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«Das persönliche Interview» mit Philipp Fankhauser

«Die dümmste Idee? Bluessänger zu werden!»

Er hat den Blues im Blut: Sänger Philipp Fankhauser steht nun schon 30 Jahre auf der Bühne und sagt, dass das wirklich das Einzige ist, was ihn interessiert. Im Gespräch träumt er von einem Dorf für ausgediente Musiker und verrät, warum er Berner Spitznamen hasst.

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Philipp Fankhauser Musiker Interview Konzerte auf Youtube

Blues-Sänger Philipp Fankhauser.

Gian Marco Castelberg

Philipp Fankhauser, was für ein Hintergrundbild hat Ihr Smartphone?
Meinen Hund Trevor, the sweetest Mops. Er wird demnächst zwei. Mein erster Hund. Er wacht mit mir auf, kommt mit zu meinen Auftritten. Gerade liegt er faul auf dem Sofa und ist froh, dass er nicht raus muss. 

Warum heisst er Trevor?
Die Idee kam mir mit meinem britischen Schlagzeuger. Er zeigte mir ein witziges Video von einem Mops namens Barry. Ich dachte: «Was für ein Name. Richtig britisch wäre doch Trevor.» Da wusste ich, jetzt muss ein Mops her, und er soll so heissen. 

Um wie viel Prozent müssten Sie Ihr Arbeitspensum reduzieren, damit Sie massiv glücklicher wären?
Im Backoffice um 50 Prozent. Und auf der Bühne um 100 Prozent steigern. Gern würde ich 200 Auftritte im Jahr machen. Aber es ist erstaunlich, wie viel Papierkram das Musikmachen generiert. Das ist nicht meine Kernkompetenz. Das Einzige, was mich im Leben wirklich interessiert, ist, auf der Bühne zu stehen und mit meinen Jungs Musik zu machen. 

Wie hätte eigentlich Ihr Name als Mädchen gelautet? 
Victoria? Oder gar Isolde? Oder etwa Lisi! Sicher nicht Gudrun!

Hatten Sie mal einen Spitznamen? 
Die Berner versuchen immer wieder, meinen Namen zu verhunzen. Ich beharre auf Philipp! Phippu wäre doch schlimm.

Als Sie Kind waren, was hat Ihre Mutter Ihnen da immer gesagt? 
Mit 40 sagte Mama stets, wenn ich wieder mal einen Seich gemacht habe, sie sei in zehn Jahren 50 und habe das Chindergschtürm langsam satt. Papa meinte dann jeweils: «Abah!» Das heisst so viel wie «ach was». Ich bin da meiner Mutter sehr ähnlich und sage Dinge wie: «In acht Jahren bin ich 60.» Und mein Partner wirft ein: «Aber jetzt bist du 52!» Er hat recht. Es ist absurd zu sinnieren, was in acht Jahren ist. 

Ich wäre gerne eine fein schmeckende, reife Tomate

Wann haben Sie zuletzt etwas Selbstgebasteltes geschenkt? 
Wenn CDs zählen, dann gestern, sonst war es im Jahr 1969 ein Adventskalender für meine Tante.

Haben Sie ein schlechtes Gewissen, wenn Sie den Teller nicht leer essen? 
Bei mir ist eher das Gegenteil wahr. Meine Linie würde es mir danken, liesse ich die letzte Croquette mal liegen. 

Welches Gemüse wären Sie gern? 
Eine fein schmeckende, reife Tomate aus der Schweiz. Die wären mein Lieblingsgemüse, wenn sie doch bloss noch so schmecken würden wie vor 40 Jahren. Dass eine wirklich nach Tomate schmeckt, habe ich hier das letzte Mal als Kind erlebt. 

Was war die bisher beste Idee Ihres Lebens und was die dümmste? 
In beiden Fällen: Bluessänger zu werden. Aber ma foi, so ist es nun halt, und anders möchte ich es nie. Ich war zwölf Jahre alt, als ich beschloss, Musiker zu werden. Mein Umfeld fand das lächerlich und völlig unrealistisch. Ich musste für den Traum viele Opfer bringen, unsichere Jahre überstehen. 

Haben Sie die Wahl je bereut?
Manchmal habe ich es bereut, dass ich nichts Gescheiteres gelernt habe. Zur riesigen Freude über meinen Beruf mischt sich immer ein bisschen Angst. Was mache ich, wenn es nicht mehr geht? Muss ich dann von 500 Franken AHV leben? Aber bisher lebe ich anständig, es geht mir gut.

Welchen Wunsch haben Sie endgültig begraben? 
Mit 20 wollte ich Blues City gründen: eine Stadt, wo sich ausgediente, einsame Bluesmusiker einen schönen und sinnvollen Lebensabend gönnen. Ich bin wohl nun etwas knapp an der Zeit. Vielleicht reicht es noch für ein Dorf.

Sie dürfen Ihren Wohnort neu designen: Wie würde er aussehen?
Zürich an der Copacabana im Simmental auf Martinique bei New Orleans an der Côte d’Azur. 

Mir tuts überall weh - ausser an den Füssen

Als Sie 16 Jahre alt waren, wie sah da Ihr Zimmer aus? 
Vollgepackt mit Blues-Platten und ein «Bravo»-Starschnitt von Elvis.

Welche Pille gehört erfunden? 
Wie im Song von Ludwig Hirsch: die Pille gegen Traurigkeit.

Wo am Körper tuts Ihnen weh? 
Abgesehen von den Füssen eigentlich überall. 

Welcher Schauspieler sollte Sie in Ihrer Filmbiografie verkörpern? 
Morgan Freeman, mein Lieblingsdarsteller. Diese Besetzung würde auch zeigen: Ob jemand schwarz oder weiss ist, ist egal.

Haben Sie ein Tattoo? 
Ja, am linken Oberarm: Muddy Waters, der Übervater des Blues. Seit 1983 trug ich eine Karikatur von ihm mit mir rum. Nach meinem Umzug nach Zürich 2013 entdeckte ich nebenan ein Tattoostudio und habe mir schon am folgenden Morgen in stundenlangem Leiden Muddy stechen lassen. Ich würde es wieder tun! 

Der beste Ratschlag, den Sie je bekommen haben? 
Margie Evans gab mir vor bald 30 Jahren Kraft in einer sehr traurigen Phase: «Die dunkelste Nacht ist kurz vor dem Sonnenaufgang!» 

Wer ist Ihr bester Freund? 
Er stammt aus Bönigen bei Interlaken, wir kennen uns 30 Jahre. Seit 2004 ist er auch mein Manager: Roger Guntern. 

Von Michèle Graf am 18. September 2016 - 05:15 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 14:53 Uhr