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  4. Ramon Zenhäusern will in der neuen Saison ganz nach oben

Hohe Ziele für die aktuelle Saison

Ramon Zenhäusern: «Ich müsste mindestens Fünfter werden»

Beim ersten Saison-Slalom in Levi ist Ramon Zenhäusern schon auf Platz 4 gerast. Kurz vor Saisonbeginn hatte Skirennfahrer Ramon Zenhäusern einen klaren Kopf: dank der Vorbereitung auf seinem Heim-Gletscher am Mittelallalin ob Saas-Fee.

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Ramon Zenhäusern

Neue Saison: «Gesund bleiben ist das Wichtigste und Freude am Skifahren haben. Dann kommen die Resultate von alleine.» Ramon Zenhäusern auf dem Feegletscher oberhalb von Saas-Fee.

Sedrik Nemeth

Seinem zweiten Weltcup-Rennen der Saison in Val d'Isère heute Sonntag sieht Ramon Zenhäusern, 26, gelassen entgegen. Dass er diesmal unter den Besten an den Start geht, ändert daran nichts. Denn seit dem 22. Februar 2018 ist er ein gefragter Athlet. Damals hat der Zweimetermann aus Visp in Pyeongchang Olympia-Silber im Slalom geholt. Es sollte so sein: «Das Rennen ist am 22. 2., du bist zwei Meter gross und wirst auf den zweiten Platz fahren», zitiert Ramon Zenhäusern seinen Sportpsychologen Frank Trötschkes. Gesagt, getan! Und nur zwei Tage später gewinnt er mit der Ski-Nati im Team-Event die Goldmedaille.

Das Rennen ist am 22.2., du bist zwei Meter gross und wirst auf den zweiten Platz fahren

Der Erfolg kam nicht plötzlich

Der Walliser hat lange auf seinen Erfolg hingearbeitet. Seit er zwölf war, trainiert er professionell. «In meiner Karriere ging es bisher immer vorwärts, manchmal in kleinen Schritten, aber dennoch vorwärts», resümiert er seine bisherigen sportlichen Leistungen. In die Rennsaison 2018/2019 startet der Slalom-Spezialist als Sechstplatzierter auf der Weltrangliste. «Das heisst, ich müsste mindestens Fünfter werden», sagt Ramon Zenhäusern lachend.

Ramon Zenhäusern

Ramon Zenhäusern beim Training vor dem Saisonstart: Der Feegletscher am Allalinhorn ist für viele Skinationalmannschaften der ideale Ort fürs Sommertraining auf Schnee.

Sedrik Nemeth

Den wachsenden Druck von aussen und die veränderte Erwartungshaltung spürt er natürlich. Selber will er sich nicht zusätzlichen Druck machen. Sein wichtigstes Ziel ist nach wie vor, «gesund bleiben und Spass am Skifahren haben. Dann kommen die Resultate von alleine.» Dennoch setzt er seit letztem Frühjahr auch auf die Empfehlungen seines Sportpsychologen und hat die Selbsthypnose für das mentale Training entdeckt. Bodenständig und gelassen, wie Ramon Zenhäusern ist, versichert er: «Was ich erreicht habe, kann mir niemand mehr nehmen.» Und schliesslich habe er noch – solange er gesund bleibe – gut zehn Jahre für Bestleistungen vor sich. 

Früh mit dem Skifahren begonnen

Das Skifahren entdeckt und lieben gelernt hat Ramon Zenhäusern im Walliser Ferienort Bürchen, wo seine Eltern ein Chalet haben. Keine zwei Jahre alt war er, als ihn der Kinderskilift erstmals mitzog. Heute trägt dieser Ramons Namen. Später reservierte Papa Peter Zenhäusern jeweils einen Pistenabschnitt auf der Moosalp, um seinen Sohn zu trainieren. Dass sich Ramon trotz seiner Körpergrösse auf den Slalom spezialisiert hat, liege wohl auch daran, dass sie jeweils nur am Pistenrand die Torstangen stecken konnten, anstatt eine ganze Piste für sich zu beanspruchen. Aber auch vom Typ her sei er weniger der Speed-Fahrer. Das Unfallrisiko sei dabei viel grösser, und das sei es ihm nicht wert. Viele rieten ihm vom Slalom-Sport ab, weil er zu lang und zu «gschtabig» sei. An ihn geglaubt hätten aber schon immer sein Papa sowie sein Mentor und Trainer Didier Plaschy, ehemaliger Skirennfahrer und Direktor von Ski Valais.

