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«Ich bin null verzweifelt»

Stéphanie Berger über Liebe, Sex und Machos

Harte Zeiten liegen hinter Stéphanie Berger: Pech mit Männern. Alleinerziehend. Dazu bedroht von Stalkern. Trotz allem verlor die Komödiantin nie ihren Humor. Die Ex-Miss zeigt sich stark wie nie zuvor - und sagt Machos den Kampf an.

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Stephanie Berger Single über Sohn Freund Liebe und Stalker

Als Mutter eines Sohnes findet Stéphanie Berger: «Ein Kind kann von einem ausgeglichenen, glücklichen Mami nur profitieren.»

Thomas Buchwalder

Stress hat sie aus ihrem Leben verbannt. «Ich nenne das jetzt Hektik, und schon ist es kein Stress mehr», sagt Komikerin Stéphanie Berger, 39. Gelassenheit ist zur Grundhaltung geworden. Seit der Wahl zur Miss Schweiz 1995 hat sie ihren Weg gefunden, feiert gerade mit ihrem dritten Comedy-Programm «No Stress, No Fun!» Premiere. Im Leben des alleinerziehenden Singles gab es viele Hochs und Tiefs. «Letztes Jahr war ich oft im Kreislauf aus Schmerz und Ohnmacht gefangen.» Bis zum 24. Juli 2016. «Das Datum wurde zu meinem persönlichen Feiertag.»

Schweizer Illustrierte: Stéphanie Berger, was passierte an diesem Tag?
Stéphanie Berger: Ich schloss einen Vertrag mit mir selbst - schriftlich. Ich nahm alles rein, was ich in meinem Leben ändern wollte. Ich brauchte drei Tage, um zu unterschreiben. Dann suchte ich Antworten, wie ich Dinge ändern kann. Positives Denken alleine half da nicht.

Sondern?
Gescheite Bücher. Und Rituale. Ich stehe zum Beispiel morgens eine halbe Stunde vor meinem Sohn auf, meditiere und setze mir vier Tagesziele: einmal richtig lachen, etwas Neues lernen, etwas für die Zukunft tun und Nächstenliebe geben.

Wie wirkt sich das aus?
Erstmals im Leben bin ich stolz auf mich. Ich habe jetzt Platz für Freude, gerade im Alltag mit meinem Sohn Giulien. Am Anfang überforderte mich die Mutterrolle. Ich liebte die nahen Kuschelmomente, aber das permanente Geben fand ich sehr anstrengend. Erst als er gehen und sprechen lernte, entspannte ich mich.

Und schon kam die Trotzphase.
Schrecklich. Ich hatte zweimal die Erziehungsberatung zu Hause. Er kannte wirklich gar keine Grenzen, ich wusste nicht mehr, was machen. Ich habe vier Jahre gebraucht, um mich als Mami
voll und ganz auf Giuli einzulassen.

Wie ist Ihr Verhältnis heute?
Ich liebe ihn über alles! Wir blödeln viel, das musste ich lernen. Das menschliche Hirn ist nicht für Freude gemacht, sondern um zu überleben. Kinder lachen etwa 400-mal am Tag, wir Erwachsenen nur noch etwa 15-mal.

Aber das ist bei Ihnen sicher anders.
Ja, Giuli und ich meistern stressige Situationen jetzt mit Humor. Wenn er beim Essen kleckert, schimpfe ich nicht, sondern erkläre ihm, dass es einfach wichtig sei, schön zu essen, während ich mir mit dem Löffel den Brei ins Gesicht schmiere. Diese Art von Humor versteht er schon mit seinen siebeneinhalb Jahren.

Für viele ist Sex nur Selbstbestätigung

Ist Giulien der einzige Mann in Ihrem Leben?
Ja, neben guten Freunden im Moment schon.

Sind Sie denn auf Männersuche?
Nein! Ich bin null verzweifelt, mir fehlt nichts. Es müsste schon von selbst passieren.

Und wie ist es mit Sex?
Ich lebe gerne eine eigene Sexualität, dann ist es wenigstens befriedigend (lacht). Nein, ehrlich, für viele ist Sex nur Selbstbestätigung. Für mich ist es die schönste Ausdrucksform zwischen zwei Liebenden.

Sex ohne Liebe ist also undenkbar?
Ja. Da geht es nur um Befriedigung, die für viele Frauen eben unbefriedigend ist. Ehrlich, nach ein wenig küssen und lustig könnten wir meistens aufhören.

Letzthin sagten Sie, Sie glauben nicht mehr an die grosse Liebe.
Ich glaube, dass es einen Mann gibt für mich. Ich weiss nur nicht, ob ich ihm noch begegnen werde.

