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«Der Bestatter» ist zurück

Terpooten & Müller: «Wir wären das ideale Paar»

Die TV-Erfolgsserie «Der Bestatter» geht am Dienstagabend in die vierte Runde. Hauptdarsteller Mike Müller und Barbara Terpoorten verraten im Interview mit der «Schweizer Illustrierten», was sie von Erfolgsdruck, echten Leichen und Partnerschaften beim Dreh wirklich halten.

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Der Bestatter Mike Müller und Barbara Terpoorten

Gute Freunde: Barbara Terpoorten und Mike Müller könnens auch privat gut miteinander.

Geri Born

Es wird wieder gemordet im Aargau. Während Barbara Terpoorten, 40, und Mike Müller, 52, sich in der neuen Staffel von «Der Bestatter» mit jeder Menge Leichen herumschlagen müssen, haben sie es privat meist lustig und gemütlich. Konkurrenzdenken? Fehlanzeige. Streit? Einmal in vier Jahren. Auf Einladung der Schweizer Illustrierten treffen sie sich zum ersten grossen Doppelinterview. Die intime Atmosphäre in der «Weissen Rose» in Zürich stimmt: Sie rückt ihm den Schal zurecht, hängt sich bei ihm ein. Er bestellt Walliser Plättli und schenkt ihr reinen Wein ein: Die beiden mögen sich wirklich!

Schweizer Illustrierte: Wann haben Sie zuletzt einen Toten gesehen?
Mike Müller: Während des Drehs für «Der Bestatter» vor einem Jahr habe ich eine aufgebahrte Leiche gesehen. Es war eine Frau, die ich nicht kannte. Es ist etwas ganz anderes als im Film. Man spürt das Unmittelbare des Todes. Wenn an uns beim Dreh in der Pathologie mal eine echte Leiche vorbeigefahren wird, stehen wir auf die Seite und sind diskret. Wir treiben sonst viel Schabernack am Set, aber da geht das nicht.
Barbara Terpoorten: Der letzte Tote war bei mir mein Vater vor zweieinhalb Jahren. Ich sah ihn und wusste, dass er nicht mehr da ist. Er sah entspannt und schön aus. Einen Sterbenden zu sehen, ist anders. Bei meiner Schwiegermutter merkte ich, dass Sterben auch ein Kampf sein kann. Der Tod danach ist friedlich.

Haben Ihnen diese Erfahrungen schauspielerisch geholfen?
Terpoorten: Ich hätte sie nicht gebraucht. Ich muss es nicht erlebt haben, um es spielen zu können.
Müller: Auf dem Set schaffen wir Fiktion. Wir sind keine «method actors». Kaum ist eine Szene abgedreht, gehen wir zum Kaffeeautomaten und reden anderes Zeug.

Warum funktioniert die Serie?
Terpoorten: Es ist eine sehr schlaue Idee. Der Tod ist ein Tabu, und man hat Angst vor dem Moment, in dem der Anruf kommt, dass jemand gestorben ist.

In der neuen Staffel ist Ihre Rolle der Kommissarin Anna-Maria Giovanoli grösser.
Ja. Ihre Familie und ihr Heimatdorf sind in einen Fall verstrickt.

Haben Sie diesen grösseren Part forciert?
Nein. Natürlich freut man sich als Schauspielerin über spannende Erzählstränge seiner Figur. Mir geht es aber ums Ganze und um ihre Entwicklung.
Müller: Wir sind alle eitle Personen. Das geben wir zu. Aber das führte nicht dazu, dass Barbara nun eine grössere Rolle spielt. Wir haben einfach eine coole durchgehende Geschichte gesucht.

Auf Ihre Vorschläge hören die Drehbuchautoren?
Terpoorten: Wir können Input geben, und sie gehen teilweise auf unsere Anregungen ein. Sie wissen langsam, wie wir ticken.

Bekommen Sie die gleiche Gage?
Terpoorten: Natürlich nicht, Mike hat mehr und längere Drehtage.

Gäbe es die Serie ohne Billag?
Müller: Ohne Billag, keine Unterhaltung. Ich spreche da aus meiner politischen Haltung. Der Deutschschweizer Markt ist mit 4,5 Millionen Einwohnern zu klein. Was produzieren die Privatsender an Unterhaltung? Nichts. Der Einzige ist Dominik Kaiser, der erfolgreich Trash-TV macht. Swisscom und Cablecom schwimmen im Geld, sie könnten auch was machen.

Wäre es besser «Der Bestatter» würde in Fribourg spielen?
Müller: Die französische Synchronfassung blieb leicht unter den Erwartungen. Jeden SRG-Direktor machen wir mit einer gut laufenden, deutschsprachigen Serie glücklicher. Der WDR hat den «Bestatter» gesendet, und die Quote war solide. Auf diesem vergleichbaren Markt konnten wir bestehen. Das ist wichtig.

Was sind Ihre Lieblingsserien?
Terpoorten: «Die Brücke», «Kommissarin Lund», «Breaking Bad», «Homeland», «Die Erbschaft» aus Dänemark.
Müller: Ich mag alles von den Coen-Brüdern.

Warum spielt «Der Bestatter» nicht in der Liga von «Die Brücke»?
Terpoorten: In Skandinavien wird für den internationalen Markt produziert. Wir fangen gerade damit an. Man kann beide Formate nicht wirklich miteinander vergleichen. Unsere Drehbuchautoren können nicht sieben Staffeln im Voraus entwickeln. Sehr schweizerisch schauen wir, wie es läuft, dann wird weitergemacht.

