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Steffi Buchli im grossen Interview

Die Moderatorin über Tochter Karlie, Yoga und ihre roten Haare

Die nächsten zwei Wochen sendet sie live aus Rio. Wenns hektisch wird, macht sie Yoga. Steffi Buchli isst kein Fleisch und lebt bewusst. «SI Gruen» hat mit der Moderatorin über Ernährung, Kindererziehung und die Zukunft gesprochen.

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Steffi Buchli nach Baby mit Kind über Frisur Job und Rio

In der Stadt fühlt sich Steffi Buchli wohl.

Raphaela Pichler

SI Gruen: Steffi Buchli, «urban» lautete Ihr Wunsch für unser Fotoshooting. Halten Sie es gar nicht aus in der Ruhe der Natur?
Steffi Buchli: Momol, das schon. Erst kürzlich verbrachte ich mit meinen Eltern ein Wochenende in Cunter bei Savognin und merkte, dass ich die Stille der Natur extrem geniesse. Nach ein paar Tagen gehe ich dann aber gern wieder in den Trubel zurück.

Sie als ehemalige Unihockey-Spielerin machen heute Yoga. Wie kommt das?
Ich habe immer mal wieder Lust, etwas Neues zu lernen. Mal war es Tennis, dann habe ich Gesangsstunden genommen, und vor eineinhalb Jahren habe ich Yoga entdeckt. Die Wirkung hat mich sehr überrascht. Während der zweiten Lektion musste ich plötzlich losheulen. Was in einem drin passiert, wenn man mal richtig zur Ruhe kommt, hat mich völlig überwältigt. Ich bin ein absoluter Gischpel und bin
in den letzten Jahren nie mehr so richtig runtergekommen.

Interessiert Sie auch der spirituelle Teil des Yogas?
Als ich damit begann, dachte ich nur an die neuen Bewegungsabläufe. Unterdessen ist es viel mehr. Mit Yoga finde ich zu mir. Die Atemtechniken sind eine echte Entdeckung. Es tönt so banal, aber es bringt so viel, wenn man sich im hektischen Alltag ab und zu Zeit nimmt und zehn bewusste Atemzüge macht.

Ich habe etwas Bammel vor der langen Trennung

Sie senden die nächsten zwei Wochen live aus Rio. Reisen Sie mit der ganzen Familie dorthin?
Nein, obwohl wir uns das erst überlegt haben. Doch es würde keinen Sinn machen. Es wäre nur ein zusätzlicher Stress. Ich habe etwas Bammel vor der langen Trennung. Aber ich möchte es ausprobieren und freue mich sehr, dass ich für SRF die Olympischen Spiele präsentieren darf. Wir senden ein 24-Stunden-Programm, das gab es noch nie!

Olympische Spiele sorgen jedes Mal für Kritik. Auch in Rio. Man liest von Korruption, von Anlagen, die in Naturschutzgebieten gebaut werden. Wie gehen Sie mit dieser Seite des Sports um?
Ich habe 2004, als Olympia in Athen stattfand, zum ersten Mal als Sportjournalistin über einen solchen Anlass berichtet. Schon damals diskutierte man die gleichen Themen. Ich hab mir seitdem einen Weg zurechtgelegt: Vor den Spielen lese ich alles, sauge alles auf und bilde mir eine Meinung. Sobald es losgeht, wechsle ich in den Modus der Sportjournalistin und konzentriere mich auf die Athleten und ihre Wettkämpfe. Ich denke, das ist die beste Handhabe. Obwohl auch dies immer ein wenig von einem Gefühl der Machtlosigkeit begleitet wird.

Täuscht der Eindruck, oder fehlt es im Spitzensport oft an ökologischem Bewusstsein? Der ehemalige Eishockey-Spieler Andreas Hänni war als Veganer eine absolute Ausnahme...
...und viele Leute haben sich gewundert, dass er überhaupt seine Leistung erbringen kann, darüber musste ich schon schmunzeln! Ich denke, dass sich in den letzten Jahren einiges geändert hat. Ich kenne viele Spieler, die sich sehr bewusst ernähren und neben dem Eishockey Yoga machen. Bei den Einzelsportlern gibt es einige, die innerhalb von Europa nicht mehr fliegen, sondern den Zug nehmen.

Für mich macht es wenig Sinn, ein totes Lebewesen zu essen

Sie selbst ernähren sich vegetarisch. Aus welchem Grund?
Als ich 2008 für SRF nach China an die Olympischen Spiele reiste, habe ich erstmals ganz auf Fleisch verzichtet. Dabei blieb es. Erst später kam die Erkenntnis, dass diese Ernährung auch viel umweltfreundlicher ist. Für mich macht es zudem wenig Sinn, ein totes Lebewesen zu essen. Ein Tier, das umgebracht wurde, hat für mich keine gute Energie.

Wie hat Ihr Umfeld reagiert?
Das kümmerte niemand gross. Mein Mann, der per Zufall kurz nach meiner Ernährungsumstellung in mein Leben kam, ist ohnehin ohne Fleisch und Fisch aufgewachsen. Das passte also prima.

