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Schlittelspass mit ihrer besten Freundin

Die furchtlose Jolanda Neff

Sie liebt die Berge, doch den Winter über trainiert Mountainbike-Weltmeisterin Jolanda Neff an der Wärme für die nächste Saison. Für einen Kurzausflug mit ihrer besten Freundin hat die Zeit trotzdem gereicht. 

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Jolanda Neff

Egal ob rauf oder runter: Jolanda Neff fühlt sich auf dem Bike und auf dem Schlitten wohl.

Fabienne Bühler

Nur keine Eile, die Schlittelbahn kann warten! Jolanda Neff, 25, und ihre beste Kollegin, Franziska Tobler, 24, bestellen erst mal zwei Latte macchiato. Vor dem Berghotel Alpina im Pizol-Gebiet im Kanton St. Gallen laden Liegestühle mit Lammfell zum Verweilen ein. Daneben kurven Skifahrer gemütlich auf der Piste vorbei. Es hat in der Nacht frisch geschneit, die Sonne scheint vom tiefblauen Himmel – Postkartenwetter, wie man sich das nur wünschen kann.

Jolanda Neff

Kaffeepause: Sonne tanken im Berghotel Alpina bei der Bergstation Furt in Wangs-Pizol.

Fabienne Bühler

Jolanda und Franziska plaudern, tippen auf ihren Smartphones herum und lachen viel. Beide sind in Thal SG aufgewachsen. Sie haben zusammen die Kantonsschule in St. Gallen besucht und 2011 die Matura gemacht. Während Jolanda eine Karriere als Profi-Mountainbikerin startet, jüngste Gesamtweltcup-Siegerin, zweifache Europameisterin und im September 2017 Weltmeisterin in Australien wird, lässt sich Franziska zur Sekundarschullehrerin ausbilden und arbeitet daneben als Skilehrerin in St. Moritz. Der Spass am Sport verbindet die beiden Freundinnen, sie gehen aber ebenso gerne zusammen an ein Konzert oder verbringen spontan ein paar Tage in einer Stadt wie kürzlich in Berlin.

Jolanda Neff, fahren Sie oft mit einer Freundin in die Berge?
Leider sind solche Ausflüge selten. Ab und zu liegt ein Tag Ski fahren drin, mehr aber nicht. Den Winter verbringe ich mehrheitlich an der Wärme. Ich trainiere jeweils mehrere Wochen lang in Barcelona und auf Gran Canaria. In dieser Zeit legen wir den Grundstein für die kommende Saison. Ausserdem studiere ich daneben an der Uni Zürich Geschichte. Da bleibt nicht übermässig viel Freizeit.

Jolanda Neff

Freundschaft: Jolanda und Franziska haben zusammen die Matura gemacht.

Fabienne Bühler

Nicht ganz einfach, bei diesem Pensum auch noch Freundschaften zu pflegen, oder?
Ja, das ist eine Herausforderung! Franziska ist sehr verständnisvoll und sieht auch, was bei meinem Sport alles dazugehört. Nur so ist eine Freundschaft überhaupt möglich. Zum Glück wohnen wir im gleichen Dorf, wenn ich bei ihr zu Hause vorbeifahre, halte ich oft spontan an, und wir unternehmen etwas zusammen oder trinken einfach einen Kaffee.

Was für Sportarten machen Sie im Winter am liebsten?
Skifahren. Aber wenn ich ehrlich bin: In den letzten fünf Jahren war ich aus Zeitgründen nicht mehr als drei Tage auf der Piste! Ab und zu mache ich Langlauf, viele Mountainbiker trainieren so. Viel Spass bereiten mir auch Skitouren. Aber meistens bin ich auch im Winter mit dem Velo unterwegs.

Wie steht es mit Schlitteln?
Das stand in meiner Kindheit beinahe täglich auf dem Programm. Wir haben oft unsere Bobs und Schlitten gepackt und sind mit der Zahnradbahn nach Walzenhausen gefahren – von zu Hause konnten wir zu Fuss zur Talstation laufen. Die Schlittelbahn dort ist sehr lässig. Wir verbrachten ausserdem Stunden auf dem Hügel neben dem Schulhaus Nebengraben. Das Highlight war jeweils, zu fünft auf einem aufgepumpten Traktorschlauch über die Schanze zu fahren – man durfte nur nicht derjenige sein, der zuunterst auf dem Schlauch lag! (Lacht.)

Jolanda Neff

Furchtlos: Jolanda Neff und Franziska Tobler machen Tempo auf der Schlittelbahn im Pizol-Gebiet.

Fabienne Bühler

War Wintersport in Ihrer Familie wichtig?
Sehr! Wir unternahmen immer viel in der Natur und bewegten uns draussen. 13 Jahre lang hatten wir in Savognin einen Wohnwagen auf dem Camping und verbrachten jedes freie Wochenende und alle Ferien mit Ski- und Snowboardfahren. Das war genial.

Dann waren Sie als Kind schon furchtlos, wenn es darum ging, steile Hänge runterzusausen?
Absolut, ich musste auch immer alles ausprobieren. Ich und meine beiden Geschwister hatten eine unheimlich lässige Kindheit.

Und auf dem Bike: Kennen Sie überhaupt keine Angst vor Stürzen?
Nein, je mehr du fährst und stürzt, ohne dich zu verletzen, umso sicherer fühlst du dich. Paradoxerweise bringen dich genau Stürze weiter und machen dich besser. Wenn du umfällst und heil weiterfahren kannst, gibt das sehr viel Vertrauen in dich selbst und in die Fähigkeiten deines Körpers. Es ist das Gefühl, beinahe unsterblich zu sein.

Jolanda Neff

Wellness: Jolanda und Franziska in der Tamina Therme in Bad Ragaz.

Fabienne Bühler

Eine Abfahrt löst bei Ihnen sicher auch starke Glücksgefühle aus.
Auf jeden Fall! Diesen Flow möchte ich immer wieder erleben. Er stellt sich auch nicht nur zwingend während einer Abfahrt ein, es ist auch sehr cool, wenn man den Berg hochfährt, das Tempo spürt und merkt, dass man ewig weitermachen könnte.

Schlitteln am Pizol: Ab Bergstation Furt zur Mittelstation Maienberg (3,5 km) oder bis nach Wangs (7 km). Informationen auf www.pizol.com
Von Barbara Halter am 20. Januar 2018 - 09:00 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 12:49 Uhr