Es sind zwei Glitzerwelten, die nur selten miteinander in Berührung kommen: Die Filmwelt Hollywoods und die royale Welt der Adelshäuser Europas. Dabei hätten die zwei Welten viel gemeinsam. Nicht nur das Geld, der Glamour, die Berühmtheit, sondern auch die Unnahbarkeit, der Umgang mit Medien und Paparazzi und das Aufrechterhalten einer Scheinwelt.
Mit Meghan Markle, 36, finden die beiden Welten nun zusammen, und dies gleich im britischen Königshaus, einem der meistbeachteten und lange Zeit konservativsten Königshäuser Europas. Am 19. Mai heiratet Meghan ihren Prinz Harry, 33, und nimmt damit definitiv Abschied von der Filmwelt - eine Welt, in der sie 15 Jahre zuhause war.
Wiederholt sich die Geschichte?
Zumindest am Rande erinnert die Geschichte von Meghan Markle an jene von Grace Kelly, der späteren Fürstin Gracia Patricia von Monaco. Grace Kelly kam 1929 in Philadelphia zur Welt und gehörte vor allem in den 50er-Jahren zur Highsociety Hollywoods. Nebst mehr als vierzig Produktionen fürs TV trat sie zwischen 1950 und 1956 in insgesamt elf Kinofilmen auf. Ihr Kinodebüt gab sie im Film «Vierzehn Stunden». Es folgten Klassiker wie «Zwölf Uhr mittags» oder der Alfred-Hitchcock-Film «Das Fenster zum Hof».
1954 wurde Grace Kelly für ihre Nebenrolle im Film «Mogambo» erstmals mit einem Golden Globe ausgezeichnet sowie für einen Oscar nominiert. 1955 erhielt sie ihren zweiten Golden Globe und den ersten Oscar für ihre Hauptrolle in «Ein Mädchen vom Lande». Grace Kelly avancierte endgültig zum Weltstar. Nicht nur wegen ihrer schauspielerischen Fähigkeiten, sondern auch wegen ihrer Schönheit, der glamourösen Auftritte und ihrer schlichten Eleganz.
Die Hochzeit mit Fürst Rainier III. von Monaco
Im März 1955 sagte Grace Kelly in einem Interview, dass sie zwar irgendwann heiraten wolle, die Karriere ihr aber momentan mehr am Herzen liege. «Wenn ich jetzt aufhörte - und aufhören müsste ich, weil die Ehe nach meiner Auffassung eine Frau ganz beansprucht - dann würde ich mich womöglich mein Leben lang mit dem Gedanken quälen, welch grosse Schauspielerin ich hätte werden können.» Und genau so kam es heraus.
Am 6. Mai 1955 lernte Grace Kelly am Rande des Filmfestivals von Cannes Fürst Rainier III. von Monaco, †82, kennen. Ein kurzes Treffen, beide waren sich sympathisch, die Schauspielerin aber musste zurück in die USA. Es folgten Monate des Briefwechsels zwischen Grace und Rainier. Im Dezember 1955 reiste der damals 32-jährige Fürst in die USA, um Grace Kelly einen Heiratsantrag zu machen. Und obwohl sich die beiden zu diesem Zeitpunkt noch immer kaum kannten, nahm sie seinen Antrag an. Die damals 26-Jährige stellte noch einen letzten Film fertig, absolvierte einen letzten öffentlichen Auftritt in der Filmwelt anlässlich der Oscarverleihung 1956 - und kehrte Hollywood den Rücken.
An Bord eines Passagierdampfers fuhr Grace Kelly im April 1956 nach Monaco, begleitet von über hundert Journalisten, und wurde im Fürstentum von ihrem zukünftigen Ehemann und 20'000 Schaulustigen in Empfang genommen. Nur wenige Tage nach ihrer Ankunft fand am 18. April die standesamtliche Trauung statt, live übertragen im TV. Einen Tag später folgte die kirchliche Zeremonie, verfolgt von dreissig Millionen Fernsehzuschauern. Später bezeichnet die jetzige Fürstin Gracia Patricia diesen Tag als den schlimmsten Tag ihres Lebens.
