Herzogin Catherine trägt eine Hose. Eine elegante noch dazu. Dass dies gerade in ihren Kreisen für lange Zeit ein ziemlich gewagtes Unterfangen war, darf sie aktuell getrost ignorieren. Während mehr als 100 Jahren haben zahlreiche Vorkämpferinnen den Weg für diesen Auftritt geebnet. Hosen für Frauen galten lange Zeit als sittenwidrige Monstrosität. Warum?
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Eine Hose betont den Schritt. Und das gehört sich nicht für Frauen, deren Wert in der Gesellschaft für lange Zeit unter anderem an einem keuschen Lebensstil bemessen wurde. Während der französischen Revolution mussten sich Frauen sogar beim Staat eine Bewilligung zum Tragen des revolutionären Textils abholen (das Gesetz gabs übrigens bis 2013. Augenscheinlich hielt sich niemand mehr daran). 1896 propagierten insbesondere wohl situierte Damen die grosse Kleiderreformation. Klamotten sollten gesünder und rationaler werden. Doch erst mit dem ersten Weltkrieg, als Frauen mit anpacken mussten, liess man die Zügel etwas lockerer.
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Die Röcke waren im Arbeitsalltag zu unbequem und eine potenzielle Gefahrenquelle.
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Selbst in den 1930er-Jahren war dieses Foto von Marlene Dietrich noch ein Skandal. Der Hosenanzug (damals mehr oder weniger Männern vorbehalten) gab zu reden. Immerhin nicht mehr, weil die Hose den Schritt betonen soll. Mehr, weil sich diese Marlene Dietrich anmasst, in einer Männerdomäne zu fischen.
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Während des zweiten Weltkriegs fischten Frauen dort zwangsläufig. Die Mode der 40er war dementsprechend pragmatisch. Der klassische Bleistiftrock galt trotzdem ziemlich lange als grenzwertig. Der Grund? Er betont die Figur einer Frau. Und die ist ja schliesslich dem Ehemann daheim vorbehalten. Natürlich gab es schon früher Kleider, die gewisse Bereiche der weiblichen Figur betonten – doch diese eng anliegenden, auf Figur geschnittenen Röcke, die waren knapp 10 Jahre vorher eine kleine Sensation.
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Dabei haben Rocklänge und Schnitt ganz pragmatische Gründe: Während des Krieges gab es kaum Stoff – da nähte man sich nicht einfach ein langes Kleid. Oft gab es nur alte Armee-Uniformen zur Weiterverarbeitung.
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Der Look, den wir hier bei Amal Clooney als elegant und distinguiert wahrnehmen, hat also allerhand frivole Vorgeschichte. Übrigens durften Flugbegleiterinnen der British Airways erst ab 2016 Hosen tragen. Auch schön – und wirklich progressiv – weibliche US-Abgeordnete durften noch bis 1993 nicht im Hosenanzug in den US-Senat.
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2010 vergnügte sich Sängerin Florence Welch am Glastonbury Festival backstage in diesem Kleid. Aus heutiger Sicht? Total ok. Sogar fast ein bisschen brav. Natürlich steckt aber auch in diesem Kleid Frivoles. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts trugen Frauen gerne Chemisenkleider aus leichten (beinahe durchsichtigen Stoffen). Heute sehen wir diese Art von Röcken vor allem in Verfilmungen von Jane Austen Romanen. Dass die Kleider einst als «obszön» galten, kann man sich kaum mehr vorstellen.
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Auch an diesem Auftritt von Herzogin Meghan finden wir auf den ersten Blick nichts Verkehrtes. Welche Frivolität sich Markle hier leistet? Sie zeigt ein bisschen Schulter.
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Als John Singer Sargent 1883/84 dieses Bild von Madame X präsentierte, war die Welt in Aufruhr. Eine entblösste Frauenschulter? So etwas gibt es doch nur in Bordellen. Gut, ist über diese Interpretation kräftig Gras gewachsen.
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Gut auch, dass wir uns inzwischen ebenfalls an diesen Klassiker gewöhnt haben. Früher wären wir mit dieser knappen Strandbekleidung vermutlich direkt im Gefängnis gelandet. So viel entblösste Frauenhaut gab es – pardon – nur im Bordell. Immerhin hatte die Damenwelt eine ziemlich genau deklarierte Rolle in der Gesellschaft. Faszinierend auch: Dass Ursula Andress im Bikini aus den Wellen steigen konnte, hat ganz viel Vorarbeit von Frauenrechtskämpferinnen über mindestens ein Jahrhundert gebraucht.
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Zum Abschluss erfreuen wir uns noch an diesem Klassiker: dem Minirock. Anfang der 60er designte Mary Quant das frivole Stück – und schuf damit vermutlich eines der zeitgeistigsten Kleidungsstücke der Geschichte.
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