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Sarah Meier

Die tapfere Eisprinzessin

Eiskunstläuferin Sarah Meier ist vom Verletzungspech verfolgt. Ein Überbein zwingt die 25-Jährige zu einer Pause. Aber die Bülacherin möchte sich nicht schonen: «Sonst bereue ich es mein Leben lang.»

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Pflege für die lädierten Füsse. Sarah Meier in der Garderobe des Sport­zentrums Hirslen in Bülach ZH. «Schmerzen gehören zu meinem Beruf.»

Immer schön anmutig bleiben, auch wenn die Schmerzen kaum auszuhalten sind. Auf keinen Fall den Punktrichtern Schwäche offenbaren, sondern brav lächeln. Das gehört für Sarah Meier, 25, zum Beruf. Vor zwei Wochen, beim Grand Prix im japanischen Nagano, kann sie «die Fassade» nicht mehr aufrechterhalten:

Zum ersten Mal in ihrem Leben muss die Bülacherin einen Wettkampf abbrechen. «Die Schmerzen waren zu gross, es ging einfach nicht mehr.» Ein Überbein an der rechten Ferse hat sich entzündet. Vor allem vor den Sprüngen, beim Einstecken der Kufe ins Eis, wird der Schmerz für die 25-Jährige nicht mehr erträglich.

Das Verletzungspech bleibt Sarah Meier treu: Während Monaten plagte sie sich mit Rücken- und Hüftproblemen rum, jetzt ist es die Ferse. «Wir spritzen derzeit Kortison, damit die Entzündung abklingt», sagt sie. Dass ihr Körper nach zwanzig Jahren auf dem Eis aufgebraucht ist, glaubt sie nicht: «Vielleicht ist es aber so, dass ich künftig nur noch auf einzelne Wettkämpfe hin arbeiten kann.»

Sich durchbeissen gilt im Eiskunstlauf als Teil des Pflichtprogramms. Und die Signale des Körpers seien nicht immer einfach zu deuten, sagt die zweifache EM-Silbermedaillen-Gewinnerin. «Denn selbst bei meinen grössten Erfolgen hatte ich Schmerzen, das gehört ganz einfach dazu. Wo käme ich denn hin, wenn ich mich wegen jedem Wehwehchen schonen würde?»

Nun muss sich Sarah eingestehen: «Ich habe zu lange geglaubt, dass es irgendwie geht, wenn ich es nur genug will.» Jetzt wisse sie, dass es so nicht weitergeht. «Das ist eine kleine Befreiung, ich bin jetzt relaxter.»

Die Olympischen Spiele in Vancouver stehen vor der Tür, und das treibt Sarah Meier weiterhin an. «Ich bin weit davon entfernt, den Bettel hinzuschmeissen. Wenn ich jetzt aufgebe, bereue ich das mein Leben lang.» Immerhin: Trainieren kann Sarah wie gewohnt, nur Stecksprünge kann sie keine üben.

Auch ihre Teilnahme an Art on Ice ist nicht gefährdet: «Dort kann ich mein Programm anpassen, das ist kein Problem.» Und auch ihre Chancen für Olympia seien immer noch intakt, sagt Sarah: «Die Konkurrenz vollbringt derzeit auch keine Wunderdinge. Den Trainingsrückstand kann ich aufholen. Und wenn ich an meine Ziele denke, schöpfe ich neue Kraft.»

Von Neslihan Demirtas am 15. November 2009 - 06:06 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 18:45 Uhr