Der Gemeindesaal von Zollikon ZH riecht an diesem Sonntag nach Glühwein und Gebäck. Sanfte Weihnachtsmusik rieselt aus den Lautsprechern, während Racha Fajjari, 34, emsig von einem Stand zum nächsten saust.
Ein freundliches Wort da, eine schnelle Hilfe dort: Die Gründerin der grössten Schweizer Mami-Community «Mamalicious» und ihr Team packen tatkräftig mit an. Es ist kurz vor zehn Uhr morgens. In wenigen Minuten öffnen sich die Türen für den ersten Weihnachtsmarkt von Mamalicious.
Punkt zehn strömen bereits die ersten Besucher in den Gemeindesaal von Zollikon.
Ellin AndereggLetzte Vorbereitungen bis spät in die Nacht
Einige der rund 35 Ausstellerinnen haben in der Woche vor dem 18. November kaum ein Auge zugetan. Bis spät in die Nacht hinein haben sie an ihrem Sortiment herumgewerkelt und letzte Vorbereitungen für die liebevoll dekorierten Stände getroffen.
Nun liegen Kleider, Schmuck, Kosmetik, Bücher, Spielzeug und Wohnaccessoires schön drapiert bereit und laden zum Verweilen und Kaufen ein. «Es ist unglaublich, wie viel Herzblut dahintersteckt», freut sich Racha Fajjari über das Engagement.
Sehen Sie hier die schönsten Impressionen des Weihnachtsmarktes:
Süsse Hasen, Prints und Ketteli
Ein gehäkeltes Häsli von Topito de Luna oder...
Ellin AndereggKleine Labels – grosse Ideen
Punkt zehn strömen die ersten Besucher hinein. Im Unterschied zum Mamalicious-Flohmarkt gibts weder Stosszeiten noch grosses Drängeln. Es herrscht den ganzen Tag ein gemächliches Kommen und Gehen.
Made with love – das Konzept des Marktes zieht sich wie ein roter Faden von Stand zu Stand. Die meisten Produkte sind von Hand gefertigt und werden zum grössten Teil in der Schweiz produziert. Beim Label Nipnaps etwa heisst es «Made in Meilen». Mehr Lokalkolorit geht kaum.
Allen gleich wichtig ist eine möglichst umweltschonende Herstellung ihrer Produkte. Gebrauchte Stoffe werden wieder verarbeitet, natürliche anstatt synthetische Farben für Buchdrucke verwendet, unbehandelte Hölzer in Nuggi- oder Malaketten integriert. Das hat seinen Preis: Den bezahlen die Besucher allerdings gern.
Zero waste
Einige Aussteller setzen gar auf das Prinzip von Zero waste, also ganz ohne Abfall auszukommen. So zum Beispiel Natasha, 39, mit ihrem Label dadimuqin, was auf Chinesisch «Mutter Erde» bedeutet. Der möchte die Schweizerin mit chinesischen Wurzeln Sorge tragen.
Sie stellt daher Taschentücher aus Stoffresten her und verpackt diese in clevere Stoffbeutel. Oben liegen die frischen Tüechli und unten hats einen separaten Teil für die gebrauchten. Nataschas «Round i Pouch», wie sie die Beutel nennt, können im Unterschied zu Papiertaschentüchern gewaschen und wiederverwendet werden.
Die Stoff-Taschentücher von Natasha sind in praktische Stoffbeutel verpackt. Zum Wiederwaschen statt Wegwerfen.
Ellin AndereggAlte Gipfeli, frisch gebacken
Auch Michelle und Karen von City Delikatessen praktizieren Zero waste. Die beiden Frauen verköstigen die Besucher an diesem Tag mit herrlichem Gebäck, Sandwiches und einer würzigen Rüebli-Ingwer-Suppe. Übriggebliebene Gipfeli etwa werden nicht weggeworfen, sondern eingefroren und dann neu verarbeitet, zum Beispiel zu frischen Croissants Amandes.
Alte Gipfeli, frisch gebacken: Michelle (links) und Karen von City Delikatessen mit Croissants Amandes.
Ellin AndereggMehr als nur Shopping
Der Weihnachtsmarkt ist mehr als nur Shopping. Er ist ein Treffen der Mamalicious-Community, die sonst in der Regel digital kommuniziert. «Es sind so treue Menschen», sagt Racha Fajjari: «Ich sehe, wie die Kinder wachsen, Geschwister bekommen, das ist so toll!»
Rund 1500 Besucher sinds am Ende des Tages. Mit dieser Zahl ist Racha sehr zufrieden. Was sie besonders freut: «Es waren gleich viele Väter wie Mütter hier.» Für sie ist schon jetzt klar: «Das machen wir nächstes Jahr wieder.»
Racha Fajjari kann nach ihrem erfolgreichen ersten Weihnachtsmarkt entspannt zurücklehnen.
Ellin Anderegg