Wann waren Sie zuletzt verliebt?
Vor zwei Jahren. Ich weiss, was es heisst, von Herzen und mit Seele zu lieben. Eine schöne Erfahrung - aber auch schmerzhaft.

Lügen und betrügen, das geht für mich nicht, erlebt habe ich es dennoch

Warum gingen Ihre Beziehungen zu Bruch?
Ich glaube, gescheitert sind sie oft an Bindungsunfähigkeit. Ich bin ein Mensch, der noch an alte Werte wie Treue, Ehrlichkeit und Vertrauen glaubt. Lügen und betrügen, das geht für mich nicht, erlebt habe ich es dennoch. Mit der Haltung bin ich wohl ein gesellschaftlicher Aussenseiter. Da verzichte ich gerne auf das Drama.

Das Drama um Ihren Stalker ist vorerst beendet, er wird weiterverwahrt. Letztes Jahr hatte er im Internet aufgerufen, Sie zu töten.
Ja, ich bin erleichtert. Es gab einen Moment, der mir sehr eingefahren ist: als der Staatsanwalt sagte, er könne für nichts garantieren, falls der Stalker aus der Psychiatrie entlassen werde.

Er will das Urteil ans Bundesgericht weiterziehen. Schützen Sie sich für alle Fälle?
Nein! Angst ist kein Wegbegleiter. Ich hatte in den 21 Jahren seit meiner Amtszeit als Miss Schweiz drei Stalker. Aber ich bin Realistin. Wenn jemand mir wirklich etwas Böses will, schafft er das. Nur meinen Sohn schütze ich vor der Öffentlichkeit.

Hadern Sie mit Ihrem Leben als Prominente?
Manchmal. Ich brauche Öffentlichkeit nicht, aber sie gehört zu meinem Beruf - und den liebe ich.

War Ihnen der Preis für Ihre Berühmtheit nie zu hoch?
Doch, gerade in der Liebe. Jetzt bin ich seit sieben Jahre Single. Das liegt bestimmt teilweise an der Bekanntheit. Männer sprechen mich nicht an und wenn, oft plump und einfältig!

Wie sieht Ihr Traummann aus?
Er tritt selbstbewusst auf, hat Eleganz und Dominanz. Mit Unterdrückung hat das nichts zu tun, sondern damit, dass er mir Sicherheit und Geborgenheit geben muss. Gentleman-Sein sollte zwingend ein Schulfach werden.

Das tönt nach klassischen Rollen.
Ich spreche nicht von Tätigkeiten, sondern von Umgangsformen. Wenn Frauen wieder verletzlicher sein und Männer ihren Beschützerinstinkt ausleben dürften, ohne dass Anstand und Respekt verloren gehen, das wäre echte Emanzipation für mich.

Sexismus ist etwas vom Perfidesten

Sagen Sie deswegen, der Feminismus sei gescheitert?
Wir haben viel erreicht, aber noch nicht alles! Gleichberechtigung ist nötig. Nur frage ich mich: Ginge es nicht mit etwas mehr Charme? Charmanzen sind mir lieber als Emanzen.

Wo brennts am meisten?
Sexismus ist etwas vom Perfidesten.

Haben Sie ihn selbst erlebt?
Während meines Miss-Schweiz-Jahres ständig. Ich kann es nicht beweisen, ob ich mal einen Job nicht bekam, weil ich einen Mann in Machtposition abgewiesen habe.

Was tun Sie, damit Ihr Sohn nicht so wird?
Giulien soll gute Umgangsformen und Respekt mitbekommen. Das versuche ich ihm vorzuleben. Auch dadurch, dass ich ihn ernst nehme. Natürlich ist er ein Kind, das noch Führung und Leitplanken braucht. Aber ich weiss, dass ich ihn zum Beispiel nicht mehr vor anderen zurechtweisen darf. Da fühlt er sich blossgestellt. Stattdessen suche ich ein Gespräch auf Augenhöhe. Kürzlich war ich krank, da holte er Decken und Kissen, servierte Trauben, massierte meine Füsse. Er kümmerte sich so lieb. Da merkte ich: Ja, es ist schon ganz viel da.

Jetzt spielen Sie wieder ein grosses Comedy-Programm. Wie schaffen Sie sich Zeit für Ihren Sohn?
Wir haben heilige Auszeiten. Da machen wir Velotouren oder kochen. Ich bestehe aber nicht nur aus Mutterrolle. Ich liebe meinen Beruf! Giulien wächst im Dreieck zwischen mir, seinem Vater und den Grosseltern auf. So ist es besser für ihn.

Wieso?
Ein Kind kann von einem ausgeglichenen, glücklichen Mami nur profitieren.

Von Michèle Graf am 13. April 2017 - 05:30 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 14:11 Uhr