Rechnen Sie inzwischen mit einem Erfolg der Serie, und fühlen Sie sich auf Ihre Rollen abonniert?
Müller: Mit Erfolg kann man nie rechnen. Wenn «Der Bestatter» mal weg ist, ist er weg und vergessen. Das ist nur Unterhaltung.Terpoorten: Wir sind immer froh, wenn wir unsere Figuren weiterspielen dürfen.

Mike Müller, seit 2012 waren Sie in keinem grossen Schweizer Film wie «Der Goalie bin ig» oder «Heidi» zu sehen. Hängen Sie im TV fest?
Ich war auch in «Star Wars» nicht dabei. Ich habe noch 30 Folgen «Giacobbo/Müller» und Bühnenprogramme. Mehr geht logistisch nicht.

Der Alpöhi wäre was gewesen.
Terpoorten: Dafür ist er doch zu jung!
Müller: Da braucht es einen alten Mann mit Hinterland.
Terpoorten: Da hätte ich das Heidi machen können. Ich bin aus den Bergen.
Müller: Du kannst sowieso alles spielen. Das ist erstaunlich. Mit der richtigen Sprechweise würde man dir ein junges Mädchen abkaufen.

Wer ist von Ihnen ordinärer?
Terpoorten: lacht.
Müller: Schon ich. Ich habe mehr Sünden.
Terpoorten: Du bist eben giftiger.

Sie kennen sich schon lange?
Müller: Ja, seit 15 Jahren. Wir waren nie ein Paar. Der Sigi Terpoorten war immer dazwischen. Wir sind Freunde.
Terpoorten: Am Set sind wir Verbündete und versuchen uns durchzusetzen.

Sie sind beide in der Schule einmal sitzen geblieben.
Terpoorten: Ich war faul, machte keine Hausaufgaben und hatte wohl den Kopf woanders. Nur in Theater hatte ich einen Sechser.
Müller: Ich fand meine Schule in Olten wahnsinnig langweilig. All die Stunden im Lateinunterricht und in den dummen Naturwissenschaften haben nichts gebracht. Ich hatte viele faule Lehrer. Ich dachte immer, ich sei ein fauler Typ, bis ich gemerkt habe, dass das gar nicht stimmt.

Gab es in Ihrer Schule, Barbara Terpoorten, einen Lehrer, der Ihr Talent als Schauspielerin schon sah?
Ja, unsere Rektorin, Schwester Jazintha. Während meines letzten Jahrs im Lehrerinnenseminar durfte ich bei einer alten Schauspielerin in Zürich Unterricht nehmen. Für die Aufnahmeprüfung an der Schauspielschule durfte ich sogar meine schriftliche Maturprüfung verschieben. Eigentlich ein No-Go. Die Schwester liebte das Theater und wäre wohl selbst gerne Schauspielerin geworden. Ihre Ansichten waren modern und spannend. Ich mochte diese Schule.

Da gab es die Situation im Kanti-Theater, ein richtiger Protest von Mike Müller: Auf einer Lehrertagung haben Sie Ihr nacktes Hinterteil dem Publikum gezeigt.
Oh nein. Das ist doch ewig her. Ich wollte einfach, dass im Saal Ruhe ist. Mit Erfolg: Danach konnten wir konzentriert weiterspielen. Das habe ich nie wieder gemacht.

Stimmt es, dass Sie leichtgläubig sind, Barbara Terpoorten?
Ja. Ich finde es eigentlich gut, weil daraus immer etwas entstehen kann. Ich bin am Set ja von Zynikern umgeben.

Ist Mike Müller ein Zyniker?
Terpoorten: Nein, Ironiker.
Müller: Nein. Kein Zyniker. Ein Arschloch ja, aber...
Terpoorten: ...nicht zu mir. Bis jetzt haben wir nur einmal richtig gezickt: bei Kälte und Nässe nach zehn Stunden Dreh. Wir wären eigentlich das ideale Paar.
Müller: Wir kriegen uns selten in die Haare. Meist wegen anderen.

Also stimmt Ihr öffentliches Image nicht? Mike Müller ist eine harte Sau, liest man.
Eine harte Sau bin ich schon.

Sind Ihre Kinder auch manchmal am Set, Barbara Terpoorten?
Ja, klar. Sie wissen, was ich tue, kennen das Set, die Kollegen und vor allem das Catering.
Müller: Ich habe mit ihrer Tochter in der Mittagspause schon Latein geübt. Und ihr kleiner Sohn mag mich, glaubs. Manchmal gehen wir alle mit meiner Freundin essen.

Haben die Terpoorten-Kinder die Serie schon gesehen?
Sie sind 9 und 13. Sie haben sie noch nie gesehen und sind auch nicht so erpicht darauf. Meine Tochter lernt oft Texte mit mir und kennt die Handlung. Spannende Szenen erzähle ich meinem Sohn nach, sozusagen als Gutenachtgeschichte.

Kommissarin Giovanoli (Barbara Terpoorten) und Luc Conrad (Mike Müller) in «Der Bestatter»: ab 5. Januar, 20.05 Uhr, SRF 1

Von Werner De Schepper am 5. Januar 2016 - 05:12 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 15:32 Uhr