Ramon Zenhäusern

Noch kurz ein Telefon: in der Gondel des Alpin Express auf dem Weg zum Gletscher.

Sedrik Nemeth

Mit Letzterem trainiert er schon seit vielen Jahren über die Sommermonate auf dem Feegletscher am Fusse des Allalin auf 3500 Metern über Meer. Ab Mitte Juli sind am Mittelallalin jeweils drei Lifte in Betrieb mit 20 Pistenkilometern. Der vierte wird derzeit gebaut und ist ab Sommer 2019 geöffnet. An Spitzentagen hat das Sommerskigebiet Saas-Fee rund 1200 Skifahrer pro Tag, fast ausschliesslich professionelle Trainingsmannschaften. Über 300 Teams trainieren hier. Davon sind ungefähr ein Viertel Nationalmannschaften aus gut 20 verschiedenen Ländern aus Europa, Nordamerika und selbst aus Japan. Der spanische Skiverband hat gar seine Sommerbasis für fünf Monate in Saas-Fee aufgeschlagen und kommt mit allen Teams und Altersstufen aufs Mittelallalin. 

Das Wallis ist im Herzen verankert

Seit diesem Sommer ist Ramon Zenhäusern offizieller Sommerski-Botschafter von Saas-Fee. Sein Bezug zur Region hat sich jedoch schon viel früher gefestigt. Hier hat er Freunde und Bekannte, die ihn auf dem Weg an die Spitze begleiteten. Nach seiner Rückkehr aus Pyeongchang und dem freudigen Empfang in Visp verbrachte er den Abend in Saas-Fee. «Nach dem Nachtessen mit Freunden war Ramon schon um 20.30 Uhr in seinem Zimmer. Er freute sich dermassen auf einen Moment für sich alleine, um zu realisieren, was ihm da gelungen war», verrät Stefan Schnyder, Besitzer und Gastgeber im Hotel Jägerhof. Auf seine Einladung hin kam Ramon Zenhäusern während und nach seines letzten Ski-Winters zu ihm ins Hotel zum Abschalten und Krafttanken. 

Ramon Zenhäusern

Blick aus dem Fenster: Zenhäusern im Eispavillon Mittelallalin.

Sedrik Nemeth

Ferien machte der Medaillengewinner später als geplant und arbeitete an seinem Bachelor des Fernstudiums in Wirtschaftswissenschaften. Mit dem Studium mache er etwas für den Kopf und finde einen Ausgleich, um nicht den ganzen Tag nur ans Skifahren zu denken. Weil er diesen Sommer später mit dem Skitraining begann als seine Teamkollegen, entschied er sich, in Saas-Fee zu trainieren. Schliesslich hat sich das Sommertraining auf dem Feegletscher bewährt.

Auch wenn ich oft unterwegs bin, werde ich mein Leben lang zurück ins Wallis kommen

Die Vorbereitungen für seine letzte, äusserst erfolgreiche Skisaison hat er auch hier absolviert. «Ich bin in einer halben Stunde auf dem besten Gletscher Europas und kann nachmittags noch schwimmen oder Velo fahren», auch das ist ein Grund für Ramon Zenhäusern, auf seinem Heim-Gletscher zu trainieren. «Dabei den Sonnenaufgang über der Mischabelkette zu sehen, gibt mir Kraft», sagt er. Aus der Nähe zu seiner Familie und zu seiner Heimat schöpft er viel Energie. «Auch wenn ich oft unterwegs bin, werde ich mein Leben lang zurück ins Wallis kommen», schwärmt Ramon Zenhäusern.

Eine Story aus WALLIS vom 9. November 2018.

Von Manuela Lavanchy am 18. November 2018 - 09:19 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 11:53 Uhr