Alle Jahre wieder kommt die Zeit der Neujahrsvorsätze. Ich nehme mir immer welche. Auch wenn ich weiss, dass ich sie niemals einhalte. Vielleicht gerade deshalb. Es ist nämlich so, dass Neujahrsvorsätze ihren Schrecken verlieren, wenn man von Anfang an weiss, dass die Chance, dass man sie umsetzt, nicht so gross sind. Es sind dann lediglich Optionen, zu deren Umsetzung man zu einem gewissen Punkt im Leben recht gewillt wäre, einfach vielleicht nicht grad jetzt. So ein bisschen wie in der Politik.
Dabei ist es nicht so, dass ich mich nicht ehrlich bemühen würde. Ich hab sogar mal zwei Wochen lang Dry January durchgehalten. Es war eine Tortur. Nicht, weil mir der Alkohol fehlte. Sondern weil mir die Möglichkeit fehlte, hin und wieder ein Glas Wein zu trinken – oder auch nicht. Ich hab dann irgendwann, ohne besonderen Grund, mitten im Jahr, aufgehört, zu Hause Alkohol zu trinken, und halte das seither so. Weil es sich richtig anfühlt. Einen anderen Grund brauche ich ja nicht dafür.
Ich fluche nur noch selten in meinem Auto
Mein Dauerbrenner der Neujahrsvorsätze: Ich rege mich nicht mehr so oft auf. Find ich noch schwierig. Ich meine, kann man wirklich kontrollieren, ob man sich aufregt oder nicht? Wobei sich an dieser Front nun bereits vor Neujahr einiges getan hat. Ich rege mich beim Autofahren deutlich weniger über andere Fahrer auf. Das liegt allerdings eher daran, dass ich deutlich weniger Auto fahre, seit Kind 2 die Autoprüfung hat, und mich und seine Schwester regelmässig und freiwillig rumchauffiert. Aber grundstäzlich ists ja egal, wie und warum man sie einhält, diese Vorsätze. Ich erzähle jedenfalls allen, dies hören wollen, dass ich wirklich, wirklich nur noch selten fluche in meinem Auto.
«Das klingt relativ einfach. Aber ich sag euch, wies ist: Es ist ein Nervenkrieg, den ich vermutlich auch nächstes Jahr verlieren werde»
Was ich mir diesmal vornehme: Die Aufgaben in unserer WG endlich ein bisschen gerechter zu verteilen. Beziehungsweise dies ein bisschen klarer zu kommunizieren. Beziehungsweise ein bisschen besser durchzusetzen, dass meine beiden Mitwohnenden den ihnen zugeschriebenen Teil übernehmen. Das ist wirklich nicht viel. Kind 1 soll die Küche aufräumen. Kind 2 ist – da stolzer Besitzer eines Führerscheins – für die Entsorgung von Altglas, PET und Plastik zuständig. Gut, ich hätte vielleicht deutlicher kommunizieren sollen, dass das Einladen ins Auto auch zu dieser Aufgabe gehört. Momentan wird das Zeug nämlich nur dann weggebracht, wenn ichs im Wagen deponiert habe.
Das klingt relativ einfach. Aber ich sag euch, wies ist: Es ist ein Nervenkrieg, den ich vermutlich auch nächstes Jahr verlieren werde. Denn wenn sich das Zeug in der Küche stapelt, will ichs jetzt weg haben. Kind 2 hat eine andere Auffassung von Jetzt als ich. Wenn das Kind die Sachen nicht zu dem Zeitpunkt ins Auto verfrachtet, den ich als jetzt verstehe, gibts Endlos-Diskussionen, auf die ich eine Lust habe. Und dann rege ich mich auf. Und das will ich ja auch wieder nicht. Also lade ich das Leergut halt wieder selbst ins Auto. Und räume die Küche auf, damit ich kochen kann – auch Kind 1 ist nicht wirklich mit der eigentlichen Meinung von jetzt vertraut. Soviel zur Option der Einhaltung dieses Vorsatzes. Aber irgendwann gelingt auch der. Spätestens, wenn Kind 1 und 2 ausziehen.