Katharina Locher, 32, ist fast parat: «Ich lass mir nur noch rasch einen Kaffee raus.» Im Hintergrund quietscht Töchterchen Sophie, die am 24. Juni zur Welt kam, vor Vergnügen. Ein Besucher kümmert sich während des Telefongesprächs um die Kleine. Gut gelaunt nimmt die in Bern lebende Moderatorin den Telefonhörer in die Hand. «So, es kann losgehen.»
Frau Locher, Sie fangen am Montag wieder mit der Arbeit an. Worauf freuen Sie sich am meisten?
Auf ganz vieles! Ich liebe meine Arbeit als Journalistin und Moderatorin und freue mich sehr auf die neuen Geschichten und die Begegnungen mit den Menschen. Aber auch auf meine Arbeitskolleginnen und -kollegen.
Das Kribbeln des Live-Moments...
Absolut - und überhaupt wieder vor der Kamera zu stehen!
Die Freude über ihre baldige Rückkehr zum TV teilt Katharina Locher auch auf Instagram:
Welches TV-Projekt steht als Nächstes an?
In der Altjahrwoche sendet «Schweiz aktuell» einen Schwerpunkt zum Atomkraftwerk Mühleberg, den ich live vor Ort moderiere. Genau in einem Jahr wird Mühleberg als erstes AKW der Schweiz vom Netz genommen, ein Novum also. Uns interessiert, wie diese Stilllegung vonstatten geht. Welche Schritte werden konkret unternommen und was bedeutet das für die Bewohner von Mühleberg?
Ein spannendes Thema! Was bereitet Ihnen bei der Rückkehr in den Job eher Mühe?
Der Arbeitsweg. Um Zeit zu sparen, mietete ich bis vor der Geburt ein Zimmer in Zürich. Nun werde ich jeweils von Bern nach Zürich pendeln. Von Tür zu Tür sind das eine Stunde und vierzig Minuten.
Plötzlich übernimmt ein Baby das Zepter über deinen Tagesablauf
Und Sie werden Ihre Tochter bald deutlich weniger sehen.
Ich kann mir das noch gar nicht so richtig vorstellen. Am Anfang war ich eine ziemliche Gluggere, hatte Mühe, die Kleine aus den Armen zu geben. Das hat sich zum Glück gelegt.
Über diese Babys von Prominenten freuten wir uns in der zweiten Hälfte 2018:
Wie haben Sie vor einem halben Jahr den Wechsel vom Berufsleben in die Babypause erlebt?
Das war eine ziemlich grosse Umstellung. Ich habe einen wahnsinnigen Tatendrang, kann fast nicht nichts machen. Plötzlich übernimmt ein Baby das Zepter über deinen Tagesablauf, mit einem ganz eigenen Rhythmus, einer eigenen Logik. Als ich das akzeptiert habe, konnte ich mich voll in diese neue Welt hineinbegeben und es auch geniessen.
Ich sehe die Dinge gelassener und bin irgendwie sanfter geworden
Was heisst das konkret?
Die Entdeckung der Langsamkeit (lacht). Ich merkte, dass meine einzige Aufgabe darin besteht, zu schauen, dass es dem Kind gut geht und nicht etwa darin, noch den Pizzateig selber zu machen.
Erzählen Sie uns von Ihrer Sophie. Was ist sie für ein Baby?
Mittlerweile ein richtiger Mocken und Wonneproppen und sie ist total unkompliziert. Wenn Sophie weint, finden wir meist heraus, was das Problem ist: ob sie Hunger hat, müde ist, gerade am Verdauen oder sonst etwas.
Mit fünf Monaten sind drehen, sitzen oder brabbeln so Themen.
Oh ja, sie brabbelt von früh bis spät und steckt alles, was ihr in die Hände kommt, in den Mund. Beim Drehen und Sitzen ist sie noch etwas faul, das heisst, sie probiert es schon, wird dann aber wütend, wenns nicht klappt.
