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Breakdancer Kimoto

«Ich muss mich nicht mehr ums Geld sorgen»

Statt eine Ausbildung zu machen, entschloss er sich mit 16 nach Deutschland auszuwandern - um zu tanzen. Jetzt, 15 Jahre später, gehört der Schweizer Benny Kimoto zu den erfolgreichsten Breakdancern der Welt. Mit SI online sprach er über sein Leben und seine Leidenschaft.

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SI online: Benny Kimoto, Sie sind Breakdancer und tanzen - zu klassischer Musik. Wie kam es zu diesem Zusammenspiel?
Benny Kimoto: Meine Tanzgruppe - die Flying Steps - und ich wollten schon immer etwas Eigenes kreieren: Zu Hip-Hop zu breakdancen, das ist doch Standard. Wir begannen mit Shows zur Latino- und House-Musik. Irgendwann sah uns der Pianist Christoph Hagel während einer Show und schlug uns vor, zur Musik von Johann Sebastian Bach zu tanzen.

Waren Sie mit dessen Musik vertraut?
Sicher kannte ich Bach. Und Mozart. Und Beethoven. Aber leider nur bei ihren Namen. Seit ich mit den Bach-Stücken arbeite und auftrete, erkenne ich sie schon.

Ist Ihr Lieblingslied nun eines von Bach?
Nein, derzeit bin ich bei «Black and Yellow» von Whiz Khalifa hängengeblieben, das ist ein Hip-Hop-Track. Allgemein mag ich diesen Musikstil am besten. Ich höre aber auch R'n'B und ab und zu House, Funk, Breakbeats, Reggaeton oder lateinamerikanische Stücke.

Legte dieser Musikgeschmack auch den Grundstein für Ihre Tanzkarriere?
Nein, das begann wie bei fast allen in einem «Haus der Jugend»: Ich chillte und sah jemanden, der sich auf dem Kopf gedreht hat, das faszinierte mich. Ich versuchte Schritt für Schritt, mir solche Dinge selbst beizubringen. Es ist wichtig, den eigenen Körper zu kontrollieren. Ich begann damit, den Handstand zu üben.

Mit 16 beschlossen Sie, von der Schweiz nach Deutschland auszuwandern, um Tänzer zu werden. Das ist nicht gerade die Wunschvorstellung von Eltern für ihre Kinder.
Sie waren alles andere als begeistert, was verständlich ist. Ich liebte das Breaken so sehr, ich habe gefühlt, dass ich nie hätte eine normale Ausbildung machen können. Schlussendlich sahen auch meine Eltern das Gute: Ich zog etwas zu 100 Prozent durch und konzentrierte mich darauf. Es braucht Mut und Überzeugung für einen solchen Schritt.

Und jetzt sind sie ein Tänzer, der mit seiner Crew weltweite Erfolge feiert und Auszeichnungen erhält.
Mir bedeutet das wahnsinnig viel, dass wir es geschafft haben, den Leuten Breakdance näher zu bringen. Viele, die sich nicht auskennen, stellen die ganze Hip-Hop-Kultur immer mit Gewalt und Gangstern gleich. Wir können beweisen, dass es sich gerade beim Breaken um eine Kunst handelt. Zudem reisen wir quasi als Familie um die ganze Welt: Wir stehen uns seit Jahren so nah, da machen solche Dinge gleich doppelt Spass.

Sind Sie reich?
Ich freu mich darüber, dass ich mir keine Sorgen mehr ums Geld machen muss. Aber so gesehen lebe ich fast seit 16 Jahren vom Tanzen, jetzt hat die Geschichte einfach ein ganz anderes Level erreicht. Mein Motor ist dennoch nach wie vor die Leidenschaft und die Liebe zum Breakdance.

Sie sind 31. Wie lange wollen und können Sie noch als professioneller Tänzer unterwegs sein?
Natürlich so lange wie's geht. Ich liebe es von ganzem Herzen auf der Bühne zu stehen. Aber mir ist auch klar, dass es als 50-Jähriger wohl schwieriger sein wird, solche Nummern durchzuführen. Ich kann mir deshalb auch vorstellen, mehr auf Comedy-Shows zu setzen. Zudem habe ich mit der eigenen Tanzschule einen Ort, an dem ich öfters unterrichten oder als Choreograph tätig sein könnte.

Wie sieht Ihr täglicher Trainingsplan aus?
Da wir derzeit mit Red Bull Flying Bach auf Tour sind, trainiere ich nicht sehr viel. Wir stehen jeden Abend auf der Bühne, was für unsere Körper sehr belastend und anstrengend ist. Den Tag durch sollten wir uns deshalb schonen. Der Weg bis zur Tour war allerdings hart: Ich tanzte täglich etwa fünf Stunden, machte Fitness- und Konditionstraining.

Sind Sie noch nervös, bevor Sie auf die Bühne gehen?
Nervosität ist mein Antrieb. Ohne sie fehlt das gewisse Etwas.

Während des Interviews sprachen wir auf Ihren Wunsch hin Hochdeutsch. Wie viel Schweizer steckt noch in Ihnen?
Ich sag mal sicher mehr Schweizer als Deutscher. Ich liebe die Schweiz und ihre Kultur. Aber im Endeffekt kommt mein Vater aus Japan, ich reise sehr viel herum. Deshalb fliesst wohl auch ein bisschen internationales Blut in mir.

Was ist typisch Schweizerisch an Ihnen?
Mein Schweizer Pass. Und meine Liebe zu den Schweizer Bäckereien: Es sind die besten der Welt. Die allerbesten! Das Brot, die Süssigkeiten - alles schmeckt einfach besser hier.

Am Freitag treten Sie in Zürich auf. Haben Sie Pläne für Ihren Aufenthalt in der Schweiz?
Ich will auf jeden Fall so viele Leute sehen, wie nur möglich ist. Meine Mutter kommt zur Show und einige Freunde. Darauf freue ich mich sehr, da ich nicht mehr oft hier bin, nur noch höchstens zweimal pro Jahr.

Sie möchten Benny Kimoto und seine Crew Flying Steps live erleben? Vom 21. bis 23. Oktober treten sie zu Klängen von Bach im Zürcher Schiffbau auf. Tickets gibt's hier.

Von Ramona Thommen am 21. Oktober 2011 - 14:23 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 23:02 Uhr