«In der Nacht»
Wenn Sie die Wälzer von Don Winslow mögen und in ihrer Härte ertragen, werden Sie auch mit Dennis Lehane glücklich. Seine Romane sind nur halb so dick wie die von Winslow, aber ebenso spannend und nicht minder gewaltsam. Vom Bostoner Autor stammen Hard boiled stories wie «Mystic River», «Shutter Island» oder «Gone Baby», die allesamt Steilpässe für Kino-Adaptionen lieferten. In «In der Nacht» lernen wir das Schlitzohr Joe kennen, einen jungen irischstämmigen Bostoner mit grossen Ambitionen. Schon auf der ersten Seite steckt Joe in ernsthaften Schwierigkeiten, sprich in einem Betonfuss an Deck eines Schiffes, das sein Erzfeind losgeschickt hat, um Joe endgültig auszuschalten. Wie der dahin gelangt ist und ob er seine angebetete Emma bekommt und behalten kann, schildert Lehane in atemlosem Tempo und in Metaphern, die im Krimi-Genre ihresgleichen suchen. Ihm glückt
der Spagat von Unterhaltung zu ernsthafter Literatur, dass man laut jubeln möchte.
«Nichts als der Mensch»
«Nichts als der Mensch», Galiani.
GalianaMit diesem Buch halsen sich Gernleser eine Aufgabe auf, vergleichbar der des Atlas auf dem Cover, der die Welt stemmt. Das Buch zwingt Leser an einen Tisch, so schwer und gross ist das Prachtsteil. Entsprechend gehaltvoll ist der Inhalt, es sind, so der Untertitel «Beobachtungen und Spekulationen aus 2500 Jahren» rund um unsere Gattung, den Menschen. Brunold hat bei 300 Autoren Kluges und Krudes, Erhellendes und Unerhörtes zusammengetragen und in verständlicher Form wiedergegeben. Wer knochentrockenen Geschichtsunterricht erwartet, irrt. So unterhaltsam aufbereitet waren Tiefsinn und Erkenntnis selten.