Vordergründig schien das Paar zuerst glücklich. Anfang 1957 kam Caroline von Monaco zur Welt, Mitte März 1958 folgte mit Albert der lang ersehnte Thronfolger. Hinter den Kulissen aber hatte Grace Kelly immer mehr mit ihrer Rolle zu kämpfen. Zwar kannte sie die Glitzerwelt von Hollywood, ein höfisches Leben war aber ganz etwas anderes. Nicht nur die Sprache Französisch machte ihr Mühe, auch die Etikette am Hof und die Autorität von Fürst Rainier. Und vor allem der Verlust ihrer Filmkarriere.
Depressionen und gescheitertes Film-Comeback
Bei öffentlichen Auftritten hielt sich Grace Kelly nun zusehends zurück, das monegassische Volk interpretierte ihr Verhalten als hochnäsig. Nach zwei Fehlgeburten und dem Tod ihres Vaters im Jahr 1960 versank Grace Kelly in Depressionen. Die Sorgen um Gracia Patricia gingen soweit, dass Fürst Rainier sogar eine vorübergehende Rückkehr seiner Frau ins Filmgeschäft in Betracht zog. Zwar hatte sie tatsächlich einen Gastauftritt in einem kleinen Film, zum grossen Comeback kam es jedoch nie. Auch auf Druck der Öffentlichkeit, welche die Schauspielerei nicht mit ihrer Rolle als Fürstin vereinbar sahen, gab Gracia Patricia ihre erneuten Schauspiel-Pläne auf. «Es heisst, dass sie sich eine Woche eingesperrt hat, mit niemandem mehr geredet hat, und dass ein Teil von Grace Kelly in dieser Woche zerbrochen ist», sagt Thilo Wydra, der die Biografie «Grace» über sie geschrieben hat.
Am 1. Februar 1965 kam mit Stéphanie von Monaco das dritte Kind des Fürstenpaares zur Welt. In dieser Zeit kam Grace Kelly auch langsam zur Einsicht, dass sie nichts mehr an ihrer Situation ändern konnte. Sie gewöhnte sich immer mehr an ihr Leben, kümmerte sich liebevoll um ihre Kinder. In einem kürzlich erschienenen Interview mit Fürst Albert schwärmt der heute 60-Jährige von Grace Kelly: «Meine Mutter hatte die Gabe, alles um sich herum einfach erscheinen zu lassen.» Er habe sich von ihr immer geliebt und getragen gefühlt. «Unser heutiges Selbstvertrauen haben meine Schwestern und ich ihr zu verdanken.»
Das tragische Ende
In den Folgejahren trug Fürstin Gracia Patricia mit ihrer Ausstrahlung und den Verbindungen zu Hollywood wesentlich dazu bei, dass Monaco zum Zentrum der Highsociety wurde - sie holte sich Hollywood einfach zu sich. Ihr Glanz färbte auf das ganze Land ab, Monaco wurde auch dank ihr zum florierenden Kleinstaat. Daneben nutzte sie ihre Stimme vor allem für das soziale Engagement, wobei sie sich an der britischen Königsfamilie orientierte. Auch die Monegassen fanden immer mehr Gefallen an ihrer Fürstin.
Am 13. September 1982 endete die schicksalshafte Geschichte von Grace Kelly abrupt: Bei der Heimfahrt von ihrer Sommerresidenz kam Fürstin Gracia Patricia mit ihrem Auto von der Strasse ab und stürzte 40 Meter in die Tiefe. Ausgerechnet dort, wo sie Jahrzehnte zuvor eine Verfolgungsjagd für den Film «Über den Dächern von Nizza» von Alfred Hitchcock gedreht hatte. Mit ihr im Auto auch Stéphanie von Monaco, damals 17 Jahre alt. Die Umstände des Unfalls sind bis heute ungeklärt. Am darauffolgenden Tag erlag die Fürstin 52-jährig ihren Verletzungen. Rund hundert Millionen Zuschauer verfolgten die Trauerfeier am TV am 18. September 1982.