Ich will Sophie nicht vorschreiben, wie sie später zu leben hat
Gibt es Momente, in denen Sie sich überfordert fühlen?
Im Alltag überfordern mich manchmal die kleinen und grossen Chaosmomente. Wenn es zum Beispiel gleich nach dem Aufräumen wieder aussieht wie davor. Oder wenn wir fixfertig sind zum Rausgehen und Sophie genau dann in die Windeln macht.
Inwiefern hat das Muttersein Sie verändert?
Ich sehe die Dinge gelassener und bin irgendwie sanfter geworden. Es haut mich nicht mehr so schnell etwas um. Ich setze andere Prioritäten und spüre besser, was relevant ist und was nicht. Ein Baby zwingt dich zudem, im Hier und Jetzt zu sein. Ein befreiendes Gefühl.
Haben Sie Vorbilder?
Ja, meine Eltern. Ich wünsche mir für Sophie, dass sie sich gleich wohlfühlt wie ich mich mit meinen Eltern.
Was möchten Sie als Mutter unbedingt vermeiden?
Unserem Kind meine Erwartungen überzustülpen. Ich will Sophie nicht vorschreiben, wie sie später zu leben hat.
Schläft Sophie eigentlich bereits durch?
Nein, sie wacht zweimal pro Nacht auf. Ich stille sie dann und sie schläft in der Regel gleich wieder ein. Um fünf Uhr morgens ist sie dann aber definitiv hellwach und will unterhalten werden.
Wer steht dann mit ihr auf?
Mein Partner und ich wechseln uns in der Morgenbetreuung ab. So kann der andere noch etwas schlafen.
Welche Arbeiten übernimmt Ihr Partner sonst noch?
Alles! Er kocht, wäscht, kümmert sich um die Kleine. Kaum kommt er zur Tür hinein, ist er voll Vater.
Das tönt vielversprechend.
Ich wusste schon immer, dass er der Richtige ist, um eine Familie zu gründen.
Was macht Ihr Freund anders als Sie?
Er ist total verspielt! Tanzt mit Sophie herum und singt mit ihr. Er nimmt sie auch häufig mit zum Joggen. Und er zieht sie ganz anders an. Manchmal sehr speziell... (lacht).
Für Katharina Locher und ihren Freund ist es sehr wichtig, Familienarbeit und Job ebenbürtig unter einen Hut zu bringen. Beide arbeiten nach der Babypause deshalb zu je 70 Prozent, allerdings mit variierenden Pensen. Wenn die Moderatorin aufgrund ihres Arbeitsplans eine Woche voll arbeitet, kann ihr Freund, der als Journalist ebenfalls beim SRF angestellt ist, in dieser Zeit reduzieren und umgekehrt.
Ein so flexibles Arbeitsmodell ist keine Selbstverständlichkeit.
Richtig. Wir schätzen es sehr und sind sehr glücklich, dass das SRF uns ein solches Modell ermöglicht!
Wie haben Sie die Betreuung an jenen Tagen geregelt, an denen Sie beide arbeiten?
Sophie wird zwei Tage pro Woche die Kita besuchen. Die Eingewöhnung startet im Januar.
Die übernimmt dann Ihr Freund?
Genau. Für meinen Wiedereinstieg hat er sich den ganzen Januar freigenommen. Er freut sich extrem auf die gemeinsame Zeit mit Sophie.
Kommen auch die Grosseltern zum Einsatz?
Nicht mit einem fixen Tag, aber sicher als Springer. Ich komme manchmal erst gegen neun Uhr nach Hause und da werden sie zur Überbrückung von der Kita sicher ab und zu einspringen.
Vom hilflosen Säugling zum Krabbelbaby. Die Zeit rast...
Unglaublich! Alle sagen immer, wie schnell die Zeit mit Kindern vergeht. Man schüttelt zunächst den Kopf und merkt dann: Es ist tatsächlich so!