Ganz im Gegensatz zu meiner Kollegin Maja Zivadinovic, liebe ich Krimis. In jeglicher Form. Immer. Versuchen Sie mal, mich an einem «Tatort»-Sonntag vom heimischen Sofa zu kriegen. Es geht sogar soweit, dass ich an krimifreien Tagen, schlecht produzierte ARD-Schinken schaue, nur um nicht am kalten Entzug zu leiden.
Dank «Wilder» aber haben nun auch die Dienstage einen Sinn. Rosa Wilder (Sarah Spale, 37) und Manfred Kägi (Marcus Signer, 52) fesseln mich schon seit vier Wochen. Aber ich verfluche das SRF dafür, dass wir die Serie nicht à la Netflix serviert bekommen und bingewatchen können. Echt jetzt!
Egal, nach einer Woche «Cold Turkey» ist meine Kuhle im Sofa vorgewärmt, der Tee dampft und mein Partner hat Wohnzimmer-Verbot. Ab nach Oberwies.
Jeder mit jedem und schwangere Teenager
In Folge vier erfuhren wir, dass Rosa Wilder doch Sex hat, und zwar am liebsten mit ziemlich ungünstigen Partnern. Die Ermittlerin hatte mit zarten fünfzehn Jahren eine Liaison mit dem getöteten Armon Todt (Christian Kohlund, 67) und wurde von dem Künstler schwanger! Ihre Eltern zwangen den Teenager damals zur Abtreibung.
Werden von ihren Gefühlen zur Sünde verleitet: Rosa Wilder (Sarah Spale) und Daniel Räber (Jonathan Loosli).
SRF/Pascal MoraUnd weil ein väterlicher Liebhaber nicht genug ist, lässt sie sich im Zuge der Ermittlungen auch noch zu einem Quickie mit Daniel Räber (Jonathan Loosli, 38) hinreissen. Im Schulzimmer ihres verstorbenen Bruders, beobachtet von Räbers geistig verwirrter Mutter Bea (Emanuela von Frankenberg, 56) und seiner Frau Nicole (Nina Mariel Kohler, 33). Erneut eine gute Wahl, Rosa!
Racheakten und ein falscher Verdächtiger
Die betrogene Ehefrau spielt der Polizei dann auch aus Rache Akten zu, die einen Zusammenhang zwischen der Familie Räber und dem fatalen Felssturz, bei dem 12 Kinder ums Leben kamen, dokumentieren. Wir haben also immer noch zwei Tote, eine Komatöse und keine Ahnung.
In Folge fünf will die Serie das ändern und nominiert einen derart klaren Verdächtigen, dass eines noch klarer ist: Robert Räber (László Kish, 60) soll uns lediglich ablenken, der hat mit dem Tod von Todt nichts zu tun. Ein Bauernopfer für die Zuschauer sozusagen. Nicht mir, liebes SRF, nicht mit der Krimitante!
Alles spricht für Robert Räber (László Kish, 60) als Mörder von Armon Todt. Alles, ausser eine alte Krimi-Weisheit: Es ist nie der Verdächtige.
SRF/Pascal MoraIch hasse das!
Gemeindepräsident Räber sitzt richtig tief im «Schissdräck». Sein verschwommenes Foto wird auf dem Handy von Amina Al-Baroudi gefunden (Amira El Sayed, 26). Und als wenn das nicht dumm genug wäre, belegen die Rache-Akten, dass er nach dem Bergsturz dem Verschwörungstheoretiker Franz Ramser das Restaurant Sonne gekauft hat, damit der «d'Schnurre hebt». Armon Todt soll das herausgefunden haben. Und schwups, haben wir ein Motiv.
Ich fühle mich veräppelt. Kann aber nicht einmal klugscheissern, wer der eigentliche Mörder ist. Denn ich habe nicht die geringste Ahnung.
Ein Glasauge bringt den Durchblick: Manfred Kägi (Marcus Signer, 52) ist dem einäugigen Piraten auf der Spur. Mit Hilfe der Prothese, die er im Haus des toten Künstlers gefunden hat, macht er eine Entdeckung, die alles ändert.
SRF/Pascal MoraUnd um die Verwirrung richtig schön abzurunden, serviert «Wilder» in den letzten Minuten der Folge eiskalt einen Zusammenhang zwischen dem Felssturz, dem einäugigen Piraten, den Kägi als David Suter identifizieren konnte, Armon Todt und... der Bundesanwältin Barbara Rossi (Sabina Schneebeli, 54)! Und lässt mich ungläubig, nachdenklich und heiss auf die nächste Folge auf meinem Sofa zurück. Ich liebe das! Und ich hasse das! Jetzt muss ich wieder eine Woche warten. Warum tust du mir das an, liebes SRF?