Matthias Sempach hängt die Zwilchhose an den Nagel. An einer eigens einberufenen Pressekonferenz heute Vormittag, die im Rahmen des am Wochenende stattfindenden Bernisch Kantonalen Schwingfest in Utzenstorf stattfand, verkündete «Mätthu» seinen Entscheid. Die physische Verfassung lasse eine Fortsetzung der Karriere auf höchstem Niveau nicht mehr zu. «Mein Anspruch war immer, an der Spitze zu schwingen und Schwingfestsiege zu erkämpfen», sagte Sempach mit zittriger Stimme an der Pressekonferenz. Dies sei unter den heutigen gesundheitlichen Umständen nicht mehr möglich. Deshalb habe er sich vergangenen Montag dafür entschieden, sich vom aktiven Schwingsport zu verabschieden.
Drastisch, aber nicht überraschend
Die Verkündung heute Vormittag hat weitreichende Folgen: Der Schwingsport verliert eines seiner Aushängeschilder. Dennoch ist Sempachs Rücktritt keine Überraschung; dass die Fortsetzung seiner Karriere infrage stand, wurde seit geraumer Zeit gemunkelt. Seit seinem Bandscheibenvorfall im Mai hat der Schwingerkönig nicht mehr zu alter Form zurückgefunden. Bei seinem Comeback am Innerschweizerischen Schwingfest im Juli liess ihm sein Gegner Joel Wicki keine Chance. Danach musste er drei Gestellte in Kauf nehmen, sodass der angestrebte Kranzgewinn deutlich ausser Reichweite blieb.
Der gelernte Metzger verspürte daraufhin Schmerzen in der Nackengegend; seine geplanten Einsätze am Abendschwinget in Fankhaus BE und am Brünig sagte er in Folge ab. Auch für das Bernisch Kantonale Schwingfest in Utzenstorf, das dieses Wochenende im Emmental über die Bühne gehen wird, war Sempachs Name zuletzt nicht auf der Einteilungsliste aufgetaucht, berichtete «Blick». Heute gab Sempach bekannt, dass ein weiterer Bandscheibenvorfall in den Halswirbeln für seine Zwangspause und schwachen Leistungen verantwortlich gewesen sei: «Nach der erneuten Verletzung habe ich gemerkt, dass ich nicht mehr die Kraft habe, die es braucht, um zu schwingen.»
Eine erfolgreiche Karriere geht zu Ende
Matthias Sempach hat eine Karriere hingelegt, die ihresgleichen sucht. Der 1.94-Meter-Hüne feierte in seiner aktiven Zeit 36 Kranzfestsiege. Des Weiteren holte er 106 Kränze. Einzig der Sieg am Unspunnen blieb ihm verwehrt. Den Höhepunkt markiert der Gewinn des Eidgenössischen Schwingfests 2013 in Burgdorf - bei seinem Emmentaler Heimspiel holte sich «Mätthu» den Titel als Schwingerkönig. «Ich habe verschiedene Ziele im Leben. Eines davon war der Gewinn des Schwingerkönig-Titels, auf den ich mein Leben lang stolz sein werde», sagte er sichtlich gerührt vor den Medien. Des Weiteren durfte sich der sympathische Modellathlet im Jahr seines Titels über eine Nomination als «Sportler des Jahres» freuen.
Vorerst konzentriert sich Sempach nun auf seine Familie. Mit seiner Frau Heidi Jenny, 36, und den beiden Kindern Henry, 3, und Paula, 1, will «Mätthu» die freie Zeit geniessen, die ihm nach seinem Rücktritt zu Verfügung steht: «In den letzten Jahren habe ich brutal hart trainiert, es hat sich alles um mich gedreht. Jetzt kann ich endlich etwas zurückgeben.»