Haben Sie schon eine vegane Ernährung ausprobiert?
Noch nicht über längere Zeit. Grundsätzlich finde ich es sehr erstrebenswert, aber ich liebe Käse und Joghurt zu sehr. Da ich gern in der Küche experimentiere, teste ich oft Produkte aus einem veganen Onlineshop. Veganer Parmesan schmeckt zum Beispiel lecker.

Viele Menschen entdecken den Bioladen gleichzeitig mit der Geburt ihrer Kinder. Die Sorge um die Zukunft und unsere Umwelt wird wichtiger. Wie war dies bei Ihnen?
Ich war schon vorher Kundin im Reformhaus, ich kaufe gern dort ein. In den letzten Ferien habe ich das Buch «Zehn Milliarden» gelesen, in dem der Autor Stephen Emmott darüber schreibt, wie es mit unserer Welt weitergehen soll, wenn mal zehn Milliarden Menschen auf ihr leben. Beim Lesen wurde mir bewusst: Karlie, unsere Tochter, wird von diesen Problemen einmal direkt betroffen sein.

Wie sind Sie aufgewachsen?
Sehr bodenständig! Meine Eltern waren fleissige Schrebergärtner. Zu meiner «Unfreude» musste ich jeweils am Samstag jäten, statt mit Freundinnen shoppen zu gehen. Wir assen praktisch ausschliesslich saisonales Gemüse aus eigenem Anbau. Im Nachhinein finde ich das sehr cool.

Wie steht es um Ihre gärtnerischen Ambitionen?
(Lacht laut.) Diese beschränken sich auf die Pflege von ein paar Küchenkräutern auf der Terrasse und auf einen kleinen Blumengarten, wo ich mit Freude rumschnipple.

Frauen bedanken sich, dass ich dieses Thema angesprochen habe

Überlegen Sie sich bereits, was für Werte Sie Ihrer Tochter weitergeben wollen?
Solche Gedanken beschäftigen mich sehr! Es gibt diese traurige Studie, dass Kinder nicht mehr wissen, woraus Ketchup hergestellt wird. Karlie soll mal die ganze Vielfalt an Gemüse kennen und auch ein Bewusstsein dafür entwickeln, was wir für ein Glück haben, ein so privilegiertes Leben führen zu dürfen.

Als Sie nach Ihrem Mutterschaftsurlaub wieder anfingen zu arbeiten, führte das zu bösen Kommentaren. Ist das jetzt noch ein Thema?
Ich bekomme nach wie vor Mails und Briefe, unterdessen sind es mehrheitlich positive Reaktionen. Frauen bedanken sich, dass ich dieses Thema angesprochen habe und öffentlich sage, dass ich gern berufstätig bin.

Wenn wir beim Thema Gleichberechtigung sind: Wer kümmert sich in Ihrem Haushalt um den Einkauf?
Da ich oft zu Ladenöffnungszeiten freihabe, mache ich dies. Generell teilen wir uns die Hausarbeit und gehen pragmatisch vor. Beim Kochen zum Beispiel übernimmt einfach derjenige, der abends früher zu Hause ist.

Worauf achten Sie beim Einkauf von Lebensmitteln?
Ich habe strikt aufgehört, Gemüse und Obst zu kaufen, das nicht saisonal ist oder aus Übersee kommt. Das schmerzt manchmal - gerade wenn man Lust auf eine Mango hat und die Frucht einem aus dem Regal anlacht.

Wer verhält sich zu Hause ökologischer? Sie oder Ihr Mann?
Wir haben beide unseren Teil in den Haushalt eingebracht: Er ist eher der Stromspar-Fuchs. Ich achte darauf, dass wir nicht zu viel Wasser verbrauchen.

Gibt es darüber Diskussionen?
Nachdem ich «Zehn Milliarden» gelesen hatte, drehte ich jeweils energisch den Wasserhahn zu, den er während des Rasierens laufen liess. Das fand er nicht so lustig. Und klar, gelegentlich diskutieren wir darüber, wo wir uns noch ökologischer verhalten könnten. Man hat immer Raum nach oben. Definitiv!

Die roten Haare sind nicht mit Henna gefärbt

Wo sündigen Sie?
Ich habe zum Beispiel ein Auto, mit dem ich unterwegs bin, wenn ich spät arbeite oder in die Stadien rausmuss. Auch mag ich nicht viermal den Zug wechseln, wenn ich eine Freundin besuchen gehe.

Wie sind Sie sonst unterwegs?
Wenn ich freihabe, nehme ich meist den öffentlichen Verkehr oder auch das Velo - doch dafür ist Karlie noch zu klein.

Ihre Nägel leuchten meist in knalligen Farben. Verwenden Sie ökologischen Nagellack?
Ja, immer! Auch mein Nagellackentferner ist ungiftig und biologisch abbaubar. Bei Pflegeprodukten bin ich sehr konsequent. Ich habe mir mal die Haut ruiniert mit schlechter Kosmetik, die Parabene enthielt. Seitdem habe ich umgestellt auf natürliche Produkte.

Und die roten Haare...
…sind nicht mit Henna gefärbt! Sondern mit Chemie, ein bisschen Inkonsequenz darf sein.

Von Barbara Halter am 7. August 2016 - 05:50 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 14:59 Uhr