Die erste Folge der neuen Serie «SRF HE!MATLAND - Mona mittendrin», die gestern Donnerstagabend ausgestrahlt wurde, erfüllt ihr Versprechen. Moderatorin Mona Vetsch, 42, landet in der Auftaktsfolge wirklich an einem Ort, wo sie noch nie zuvor war: In der Strafanstalt Saxerriet SG.
Mit der fünfteiligen Serie geht die Thurgauerin ein echtes Wagnis ein. «Auf nichts vorbereitet, aber auf alles gefasst», hiess es in der Ankündigung. Unwissend steigt sie zu Beginn der Sendung beim Fernsehstudio in Zürich ins Auto. Das Navi ist vorprogrammiert und lotst Vetsch nach St. Gallen. Dort soll sie das Leben der Gefängnisinsassen im offenen Strafvollzug beleuchten, was ihr gelingt. Der Zuschauer erhält in den rund 45 Minuten Sendezeit Einblick in eine Welt, die ihm sonst verborgen bleibt.
Bei ihrer Ankunft in der Strafanstalt Saxerriet scheint ihr das Eintrittsprozedere wenig anzuhaben. Als Bauerntochter tritt Vetsch natürlich und bodenständig auf. Auch ihr Handy gibt sie auf Verlangen ohne langes Zögern bei der Anmeldung ab.
Hartnäckig, aber nicht unanständig
Bei der Führung durch die Anstalt ist sie neugierig, aber nicht aufdringlich. Nachdem die TV-Frau ihr Zimmer bezogen hat, kommt endlich das, was sie besonders gut kann: Viel reden. Und zuhören. Der erste Häftling, den Vetsch trifft, ist Dave. Ein Schläger. Die Thurgauerin zeigt keine Scheu. Zusammen mit dem Knastie geht es für sie in die Autowerkstatt. Während die beiden am Auto rumhantieren, fühlt die Moderatorin Dave auf den Zahn: «Reagieren die Leute nicht komisch auf dich?» Eine Frage, die Dave keineswegs verlegen werden lässt: «Ich bin ja kein Einbrecher. Ich habe im Ausgang einfach zu fest zugelangt.»
Der Rocker, der bereits seit zwei Jahren in der Strafanstalt Saxerriet ist, bringt Vetsch während des Gesprächs sogar zum Lachen. Überhaupt scheint sie den 53-Jährigen zu mögen. Seine hemdsärmlige Art gefalle ihr, erklärt Vetsch nach der Begegnung. Aber darf man einen verurteilten Straftäter überhaupt mögen? Eine Frage, mit der die Moderatorin während ihres dreitägigen Aufenthalts immer wieder konfrontiert ist.
Mona Vetsch - der Eindringling
Und was denken die Insassen über die Moderatorin? Auf ihrem Rundgang erntet die 42-Jährige viele misstrauische Blicke. Ein Grossteil der 111 Häftlinge will nicht vor der Kamera reden. Der Vollzugsbeamte, der Direktor und die Therapeutin der Strafanstalt Saxerriet reden aber gerne. Und tatsächlich findet sich auch ein zweiter Insasse, der Mona Vetsch Red und Antwort steht: Roger, ein Betrüger.
Roger hat mehr als eine Million Franken veruntreut. Vetsch fragt ihn schonungslos: «Wieso hast du das gemacht?» Roger, der zu den Insassen gehört, die sich vorbildlich verhalten, antwortet, gibt aber wenig Informationen preis. Das Emotionalste, was Vetsch aus ihm herausholt, ist, dass er sich für seine Tat geschämt hat, als die Geschädigten im Gerichtssaal hinter ihm sassen.
Dass bei Verbrechern die Einsicht erst spät kommt, überrascht nicht. Dennoch bietet die erste Folge der Serie «SRF HE!MATLAND - Mona mittendrin» überraschende Einblicke: So erfährt der Zuschauer, dass einige Gefängnisinsassen eine Esel-Therapie verordnet bekommen. Der Umgang mit dem störrischen Tier soll die Insassen lehren, ihre Wut zu kontrollieren. Und auch in Sachen Moral erhält der Zuschauer am Ende der Sendung eine Antwort. Danach gefragt, ob es Straftäter gibt, die keine zweite Chance verdient haben, antwortet der Direktor der Strafanstalt Saxerriet: «Ja, aber nicht bei uns.»
Folge 2 hats schwer
Am Ende der Sendung steht fest: Mit Mona Vetsch hinter verschlossene Türen zu blicken, hatte seinen Reiz. In der nächsten Folge, in der die TV-Frau an einem Schlagerfestival arbeitet, wird sie es dafür umso schwerer haben, den Zuschauer 45 Minuten an den Bildschirm zu fesseln.