Auch Meghan Markle gibt ihre Filmkarriere auf
Mit Meghan Markle versucht nun ein weiterer Filmstar den Sprung über den grossen Teich in ein europäisches Adelshaus. Gleich wie Gracia Patricia gibt auch Meghan Markle mit ihrer Heirat mit Harry ihre Filmkarriere auf, gleich wie die Fürstin zieht auch Meghan für ihren Prinzen in dessen Heimatland - und wird fortan eine Rolle spielen, die sie sich so nie ausgesucht hat. Wiederholt sich damit die Geschichte?
Wie es Meghan Markle mit ihrer neuen Position in der englischen Königsfamilie ergeht, wird sich erst mit den Jahren zeigen. Sicher ist: Schon jetzt wurde auch Meghan etwas überrollt von der medialen Aufmerksamkeit, auch wenn man sie darauf vorbereitet habe, sagt sie. Denn anders als es viele vermuten würde, sei sie diesen Rummel nicht gewöhnt, der nun um sie ausgebrochen sei. Meghan Markle suchte als Schauspielerin von sich aus zuvor nur selten die Auftritte auf dem Roten Teppich. Im Verlobungsinterview mit Prinz Harry auf BBC sagte sie: «Ich war nie Teil der Klatschspalten und lebte ein relativ ruhiges Leben».
Hier beginnen dann auch die Unterschiede zwischen Meghan Markle und Grace Kelly. Anders als die Oscarpreisträgerin Kelly hatte Meghan Markle bisher nicht den gleichen Ruhm wie ihre «Vorgängerin». Meghan Markle trat vor allem in TV-Produktionen auf, spielte während sieben Staffeln die Anwaltsgehilfin Rachel Zane in der Serie «Suits», hatte mit der glitzernden Hollywood-Welt nur wenig zu tun.
Meghan Markle wurde auf ihre Rolle vorbereitet
Auch sonst erlebt Meghan Markle zurzeit wohl vieles anders als Grace Kelly bei ihrer Ankunft in Monaco im Jahr 1956. Die zukünftige Frau von Prinz Harry wurde über Monate auf ihre neue Rolle vorbereitet und nicht ins kalte Wasser geworfen. Auch kannte sie ihren Prinzen bei der Verlobung bereits 1.5 Jahre, das Fürstenpaar hingegen war sich bei der Hochzeit fast unbekannt.
Für Meghan Markle ist ihre zukünftige Aufgabe ausserdem nicht ganz neu. Schon zuvor engagierte sich die Schauspielerin für verschiedene humanitäre Organisationen. Eine Aufgabe, die ihr immer viel Freude bereitete, wie sie gegenüber BBC sagte, und die sie nun weiterführen kann. Entsprechend hat sie von Beginn an ihre Rolle, in der sie aufgeht - Grace Kelly entdeckte das soziale Engagement erst später für sich.
Ein weiterer Pluspunkt für Meghan Markle: In England kann sie weiterhin ihre Muttersprache sprechen, während Grace Kelly über Jahre Mühe mit Französisch hatte. Der wohl wichtigste Unterschied aber: Anders als Grace Kelly wird Meghan Markle nicht den amtierenden Herrscher eines Landes heiraten und die Rolle einer Landesmutter übernehmen müssen. Entsprechend hat sie wohl - nicht nur, weil sich die Zeiten geändert haben - mehr Freiheiten, als Grace Kelly jemals hatte. Vielleicht sogar so viele Freiheiten, dass Meghan Markle die Rückkehr ins Filmgeschäft eines Tages offen steht?
Lesen Sie im 8. Teil: Das denkt das Volk von Meghan Markle
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