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Schönheitstitel der anderen Art

So lebt die neue Miss Handicap

Seit Ende Oktober ist Andrea Berger neue Miss Handicap - und stolze Botschafterin für Menschen mit Behinderung. Die «Schweizer Illustrierte» hat die 19-Jährige zu Hause im Kanton Bern besucht. 

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Eitel ist sie nicht. Aber ihr Äusseres ist Andrea Berger, 19, wichtig. Sie geht häufig shoppen (am liebsten in London) und nimmt sich täglich ihre Zeit für Haare und Make-up. «Sogar meine Freundinnen fragen immer, ob ich sie schminke. Das macht mich schon stolz», verrät die Büroangestellte aus Schwarzenburg BE.

Stolz, denn sie leidet an peripherer Polyneuropathie, einer seltenen Nerven-Muskel-Krankheit: Ihre Hände und Füsse funktionieren nur eingeschränkt. «Wenn Feinmotorik und Kraft gefragt sind, wirds schwierig für mich.» Simples Beispiel: das Öffnen eines Joghurt-Deckelis. Doch die vielen Tücken im Alltag hat Andrea mittlerweile ganz gut im Griff. «Es braucht einfach etwas Kreativität.» Nur der Traum von Abendschuhen wird wohl nie in Erfüllung gehen. Damit sie überhaupt gehen kann, muss die 19-Jährige an beiden Beinen und Füssen eine Schiene tragen, die ihre Muskeln stärken. Und diese Schienen haben eben nur in Turnschuhen Grösse 40 Platz. «Aber wenn meine Freundinnen im Ausgang wieder über die schmerzvollen High Heels klagen, bin ich dann doch froh, dass ich meine bequemen Turnschuhe trage.»

Andrea hadert nicht mit ihrem Schicksal. Im Gegenteil. «Auch wenn das einige nicht verstehen können - ich nehme meine Behinderung sogar positiv wahr! Sie hat mich schliesslich zu der Person gemacht, die ich heute bin.» Diese Stärke und das positive Denken hat sie von Mama Susanne, 49, mit auf den Weg bekommen. Die bezeichnet es als «ständigen Austausch»: «Ich habe von Andrea mindestens so viel gelernt wie sie von mir. Und dass sie jetzt auch noch zur Miss Handicap erkoren wurde, macht mich einfach nur stolz!»

Ihr Amtsjahr möchte Andrea Berger nutzen, um ihre Mitmenschen - ob mit oder ohne Behinderung - von ihrem persönlichen Motto zu überzeugen: «Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat bereits verloren.»

Von Natalie Blasi am 5. November 2014 - 02:11 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 16:47 Uhr