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Nico Rosberg über seinen Rücktritt von der Formel 1

«Ich hatte die letzten Jahre Scheuklappen auf»

Rennfahrer Nico Rosberg bremste alle aus. Nur Tage nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft verkündete er den Rücktritt von der Formel 1. In Genf verriet der IWC-Botschafter, was er mit der neu gewonnenen Zeit anfängt.

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IWC Gala in Genf für Uhren mit Dinner 2017

Nico Rosberg mit seiner Vivian an der IWC-Gala in Genf.

Getty Images

«Schweizer Illustrierte»: Nico Rosberg, wie lautet Ihre aktuelle Berufsbezeichnung? Rennfahrer a. D.?
Nico Rosberg: Puah, ich weiss gar nicht! Unternehmer? (Zu seinem Manager gewandt.) George, haben wir schon eine neue Bezeichnung gefunden?
George: Weltmeister!
Rosberg: Weltmeister? Ist das eine Berufsbezeichnung? Okay, tönt gut. Sagen wir Weltmeister.

Wie fühlt sich Ihr neues Leben an?
Es ist ein unglaubliches Gefühl, dass ich meine Zeit jetzt selber in der Hand habe und nicht mehr so stark fremdgesteuert bin. Ich kann selber entscheiden, was ich mache und was nicht. Das ist eine grosse Freiheit. Ich hatte die letzten Jahre Scheuklappen auf. Es gab nur die Rennen und den Titel. Ich wusste nichts, gar nichts! Jetzt macht es mir sogar Spass, ein bisschen Youtube zu schauen …

Sie sehen sich Katzenvideos auf Youtube an?
Die sind doch ganz lustig (lacht)! Aber ich schaue mir natürlich auch gerne alte Formel-1-Videos an.

Mit wem hatten Sie Ihren Rücktritt beraten?
Eigentlich mit gar niemandem. Ich hatte mit Vivian, meiner Ehefrau, gesprochen, klar. Aber das war eine Entscheidung, die mir niemand abnehmen konnte. 

Nico Rosberg Frau Vivian Sibold schwanger Baby Mädchen

Nico Rosberg und Vivian Sibold sind seit rund zwei Jahren verheiratet und seit einem Jahr Eltern einer kleinen Tochter.

Via Instagram

Hat sich Ihre Frau schon mit Ihrem neuen Leben angefreundet?
Und wie! Wir haben eben ein schönes romantisches Wochenende in Rom verbracht. Das ist etwas, was wir so noch fast gar nie erlebt hatten. Das war echt superschön.

Was fangen Sie mit Ihrer neuen Freiheit an?
Ich lasse mir Zeit für meine Entscheidungen, nehme jeden Tag, wie er kommt. Heute bin ich für IWC an der Uhrenmesse, morgen fahre ich ans WEF nach Davos, um eine Rede zu halten. Mal schauen, was sich ergibt. Ich habe Pläne, aber es ist noch nichts spruchreif.

Was war im letzten Jahr der stärkere Moment: der Titel oder der Rücktritt?
Schöner war der Titel. Der Rücktritt war schwierig. Ich änderte mein Leben ja komplett, stellte es völlig auf den Kopf. Das ist nicht einfach. Der Titel hingegen war ein Befreiungsschlag, eine Erlösung.

Gab es diesen einen Moment, als Sie den Entscheid gefällt haben?
Nein, das war ein Prozess, der damit zusammenhing, dass der Weltmeistertitel plötzlich greifbar war. Da kam dann dieses Gefühl, dass es doch mega wäre, wenn ich nach dem Titel, diesem Kindheitstraum, auf dem Höhepunkt meiner Karriere, aufhören könnte. So nach dem Motto: Das war eine geile Zeit, vielen Dank, aber jetzt gehe ich in eine neue Richtung. Das Machen war dann aber nochmals eine ganz andere Sache…

Waren Sie nervös, als Sie Ihren Arbeitgeber anrufen mussten?
Ja klar! Das war nicht sehr angenehm. Ich wusste ja, dass ich meine Rennsportfamilie in eine schwierige Situation bringe. Daher freut es mich jetzt umso mehr, dass ein guter Nachfolger gefunden ist. 

Wie waren die Reaktionen auf Ihren Rücktritt aus Ihrem Umfeld?
Alle waren sehr überrascht, damit hatte niemand gerechnet. Aber mit der Zeit kam immer mehr Verständnis auf, und heute sagen eigentlich alle: «Coole Sache, was du da getan hast.» Das hat mich dann schon gefreut.

Wären Sie nochmals Formel-1-Fahrer geworden, wenn Sie das Rad der Zeit ganz zurückdrehen könnten?
Es war eine gigantische Zeit. Ich habe mich auch persönlich unglaublich entwickeln können. Dieses Milieu im Rennsport, auf höchstem Niveau, das ist unbeschreiblich. Was ich da gelernt habe, das haben andere CEOs wahrscheinlich erst mit 65 erreicht!

Werden Sie Dinge aus Ihrem alten Leben vermissen?
Mit Sicherheit. Rennen zu gewinnen, das ist unbeschreiblich. Das wird mir schon fehlen. 

Halten Sie sich nach dem Rücktritt körperlich noch fit?
Ja klar. Bei mir ist entweder das eine oder das andere: entweder weiter im Training bleiben oder Bierbauch. Und da habe ich mir gesagt: doch lieber fit bleiben. Es fühlt sich ja auch gut an.

Hatten Sie zwischenzeitlich schon mal vergessen, dass Sie zurückgetreten sind?
Nein, ich spüre es ja täglich. Jetzt zum Beispiel bin ich erkältet. Früher hätte ich Panik gehabt und wäre nervös geworden, weil dann eine Woche Training ausfällt und jede Woche zählt. Jetzt ist mir das so was von egal!

Dann geniessen Sie Ihre Erkältung!
Danke! 

Von Silvan Grütter am 25. Januar 2017 - 11:16 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 14:28 Uhr