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Die Kunstturnerin vermisst ihren Sport

Giulia Steingruber: «Es tut weh, nur zuzuschauen»

Vor zwei Monaten hat sich Giulia Steingruber eine schwere Knieverletzung zugezogen, die die Kunstturnerin bis auf Weiteres ausser Gefecht setzt. Im Interview mit SI Online erzählt Steingruber, wie sie sich fühlt, wie sie den Aufbau angeht – und wer sie dabei unterstützt. 

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Giulia Steingruber

Ungewisser Blick in die Zukunft: Giulia Steingruber. 

Instagram/giulia_steingruber

Der Schock war gross: Am 8. Juli 2018 «klepfte» es gewaltig, als Kunstturnerin Giulia Steingruber, 24, nach einer Diagonalen am Boden landete. Die schlimme Diagnose folgte wenig später: Kreuzbandriss, Anriss des Meniskus. Für die Gossauerin, die 2016 Olympia-Bronze und 2017 WM-Bronze im Sprung holte, ein Schock! Der Traum, die Bronzemedaille an den Weltmeisterschaften Ende Oktober zu verteidigen, rückte damit in weite Ferne. 

Seither sind zwei Monate vergangen und der Aufbau ist in vollem Gange.

Frau Steingruber, wie geht es Ihnen heute?
Es geht mir den Umständen entsprechend gut, in der Reha läuft es ebenso. 

Wie gehen Sie den Aufbau mit Ihrem Physiotherapeuten an?
Wir schauen von Woche zu Woche und arbeiten intensiv am Kraftaufbau.

Wie beurteilt Ihr Ärzteteam die bisherigen Fortschritte?
Die Fortschritte sind gut und wir sind absolut im Zeitplan mit dem Aufbau.

Giulia Steingruber

Steingruber bei ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus kurz nach der Operation in Bern. 

Instagram/giulia_steingruber

Ist an leichte Turnübungen bereits wieder zu denken?
Im Moment mache ich vor allem Physio und in der Halle halte ich mich mit verschiedenen Krafttrainings fit. Turnübungen sind allerdings noch nicht möglich.

Der Sport ist Ihr Lebensmittelpunkt. Wie fühlen Sie sich jetzt, da dieser wichtige Teil wegfällt?
Es fühlt sich fremd an ohne den gewohnten Trainingsalltag, auch weil man weiss, dass es noch eine ganze Weile so sein wird. Ohne Übungen an den Geräten, nur mit intensivem Kraft- und Aufbautraining, fehlt einem etwas. Zurzeit füllt aber der Schulstoff die Lücken im Training intensiv aus (Anm.: Steingruber holt ihre Matura im Fernstudium nach und hofft, diese nächsten Sommer abzuschliessen).

Es fühlt sich fremd an ohne den gewohnten Trainingsalltag

Anfang August haben in Glasgow die Europameisterschaften stattgefunden – ohne Sie. Was war das für ein Gefühl?
Ich habe natürlich alles mitverfolgt und dies war alles andere als leicht. Es tat weh, nur am TV zuschauen zu können, anstatt mitzuturnen. Vor allem da ich genau wusste, dass ich ziemlich «zwäg» war.

Giulia Steingruber

Ihre Welt steht kopf, für einmal nicht nur wortwörtlich: Steingruber bei ihrer Turnübung am Boden. So in Aktion will sie bald wieder sein. 

Keystone

Sind Sie gegenwärtig trotz des Unfalls im Nationalen Sportzentrum in Magglingen anzutreffen oder gehen Sie den Aufbau anderswo an?
Ich bin in Magglingen mit dem Team. Hier habe ich mein Umfeld, abgesehen von meinen Eltern, die mich von zu Hause aus sehr unterstützen. Das Physioteam, mein behandelnder Arzt, meine Teamkolleginnen sind für mich da, darum ist Magglingen auch jetzt der ideale Ort für mich.

Welche Menschen unterstützen Sie in dieser schwierigen Zeit am meisten?
Meine Familie, meine Kollegen, Physiotherapeuten und mein Team mit den Trainern.

Konnten Sie den Sommer trotz Ihrer Verletzung geniessen?
Ich habe die Sonne sehr genossen. Es war auch mal schön, mehr Zeit in der Badi verbringen zu dürfen – positive Einstellung hilft! Zudem konnte ich meine Maturaarbeit fertigschreiben und abgeben.

Giulia Steingruber

Genoss den Sommer aufgrund der Verletzung häufiger als sonst am Pool: Giulia Steingruber. 

Instagram/giulia_steingruber

Ende Oktober finden in Doha die Weltmeisterschaften im Kunstturnen statt. Werden Sie Ihre Kolleginnen und Kollegen vor Ort unterstützen?
Das ist noch nicht sicher, von wo aus ich das Team unterstützen werde. Am schönsten wäre natürlich, wenn ich live dabei sein dürfte.

Man rechnet damit, dass Sie bei der Schwere Ihrer Verletzung neun Monate ausfallen werden. Gibt es einen konkreten Plan, wann Sie Ihre Karriere wiederaufnehmen können?
Ich hoffe, mein Aufbau verläuft weiterhin so gut. Dann wäre es eventuell möglich, nächsten Juli wieder Wettkämpfe zu turnen.

Welches ist Ihr nächstes Ziel? 
Die Weltmeisterschaft in Stuttgart im Herbst 2019.

Von Ramona Hirt am 15. September 2018 - 19:00 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 12:04 Uhr