acht Jahre als Sklavin. Die Geschichte der Österreicherin, die ihrem Peiniger entkam, ging um die Welt. Es folgten Verschwörungstheorein um Pädophilenringe, Sexvideos und immer wieder Zweifel an den Aussagen des Opfers.

Jetzt bringt ein neues Buch Klarheit:  «Das Entführungsprotokoll Natascha Kampusch. Die ganze beschämende Wahrheit» des Hamburger Ex-Kriminalbeamten Peter Reichard. Das Buch beruht unter anderem auf Videoaufnahmen aus dem Haus von Priklopil. Der Entführer dokumentierte das Leben seines Opfers feinsäuberlich, Welt.de zeigt Auszüge, in denen Reichard das Material beschreibt:

«Priklopils Canon-Kamera läuft. Wie ein KZ-Arzt vermisst er akkurat jedes einzelne Körperteil seiner spindeldürren Gefangenen, um sie hinterher als zu ‹fett› zu beschimpfen. Und die Kamera läuft auch, wenn er sie wie bei Wehrsportgruppenübungen einer Neonazi-Truppe so lange treppauf und treppab scheucht, bis ihr fast die Beine versagen. Sie muss bis zur Erschöpfung Kniebeugen und Kopfstände machen, und damit sie nicht aufgibt, befiehlt er seiner ‹Sklavin›, wie er sie nannte: ‹Demütig gehorchen. Immer lieb sein. Immer lieb gehorchen. Demütig sein.› Mit der Kamera verfolgt er sie bis auf die Toilette. In die Küche. Er gängelt sie, erteilt Anweisungen. Ist zwischendurch mal gnädig, um sie anschliessend gleich wieder zu massregeln.»

oder

«In einer anderen Szene sitzt Wolfgang Priklopil in Unterhose und Unterhemd am Küchentisch, links neben seinem auftapezierten Birkenwald. Hinter ihm sind die Jalousien heruntergelassen. In der Küche brennt Licht. Seine ‹Sklavin›, die ihn Gebieter› und ‹Maestro› nennen sollte, ihm diese Ehrerbietung aber verweigert hat, auch wenn er sie anfangs mit Gewaltausbrüchen dazu zu zwingen versucht hat, richtet das Frühstück her.»

Peter Reichard hat sich das Einverständnis von Natascha Kampusch geholt, dass die grausamen Details aus ihrer Gefangenschaft publik werden. Damit werden alle Mutmassungen um die Täter-Opfer-Beziehung widerlegt. Kampusch hat über ihre Zeit bei Priklopil die Wahrheit gesagt. Und sich am 23. August 2006 aus eigener Kraft aus ihrem Martyrium befreit.

Natascha Kampusch heute Buch

Peter Reichard: «Der Entführungsfall Natascha Kampusch. Die ganze beschämende Wahrheit», Riva Verlag, 400 Seiten.

Von BL am 21. März 2016 - 10:47 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 15:19 Uhr