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«Das persönliche Interview» mit Roger Schawinski

«Zehn Marathons waren zu viel»

Radio-Pionier und Fernseh-Talker Roger Schawinski, 71, beneidet niemanden - auch wenn er wegen Schmerzen am Knie nie mehr einen Marathon rennen kann. Im Interview erzählt er von seinem grossen ersten Versuch eines Zungenkusses. Und warum er nach dem Tod von Max Frisch dessen Blumen goss. 

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In diesem SF-Studio talkt Roger Schawinski ab kommendem Montag jeweils um 22.55 Uhr auf SF 1 mit einem Gast aus Wirtschaft oder Politik.

«Ich bin der Allergrösste» heisst das neue Buch von Roger Schawinski. 

SRF

Roger Schawinski, was war die bisher beste Idee Ihres Lebens?
Dass ich immer wieder eine neue Leidenschaft, eine neue Herausforderung gesucht habe.

Und Ihre dümmste?
Dumm war nur, dass mir einige davon grössere Probleme eingetragen haben.

Wo am Körper tuts Ihnen weh?
Vor allem am rechten Knie. Zehn Marathons waren schlicht zu viel. Leider habe ich das zu spät realisiert.

Welchen Wunsch haben Sie endgültig begraben?
Ich werde nie mehr einen Marathon laufen können. Aber es ist Teil des Lebens, dass man sich von gewissen Dingen ohne Wehmut verabschieden soll.

Angenommen, der liebe Gott würde Sie neu erschaffen: Mit den Eigenschaften welcher Berühmtheiten soll er das tun?
Ich beneide niemanden. Ich habe mehr erreicht, als ich mir je erhofft habe. Mehr braucht es nicht.

Was für ein Hintergrundbild hat Ihr Smartphone?
Meine Frau Gabriella und meine jüngste Tochter Lea.

Welche Ihrer Eigenschaften möchten Sie Ihren Kindern vererben?
Gesundes Selbstbewusstsein, Sozialkompetenz, Humor und Familiensinn sind für mich die wichtigsten Eigenschaften.

Welches Buch hat Ihr Leben massiv beeinflusst?
Die Bücher von Max Frisch, der am Ende seines Lebens mein direkter Nachbar war. Und nach seinem Tod zügelte ich in seine Wohnung und begoss seine Papyruspflanzen.

Sie dürfen Ihren Wohnort neu designen: Aus welchen Städten und Landschaften setzen Sie ihn zusammen?
Zürich ist perfekt. Besser geht es nicht. Und ich sage dies, weil ich wirklich grosse Teile der Welt kenne.

Als Sie Kind waren, was hat Ihre Mutter Ihnen da immer gesagt?
Roscheee!

Ihr Spitzname als Kind?
In der Schule nannten mich viele Schawi.

Erinnern Sie sich an Ihren ersten Schulschatz?
Sie hiess Doris. Und wir versuchten uns mit zwölf beim ersten Zungenkuss, wie sie mir erst kürzlich zu meiner völligen Überraschung erzählt hat.

Wer ist Ihr bester Freund?
Kein Promi, kein Überflieger. Ein treuer Mensch.

Als Sie 16 Jahre alt waren: Wie sah da Ihr Zimmer aus?
Viele Bücher, ein Tonbandgerät, einige Kunstdrucke von Impressionisten an den Wänden, ein Schreibtisch, ein Bett, eine Schreibmaschine. Also alles, was ich brauchte.

Wann haben Sie zuletzt etwas Selbstgebasteltes geschenkt?
Als Bub habe ich einst extrem gern Plastikflugzeuge zusammengeklebt. Das wars schon. Dafür bastelt unsere Tochter Lea leidenschaftlich, was mich unheimlich freut.

Was für ein Gemüse wären Sie?
Meine Lieblingsfrucht ist die Ananas. In meiner Jugend gab es sie nur aus der Dose, und da hatte sie leider einen metallenen Nachgeschmack. Daher geniesse ich sie als Frucht ganz besonders.

Um wie viel Prozent müssten Sie Ihr Arbeitspensum reduzieren, damit Sie massiv glücklicher wären?
Ich kann meine Arbeitszeit selbst einteilen und fühle mich damit sehr privilegiert. Mit nunmehr 71 Jahren glaube ich, dass ich mir dies verdient habe.

Können Sie sich vorstellen, Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen?
Ja, absolut. Ich bin bei Exit angemeldet.

Falls Ihr Leben verfilmt wird, welcher Schauspieler soll die Hauptrolle spielen?
Ein junger Al Pacino.

Welche Pille sollte erfunden werden?
Die Medizin wird in den nächsten Jahren fantastische Fortschritte machen. Bald wird man das Alter nicht mehr als Krankheit sehen wie heute. Da kommt sehr viel Gutes auf uns zu. Davon wird meine Generation nur noch am Rande profitieren, dafür aber alle folgenden.

Wofür wird man uns in hundert Jahren verurteilen?
Verurteilen wird man uns, dass wir dem katastrophalen Klimawandel nicht rechtzeitig Einhalt geboten haben.

Was in Ihrem Alltag müssten Sie aus ökologischer Sicht dringend verändern?
Wenig. Sowohl Warmwasser als auch Strom produzieren wir mit Solarzellen. Und seit bald drei Jahren fahre ich einen Tesla.

Haben Sie ein Tattoo?
Nein. Die Nazis haben die Leute in den Konzentrationslagern mit Nummern tätowiert, bevor sie sie ermordeten. Deshalb kam für mich ein Tattoo nie infrage.

Der beste Ratschlag, den Sie je bekommen haben?
Verkauf dich nie für Geld. Bleib immer deinen Grundsätzen treu.

Von Philipp Mäder am 27. Juni 2016 - 05:30 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 15:05 Uhr